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MV Werften Wismar: Schlüsselübergabe an Untermieter Meyer Wismar „neues Werftkapitel“

In Anwesenheit der rd. 400 für Meyer Wismar tätigen Mitarbeitenden hat der Insolvenzverwalter der MV Werften Gruppe, Dr. Christoph Morgen, am 1. August den symbolischen Schlüssel der Wismarer Werft an Bernard Meyer, Seniorchef der Meyer Werft-Gruppe, übergeben. Die Werft, die sich seit Juni 2022 im Eigentum von TKMS befindet, ist vom Insolvenzverwalter zurückgemietet und für die Fertigstellung des in der Dockhalle befindlichen Kreuzfahrtschiffes an Meyer Wismar untervermietet. Dabei handelt es sich bekanntlich um die 342 m lange und 46 m breite ehemalige Global Dream, die für den damaligen Werft-Eigner und Auftraggeber, den Genting-Konzern in Hongkong, zu rd. 60 Prozent fertiggestellt worden war und nach ihrem Ende letzten Jahres erfolgten Verkauf an den Meyer Werft-Kunden Disney Cruise Line, umgebaut und u.a. mit einem Methanol-Antrieb ausgestattet werden soll.

„Gute Lösungen haben wir bereits im vergangenen Jahr für die drei Werftstandorte in Mecklenburg-Vorpommern, die Neptun Ship Design in Rostock, das Fertigmodulwerk in Wismar, das Hotel in Wismar sowie für die Lloyd Werft in Bremerhaven gefunden“, erklärte Dr. Christoph Morgen. „Die Übergabe der Werft an Meyer Wismar markiert den Beginn des nächsten Werftkapitels.“

Für die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern war Wirtschaftsminister Reinhard Meyer gekommen, um diesen bedeutenden Zukunftsschritt gemeinsam mit den Schiffbauern zu gehen. Er sagte: „Die symbolische Schlüsselübergabe ist Ergebnis der erfolgreichen und gemeinsamen Arbeit aller Akteure für die Beschäftigen und die Werft. Zugleich bestätigt diese Schlüsselübergabe das Handeln der Landesregierung. Wir glauben fest an die Zukunft der maritimen Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern im Interesse der Beschäftigten und der Industrie unseres Landes.“

Auf der Versammlung gab Insolvenzverwalter Dr. Christoph Morgen auch bekannt, dass die von der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern gewährten Massedarlehen für die Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde in Höhe von rund 13 Millionen Euro plus Zinsen vollständig im August 2023 zurückgeführt werden. Diese waren für die Errichtung der Transfergesellschaft gewährt worden, die für das nun erreichte Ergebnis Voraussetzung war. B&P/JPM

Brennstoffzellen-Werk in Kiel

Foto: Frank Behling

Das neue Fertigungszentrum für Brennstoffzellen soll in Kiel im Sommer seinen Betrieb aufnehmen. Die Anlage ist Teil eines Expansionsprogramms der Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Die neue Fertigung soll die Werften der TKMS-Gruppe unabhängiger von Zulieferern wie Siemens machen.

Neben den U-Booten sollen die in Kiel produzierten Brennstoffzellen auch in zivilen Projekten zum Einsatz kommen. Die Werft prüft einen Einsatz der Kieler Brennstoffzellen für Flusskreuzfahrer. Diese Schiffe eignen sich besonders gut, da die hier erforderlichen Leistungsmengen nicht so groß wie bei Hochseeschiffen sind.

Die Werft hat dabei ein Konzept entwickelt, das den Einsatz der Brennstoffzellen in Kombination mit einem Reformer und Batterien geworden. So sind pro Flussschiff in einem Entwurf sechs Brennstoffzellen mit einer Leistung von je 100 Kilowatt Leistung geplant.

Mit 600 Kilowatt könnte beispielsweise bei einem Longship-Typ von Viking River Cruises bereits der gesamte Strom während der Hafenliegezeit erzeugt werden. Die Longships haben derzeit für die Stromerzeugung an Bord vier Caterpillar-Dieselgeneratoren. Dabei sind je zwei Diesel mit 383 Kilowatt für die Stromerzeugung in den Häfen im Einsatz, während die Fahrmotoren jeweils 994 Kilowatt Leistung liefern.


Longships von Viking, Fotos: Frank Behling


Das Konzept der Kieler Werft sieht den Einbau modularer Pakete in Flussschiffe vor, die je nach Schiffstyp zusammengestellt werden. Weitere Zielgruppen für die Brennstoffzellen aus Kiel sind Arbeitsschiffe, Hafenfähren und autonome Systeme. Die Brennstoffzellen-Konzepte haben sich im Marineschiffbau bei über 20 U-Booten bereits bewährt.

Die größte deutsche Werft bietet dabei ihr Know-how als Systemintegrator an. „Hier profitieren wir von unserer Erfahrung im Marineschiffbau“, so Werftvorstand Oliver Burkhard. Die U-Bootbrennstoffzelle ist inzwischen in Kiel Standard und wird weiter optimiert.

In Kiel investiert die Werft fast 250 Millionen Euro in den Ausbau ihrer Fertigung für U-Boote und die Brennstoffzellen. Darüber hinaus ist die Werft seit dem Herbst Eigentümerin des Werftstandorts Wismar der MV Werften.


Foto: Frank Behling

Am Standort in Wismar arbeitet die Werft mit der Meyer Werft an der Fertigstellung des Kreuzfahrtschiffes Global Dream. TKMS unterstütze dabei die Meyer Werft, die bei dem Projekt Global Dream die Federführung habe. „Der Bau von Kreuzfahrtschiffen ist für uns kein Thema“, so Burkhard. Die Kooperation mit Teilen der Branche aber schon.

Im Kreuzfahrtsektor wird die Brennstoffzelle immer wichtiger. Die neue MSC World Europa hat bereits einen Demonstrator an Bord. Die AIDAnova ist ebenfalls mit einer Brennstoffzelle unterwegs und sammelt erste Erfahrungen. 2024 sollen weitere Projekte mit Brennstoffzellen folgen.

Für den Antrieb eignen sich die Brennstoffzellen bislang aber nur bei Schiffen im Hafenbereich oder im militärischen Sektor, wenn die zu bewegende Masse nicht zu groß wird. Bei U-Booten waren Brennstoffzellen deshalb bereits vor 30 Jahren eingebaut worden. Ein U-Boot mit 2000 Tonnen Verdrängung bewegt sich auf Schleichfahrt sehr leise und langsam. Bei einem Kampfschiff mit 10000 Tonnen Verdrängung und ständig wechselnden Fahrtstufen setzen Militärs auch weiterhin auf Dieselmotoren oder Gasturbinen mit entsprechenden Leistungsreserven für die schnelle Beschleunigung. FB

Kein Käufer für „Global Dream“ in Sicht

Die Suche nach einem Käufer für das Kreuzfahrtschiff Global Dream ist weiter nicht von Erfolg gekrönt. Seit Februar ist Insolvenzverwalter Christoph Morgen aktiv mit der Suche nach einem Käufer für das unfertige Kreuzfahrtschiff der MV Werften. Der einzige Interessent mit einem ernsthaften Angebot war die schwedische Stena AB, die das Schiff zusammen mit den drei anderen Genting-Kreuzfahrtschiffen in Asien zu einer neuen Kreuzfahrtmarke formen wollte.

Da aber China auf absehbare Zeit keine Kreuzfahrten mit internationalem Publikum erlauben wird und auch der Reiseverkehr in Asien durch die Pandemie-Maßnahmen nicht wieder an Dynamik gewinnt, stieg Stena wieder aus.

„Aktuell gibt es keinen Käufer für die Global One. Ich bemühe mich dennoch weiter intensiv, bis Ende diesen Jahres einen Käufer für das Schiff zu finden“, so Insolvenzverwalter Christoph Morgen.

Interesse an dem unfertigen Schiff hatte im Frühjahr auch der einstige Auftraggeber Lim Kok Thay gezeigt. Der Insolvenzverwalter bestätigte damals den Kontakt. Auch Schiffsmakler haben Interesse an dem Schiff gezeigt. Ernsthafte Interessenten gibt es aber kein.

Die Global Dream war 2018 bei MV Werften in Warnemünde auf Kiel gelegt und im November 2019 von Warnemünde zur Ausrüstung nach Wismar gebracht worden. Seitdem liegt der 342 Meter lange Rumpf im Trockendock in Wismar.

Ein ganz großes Interesse am Verkauf zum Marktwert hat die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns. Das Land hatte den Bau der Schiffe mit Bürgschaften abgesichert. 300 Millionen Euro könnten im Fall des Scheiterns des Projekts fällig werden.

Dieser Fall tritt ein, wenn die Global Dream zum Schnäppchen wird und eventuell im Rahmen eines Bieterverfahrens gegen Höchstgebot vom Insolvenzverwalter verkauft werden muss. Nach der Übernahme der MV Werft in Wismar durch die Kieler Werft TKMS hat der Insolvenzverwalter Morgen die Wismarer Werft von TKMS zurückgemietet.

Damit hat Morgen noch etwas Luft bei der Suche. „Im Laufe des kommenden Jahres muss die ‚Global One‘ die Schiffbauhalle verlassen. Vereinbart ist weiterhin, dass die Ausrüstungskaje der Werft während des Jahres 2024 als Liegeplatz für das Schiff zur Verfügung steht“, so Morgen.

Heck der „Global Dream“, Foto: Frank Behling

Die Werft TKMS hatte signalisiert, dass sie im Zuge der Vorbereitung für den Produktionsstart in Wismar das Dock ab Ende 2023 für eigene Zwecke bräuchte.

Ein Verkauf des großen Schiffes zum „Schnäppchenpreis“ ist aber inzwischen auch nicht mehr ausgeschlossen. Die einzige Rettung des Neubaus als Kreuzfahrtschiff wären Projekte in Kooperation mit anderen großen Kreuzfahrtwerften wie beispielsweise der Papenburger Meyer Werft, Chantiers de l’Atlantique in St. Nazaire oder der Fincantieri-Gruppe aus Italien.

Angesichts der Größe kann die Global Dream nur von einer überschaubaren Zahl an Werften überhaupt vollendet werden. Voraussetzung ist aber, dass sich eine Reederei mit einer Perspektive für dieses Schiff findet.  

Die Global Dream hat eine Vermessung von 208000 BRZ und 2500 Kabinen für maximal 9500 Passagiere. Damit wäre sie das Kreuzfahrtschiff mit der größten Passagierzahl auf der Welt. Wenn es denn jemals fertiggestellt wird. FB

„Global Dream II“ wird verschrottet

Nun ist es sicher. Für den zweiten Neubau der Global-Klasse von den MV Werften gibt es keine Zukunft. Der im Dock der Warnemünder Werft der MV Werften im Dezember 2019 auf Kiel gelegte Neubau ist erst im unteren Rumpfbereich fertig. Die Maschinen und viele Anlagen waren aber bereits vor Ort.

Wie Insolvenzverwalter Christoph Morgen am Freitag bei einer Pressekonferenz mitteilte, versuche man jetzt einen Teil der Anlagen und Motoren wieder zu verkaufen. Der halbfertige Rumpf soll dann zum Schrottpreis verwertet werden.

Der Fokus des Insolvenzverwalters liegt jetzt voll auf der Global Dream, die inzwischen schwimmfähig im Dock in Wismar liegt. Die Werft in Wismar war am Donnerstag an die Kieler ThyssenKrupp Marine Systems verkauft werden. TKMS will dort ab 2024 U-Boote, Korvetten und Fregatten bauen.

Bis Ende 2023 soll das große Baudock dann frei sein. Alle Pläne zur Fertigstellung der Global Dream am Standort Wismar hätten sich zerschlagen. Es gab zwar zahlreiche Interessenten, doch 21 Wochen nach dem Start des Insolvenzverfahrens ist kein Plan mit Perspektive beim Insolvenzverwalter eingetroffen.

Der einzige echte Interessent war Stena AB aus Schweden. Zusammen mit den drei anderen Genting-Schiffen in Asien wollte Stena AB ein Kreuzfahrtprodukt aufbauen. Ende Mai ist Stena aber abgesprungen, als der ehemalige Genting-Eigner Lim Kok Thay im Mai die Gründung einer neuen Kreuzfahrtmarke in Singapur bekanntgab und gleichzeitig China kein Ende der strikten Reisebeschränkungen bekanntgab. Regulärer Kreuzfahrtverkehr ist damit in weiten Teilen Asiens auf absehbare Zeit nicht denkbar.

Zugleich entwickeln sich rund um das südchinesische Meer die Konflikte zwischen den Anrainern.

Die Global Dream ist aber genau für dieses Kreuzfahrtrevier konstruiert worden. Vor einem Einsatz in Europa oder Nordamerika müssten die Kabinen-, Decks- und das Antriebskonzept grundlegend umgestaltet werden, was ebenfalls erhebliche Investitionen mit sich bringen würde.

Die Global Dream ist inzwischen auch so weit fertig, dass sie als Anhang eines Hochseeschleppers an jeden beliebigen Ort der Welt geschleppt werden könnte. Jedenfalls wenn ein Käufer den gewünschten Betrag bezahlt, der auch die Bürgschaften des Landes Mecklenburg-Vorpommern decken soll.

Wenn sich in den kommenden Wochen kein Käufer mit einem ernsthaften Angebot findet, wird der Insolvenzverwalter die Veräußerung in einem Bieterverfahren wählen müssen. Dann dürfen auch Schiffsmakler mit Kontakt zu Abwrackwerften ihre Gebote abgeben. Der Schrottwert des Schiffes ist angesichts der gestiegenen Schrottpreise auf gestiegen. FB

Unsere Meldung vom 17. November: Disney bekommt „Global Dream“

Pressemitteilung von Disney Cruise Line vom 16.11.: Disney Cruise Line Announces Acquisition of Ship with Plans to Visit New Markets

Unsere Meldung vom 09. Juni: MV Werften: TKMS übernimmt Wismar

MV Werften: TKMS übernimmt Wismar

Die Entscheidung ist gefallen. Die Kieler Großwerft ThyssenKrupp Marine Systems übernimmt den Standort Wismar der MV Werften. Die Kieler Werft will den Standort in ihre Zukunftsplanungen einbinden. Statt Kreuzfahrern sollen dort jetzt Marine- und Spezialschiffe gebaut werden. Für 1500 der einst rund 2000 Mitarbeiter soll es so eine Zukunft geben. Eine Verlängerung der Transfergesellschaft ist bereits in Planung.

Der Vorstand der Kieler Werft TKMS will am Freitag (10.06.) weitere Details zur Übernahme geben. Mit dem Standort Wismar wird TKMS seine Position nicht nur in Deutschland weiter ausbauen. Mit 3600 Mitarbeitern ist TKMS in Kiel heute der größte deutsche Werftkonzern, gefolgt von der Meyer Werft. Weltweit hat TKMS über 6000 Mitarbeiter. 

Herzstück der Werft in Wismar ist das 340 Meter lange und 67 Meter breite Baudock, das zu den größten in Deutschland gehört. In der Bauhalle mit Dock liegt gerade das Kreuzfahrtschiff Global Dream. Es war im Auftrag des ehemaligen Werftbesitzers Genting Hongkong gebaut worden du ist zu etwa 70 Prozent fertig. Wie es mit diesem Schiff weitergeht, ist noch unklar.

Nach dem Insolvenzantrag im Januar befindet sich die Werftengruppe der MV Werften jetzt in der Abwicklung. Während in Wismar die Kieler TKMS die Führung übernimmt, wird in Warnemünde an einer Übernahme durch die Bundeswehr gearbeitet. Die Dockanlage in Warnemünde soll zukünftig durch das Marinearsenal der Rüstungsbehörde Baainbw geführt werden.  FB

Werften satteln auf Refit um

Der Neubaumarkt für Kreuzfahrtschiffe wird auf absehbare Zeit nicht wieder wachsen. Die drei großen europäischen Kreuzfahrtwerften Fincantieri, Chantiers de l’Atlantique und Meyer sind deshalb auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern.

Eine große Bedeutung hat deshalb jetzt das sogenannte After-Sale-Geschäft. Gemeint ist die Betreuung und Bindung der Reedereien über den Zeitpunkt hinaus, wenn die vereinbarte Gewährleistungsfrist endet.

Dieses Geschäft beinhaltet nicht nur die Wartung der Flotte im Rahmen der Werftintervalle. Es geht auch um die Anpassung der Schiffe an die technologisch neuen Konzepte. Ein Beispiel sind die Auflagen durch strengere Umweltvorschriften, wie die Annahme von Landstrom oder die Umstellung auf saubere Treibstoffe.

350 Kreuzfahrtschiffe sind derzeit weltweit im Einsatz. Ein jährliches Auftragsvolumen im dreistelligen Millionen-Bereich wartet auf die Werften. Die Meyer Werft hat deshalb jetzt die neue Tochter Meyer RE zu ihrem Kerngeschäft erklärt. Mit dem Ziel einer „lebenslangen Betreuung“ der Kreuzfahrtflotte will die Werftgruppe mit ihren Standorten in Papenburg, Rostock und Turku in Zukunft neue Aufträge generieren. Werftchef Bernard Meyer bezeichnet diese Firma als „wichtigen Baustein für unsere Zukunft“.

Neben der Erneuerung von Kabinen im Rahmen des Refurbishments sollen auch „innovative Engineering-Projekte“ angeboten werden. Damit will die Werft ihr Knowhow für den Einbau neuer Antriebsanlagen oder Anlagen zur Steigerung der Effizienz anbieten. Dabei sollen die Entwürfe und Ingenieurarbeit an den Meyer-Standorten erfolgen.

Eine Rückkehr der Schiffe zur Meyer Werft selbst ist dabei nicht geplant, was auch die Umweltschützer an der Ems aufatmen lässt. Für die Umbauarbeiten will die Meyer Werft Kapazitäten bei Partnerwerften mit Docks und Pieranlagen nutzen. Diese Werften sollen in der Nähe der jeweiligen Fahrtgebiete der Schiffe liegen.

Ein Beispiel für die Nachrüstung von Kreuzfahrtschiffen liefert AIDA Cruises. Bei zwei Pilotprojekten werden Batterien und Brennstoffzellen nachgerüstet. Die AIDAprima wird in diesem Sommer eines der größten Batteriepakete der Schifffahrt bekommen. Die 2018 von Meyer abgelieferte AIDAnova soll im Sommer mit moderner Brennstoffzellentechnologie nachgerüstet werden. Beide Projekte werden im laufenden Betrieb umgesetzt.

IONA, Foto: Frank Behling

Diese Projekte könnte auch die Meyer Werft für andere Schiffe aus ihrer Produktion vollziehen. Die Werft hatte 2020 mit der Iona das 50. Kreuzfahrtschiff abgeliefert. Ein Großteil der Flotte ist jünger als 20 Jahre.

Die Abkürzung RE wurde mit Bezug auf die Kernbegriffe „Rethink“ und „Revalue“ gewählt. Das Angebot umfasst komplette Wartungsverträge für Reedereien. Das neue Konzept präsentierte die Werft auf der Fachmesse Seatrade Cruise Global 2022 in Miami.

Foto: Frank Behling

Die erfolgreiche Perspektive dieses Projekts zeigt der Rüstungsbereich. Die Werft ThyssenKrupp Marine Systems in Kiel bietet für die weltweit über 100 U-Boote seit Anfang der 70er Jahre dieses Angebot. Ein Großteil des Geschäfts erstreckt sich bis heute auf die Betreuung der Marinen von Peru bis Indien bei der Anpassung der ausgelieferten U-Boote mit neuer Technologie aus Kiel. Dazu gehört zum Beispiel neue Technologie für Batterien, Brennstoffzellen oder neue Elektronik.

Das Geschäft umfasst bei TKMS einen Bereich von mehreren hundert Millionen Euro. So hat die Werft aktuell Aufträge über die Modernisierung der in den 80er Jahren gelieferten U-Boote in Indien, Israel und Peru. Allein aus Peru bekam TKMS 2016 einen Auftrag über 40 Millionen Euro für die Modernisierung von U-Booten, Indien lässt gerade zwei Kieler U-Boote in Mumbai für 35 Millionen Euro modernisieren.

Bei den Kreuzfahrtreedereien schrumpfen die Bestellungen weiter. Bei Beginn der Pandemie waren über 100 Kreuzfahrtschiffe weltweit im Bau oder bestellt. Inzwischen ist das Orderbook auf 75 Schiffe zusammengeschmolzen. Signifikante Auftragseingänge werden angesichts der hohen Verschuldung der großen Kreuzfahrtgesellschaften nicht erwartet. Der Schwerpunkt liegt jetzt auf Konsolidierung und die Abnahme der bestellten Schiffe. Sie haben nach einer Übersicht der „Cruise Industry News“ ein Auftragsvolumen von 48,5 Milliarden Dollar. 169000 Betten sind allein im Zulauf. FB

Kieler Werft will Brennstoffzellen auch für Kreuzfahrer bauen

Die Kieler Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) baut eine hochmoderne Fertigung für Brennstoffzellen der neuesten Generation auf. Ab 2023 sollen am Standort in Kiel sehr leistungsfähige Brennstoffzellen gefertigt werden. Seit 30 Jahren setzt die größte deutsche Schiffswerft Brennstoffzellen bereits bei U-Booten ein. Mit diesen Brennstoffzellen können die U-Boote der Werft mehrere Wochen unter Wasser operieren.  

Die hier bislang für TKMS-Kunden aus Deutschland, Griechenland, Israel, Italien, Südkorea und Portugal genutzten Systeme sind jedoch sehr kompakt und aufgrund der militärischen Anforderungen auch sehr klein. Die nächste Generation ist aber auch für andere Kunden vorgesehen. „Wir denken daran, unser im militärischen Bereich erworbenes Know-how auch für zivile Projekte einzusetzen“, so Alexander Orellano, der Chief Operating Officer und Produktionsleiter der Kieler Werft.

Auf dem Gelände entsteht die neue Fertigungshalle für Brennstoffzellen direkt neben dem Fähr- und Kreuzfahrtterminal Norwegenkai. Dort gibt es bislang auch bereits Teststände und Lagerstätten für Wasserstoff und Sauerstoff.

Als erstes Kreuzfahrtprojekt sei eine Kooperation mit einer Reederei zum emissionsneutralen betrieb von Flusskreuzfahrtschiffen in Arbeit, so Orellano. Namen nannte er dabei noch nicht. Bei einer Präsentation wurde ein symbolisches Kreuzfahrtschiff der Donau-Max-Klasse gezeigt. Die neuen Brennstoffzellen aus Kiel sollen aber auch bei anderen Schiffstypen zum Einsatz kommen.

Die Werft gehört seit 2010 zum ThyssenKrupp-Konzern. Vorher war das Unternehmen als Howaldtswerke-Deutsche Werft auch im Container- und Kreuzfahrtschiffbau tätig. Die Werft baute die Kreuzfahrtschiffe Berlin, Astor und Deutschland. Mit diesem Segment wirbt das Unternehmen auch wieder.

Der Neubau der Fertigungsanlage für Brennstoffzellen ist Teil einer Werfterweiterung in Kiel. Bis 2023 investiert ThyssenKrupp 250 Millionen Euro in den Ausbau des Standorts. Herzstück ist eine neue Schiffbauhalle. FB