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Hamburg-Premiere des Ambassador-Flaggschiffes um 14 Tage verschoben – Taufe im November in Tilbury

Corona-Pandemie und Ukraine-Invasion: Nachdem bereits die in Hadleigh, Suffolk, ansässige Neugründung Tradewind Voyages, eine Tochter der kroatischen DIV-Group, mit der Infahrtsetzung ihres ersten Schiffes, des Kreuzfahrt-Windjammers Golden Horizon, im vergangenen Jahr mit anfänglichen Verzögerungen und Reiseabsagen zu kämpfen hatte, kommt es jetzt auch bei einem weiteren britischen Kreuzfahrt-Start-up zu einem holprigen Start.

Ambience, Animation: Ambassador Cruise Line

Die Ambassador Cruise Line, eine Marke der in Purfleet, Essex, ansässigen Ambassador Cruise Holidays Limited, musste die für den 6. April ab Tilbury geplante erste Reise ihres ersten und größten Schiffes, der Ambience, nach Hamburg um zwei Wochen verschieben und die beiden ersten Abfahrten in die norwegischen Fjorde absagen. Den gebuchten Gästen der drei Reisen seien alternative Reisen oder die vollständige Rückerstattung des Reisepreises angeboten worden, teilte die Reederei mit.

Bei dem 1991 im italienischen Monfalcone erbauten 70285-BRZ-Schiff mit 789 Kabinen für 1400 Gäste handelt es sich um die im vergangenen Jahr durch eine Ambassador nahestehende Eigentumsgesellschaft von dem letzten Eigner Ocean Builders übernommene Satoshi ex Regal Princess, ex Pacific Dawn, die seit dem 14. Oktober 2021 bei der Viktor Lenac-Werft im kroatischen Rijeka einem aufwendigen Upgrading mit besonderem Schwerpunkt hinsichtlich des Umweltschutzes auf die geplante Wiederinfahrtsetzung vorbereitet wird.

Das bereits in Ambience umbenannte und unter Bahamas-Flagge gebrachte Ambassador-Flaggschiff wurde im Trockendock in Kroatien umfangreichen ingenieurtechnischen und anderen Arbeiten unterzogen, zu denen neben der Installation von Abgasreinigungstechnik, auch Ballastwasserbehandlungs- und Abfallrecyclinganlagen auch Reparatur- und Konservierungsarbeiten gehörten. Der Prozess war nach Angaben der Reederei in jüngster Zeit einigen erheblichen Verzögerungen auf der Angebotsseite ausgesetzt, die auch zu einem vorübergehenden Mangel an Verfügbarkeit von Marinegasöl in Kroatien führten.

Während diese Probleme jetzt nun geklärt seien, habe man die Jungfernreise nach Hamburg vom 6. auf den 20. April verschoben. Die Vier-Nächte-Rundreise von Tilbury, auf der das Schiff am 22. April von 08.00 bis 18.00 Uhr am Cruise Terminal Steinwerder in der Elbmetropole liegen soll, ist ab 389 engl. Pfund pro Person buchbar.

Im Anschluss sind weitere 31 Reisen mit Anläufen in mehr als 90 Häfen geplant, wobei die Routen neben den britischen Inseln und norwegischen Fjorden auch Grönland, die Arktis sowie Island umfassen und in den Wintermonaten auch Trips nach den Kanaren, Kuba, in die Karibik, den Kapverden und Skandinavien auf dem Programm stehen.

„Es war eine schwierige Entscheidung, den Start unseres ersten Schiffes zu verschieben. Es ist keine Entscheidung, die in Eile getroffen wurde, sondern etwas, an dem wir unermüdlich gearbeitet haben, um es zu vermeiden. Während wir in der Lage waren, mehrere Verzögerungen zu mildern, die sich auf unser umfangreiches Arbeitsprogramm während der Zeit auswirkten, in der sich die Ambience im Trockendock befand, ist sich jeder bewusst, dass es derzeit in vielen kommerziellen Bereichen zu umfangreichen Unterbrechungen der Lieferkette und Verzögerungen kommt. Zuletzt wurden diese durch die Krise in der Ukraine verschärft“, bedauert der frühere CMV-Geschäftsführer und jetzige Ambassador-CEO Christian Verhounig. Es sei daher nicht möglich gewesen, zu dem ursprünglichen Termin, den man geplant hatte, nach Tilbury aufzubrechen. Die gute Nachricht sei, dass das Schiff trotz der Verzögerung seine Renovierung abgeschlossen hat, es jetzt mit einem höheren Maß an Umweltverantwortung operiert, der Kapitän und die Besatzung an Bord sind und „es sieht wunderbar aus“.

Als Taufpatin für sein Flaggschiff konnte Verhounig die frühere britische Leichtathletin Sally Gunnell (55) gewinnen. Die Zeremonie soll am 19. November in Tilbury stattfinden. Die in Chigwell, Essex, geborene Gunnell, Mutter von drei Kindern, hält als einzige britische Frau vier große internationale Meisterschaftstitel gleichzeitig. „Wir sind unglaublich stolz darauf, Sally als Taufpatin unseres ersten Schiffes zu haben. Sie ist eine wunderbare Fürsprecherin für den Markt der über 50-jährigen und ihr ehrgeiziger Antrieb und ihr Engagement für Leistung spiegeln die Entschlossenheit von Ambassador zu Expansion wider“, freut sich Verhounig.

Auch das zweite Schiff der besonders auf ein authentisches no-fly-Reiseangebot für Bestager über 50 setzenden Reederei, die von der zur amerikanischen Carnival Corporation gehörenden italienischen Costa-Gruppe angekaufte und inzwischen in Ambition umbenannte AIDAmira, liegt seit Mitte Januar dieses Jahres an der mehrheitlich zur italienischen Palumbo-Gruppe gehörenden kroatischen Viktor Lenac-Werft. Sie hatte Anfang Februar d. J. den Auftrag zur Überholung und zum Umbau des 48123-BRZ-Schiffes bestätigt. Nach Angaben der Werft, beträgt der Wert der laut Vertragsspezifikation auf der AIDAmira zu erledigenden Arbeiten mehr als 20 Mio. Euro.

Ambition, Animation: Ambassador Cruise Line

Als Ausführungsfrist seien 12 Monate vorgesehen. Die 216 m lange Ambition, die 1999 von Chantiers de l’Atlantique in St. Nazaire als Mistral erbaut worden war, wird bis zu 1.200 Gäste in ihren 714 Kabinen unterbringen, von denen 125 über einen Balkon verfügen und 113 Suiten mit bis zu 62 m² Wohnfläche sind.

Das nautische und technische Management beider Schiffes erfolgt durch die zur Hamburger Schulte-Group gehörende Firma BSM Cruise Services, während der Hotel- und Cateringbereich von der Ambassador Cruise Line selbst wahrgenommen wird. Bereits Ende Februar hatte die Ambassador Cruise Line die Ernennung der Firma Harding als Einzelhandelspartner für das Waren-Angebot für Gäste an Bord der Ambience mit einer Option zur Belieferung auch der 2023 in Fahrt kommenden Ambition bekannt gegeben. JPM

„Delphin“ folgt der „Astor“

Bei einer Versteigerung vor dem Handelsgericht der kroatischen Hafenstadt Rijeka ist das in Deutschland sehr bekannte Kreuzfahrtschiff Delphin jetzt unter den Hammer gekommen. Den Zuschlag erhielt im Bieterverfahren ein bekannter Schiffshändler aus der Türkei.

Das Schiff soll in den nächsten Tagen seinen Liegeplatz bei der Werft „Viktor Lenac“ freimachen und in die Türkei geschleppt werden. Bei der Versteigerung brachte das Schiff nach kroatischen Medienberichten 3,6 Millionen Euro. Käufer ist die türkische Firma BMS Gemi Donushum San aus Aliaga, die zuvor auch schon die Astor erworben und verschrottet hat.

Insgesamt gab es nach dem Bericht aus Rijeka nur fünf Bieter, die Interesse an der Delphin hatten. Die türkischen Abwracker stachen mit ihrem Angebot aber die Wettbewerber aus. Damit ist das Ende der Delphin besiegelt.

Das Schiff war in Deutschland lange für Delphin Seereisen aus Offenbach und Hamburg unterwegs. Der Unternehmer Heinz-Herbert Hey hatte das Schiff hier speziell für eine Zielgruppe angeboten. Besonders Fans klassischer Kreuzfahrtschiffe buchten dieses Schiff.

Die Delphin begann ihre Karriere vor fast 50 Jahren. 1973 wurde das Schiff im finnischen Turku auf Kiel gelegt. Die Sowjetunion hatte damals mit der Wärtsilä-Werft in Turku einen Vertrag über den Bau von fünf schnellen RoRo-Fähren der modernen Bauart bestellt. Nach dem Vorbild der Anfang der 70er Jahre überall in Mode gekommenen Autofähren mit Kabinen und einem durchlaufenden RoRo-Deck wurde das Schiff unter der Baunummer 1212 am 1. Oktober 1973 auf Kiel gelegt.

Foto: Frank Behling

1974 kam es als Typschiff unter dem Namen Belorussiya ins Wasser. Es folgten in schneller Folge die Schwestern Gruziya, Azerbaizhan, Kazakhstan und Kareliya bis Januar 1976. Alle fünf Schiffe waren nach Republiken der Sowjetunion benannt.

Heimathafen der fünf Schiffe wurde Odessa in der heutigen Ukraine. Die sowjetische Staatsreederei Black Sea Shipping Company hatte dort ihren Sitz.

Konkrete Fährrouten gab es zunächst nicht. Einzelne Einsätze im Schwarzen Meer blieben die Ausnahme. Häfen an der Krim und den Häfen am östlichen Schwarzen Meer wurden von Odessa aus angesteuert.

Zeitweise waren Schiffe der Klasse auch für Militärtransporte bei sowjetischen Manövern im Einsatz. Die Bug- und Heckrampen waren für schwere Fahrzeuge ausgelegt.

Ab Anfang der 80er Jahre kamen die fünf Schiffe dann nach und nach in den langsam aufkommenden Kreuzfahrtmarkt. Die Belorussiya wurde 1983 und 1993 bei der Lloyd Werft in Bremerhaven umgebaut. 1993 trat sie als Kazakhstan II dann auf dem deutschen Reisemarkt die Nachfolge der Schwester Kazakhstan an, die damals in die Karibik wechselte und dort als schwimmendes Spielkasino zum Einsatz kam.

Foto: Frank Behling

Bis 1996 fuhr das 157 Meter lange 500-Betten-Schiff dann unter dem Namen Kazakhstan II, bevor Heinz-Herbert Hey das Schiff den Namen Delphin gab.

2010 gab es dann mit der Einführung der neuen Solas-Regeln keine Perspektive mehr. 2011 kaufte ein indischer Unternehmer das Schiff und brachte es für den Veranstalter Passat Kreuzfahrten in den deutschen Markt. Doch auch dieser Versuch scheiterte bald.

2014 kam das Schiff zur Werft nach Rijeka. Die amerikanische Marine charterte die Delphin als schwimmendes Hotel für Einheiten, die bei der Werft in Martinšćica gedockt wurden. Darunter war 2015 und 2017 auch die Mount Whitney, das Flaggschiff der 6. US Flotte.

Der Eigner Vishal Cruises auf Mauritius konnte keine Anschlussbeschäftigung für das Schiff finden. Bis Anfang 2018 hatten sich die Kosten für Strom, Wasser und Bewachung auf zwei Millionen Euro summiert.

Salamis Filoxenia in Limassol/Zypern, Okt. 2021, Foto: enapress.com

Durch die Versteigerung konnten jetzt die meisten Kosten der Werft gedeckt werden. Von den Schwesterschiffen der Belorussiya schwimmt nur noch die Gruziya. Das Kreuzfahrtschiff liegt als Salamis Filoxenia für die Salamis Lines im Hafen von Limassol. Aber auch bei diesem Schiff steht die Verschrottung bevor. Die in Dubai ansässige Prime Spot Trading kaufte die Salamis Filoxenia im Februar nach Medienberichten bei Tradewinds für angeblich 4,1 Millionen Dollar. Im Gegensatz zur Delphin ist die Salamis Filoxenia aber noch fahrtüchtig, was den etwas höheren Preis erklärt. Sie könnte die Reise zur Abwrackwerft in Asien aus eigener Kraft antreten.   FB