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Kein Geld für Stad-Schiffstunnel

Nach Angaben des norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre wird es im Staatshaushalt 2026, der in der kommenden Woche vorgestellt werden soll, keine Finanzierung für den Stad-Schiffstunnel geben. „Im Haushaltsentwurf werden wir bekannt geben, dass wir die Arbeiten am Stad-Schiffstunnel beenden. Es wird so teuer, dass wir es für unverantwortlich halten, das Projekt fortzusetzen“, erklärte Støre.

„Wir haben große Aufgaben in den Bereichen Verteidigung, Gesundheit und Kommunalfinanzen zu lösen. Wir müssen Prioritäten setzen und jeden Cent so einsetzen, dass das Geld so effizient wie möglich investiert wird. Deshalb sagen wir Nein zu diesem Projekt, da es unserer Meinung nach einen so hohen Geldaufwand nicht rechtfertigt”, so Støre weiter.

2021 hatte das Storting das Prestigeprojekt genehmigt – allerdings mit der Vorgabe, dass die Angebotspreise nicht über den veranschlagten Kosten von fünf Milliarden Kronen (gemessen am Kronenwert für 2021) liegen dürfen. Sechs Bauunternehmen haben sich 2025 am Wettbewerb um den Bau des Tunnels beteiligt: zwei norwegische, ein französischer, ein spanisch/norwegischer und zwei chinesische Anbieter. In die Endrunde kamen drei Unternehmen: das Joint Venture Skanska Norge AS und Vassbakk & Stol AS aus Norwegen, die AF Group Norway AS aus Norwegen und die Eiffage Génie Civil aus Frankreich. Anfang September 2025 gaben sie ihre Angebote ab. Und es passierte, was alle befürchtet hatten: Die Angebotspreise lagen über den veranschlagten Kosten. In einem solchen Fall, so hatte das Parlament 2021 entschieden, muss das Projekt zur erneuten Prüfung an das Storting zurückverwiesen werden. 

„Wenn nach all den geleisteten Arbeiten kein Geld für den Baubeginn im Jahr 2026 bereitgestellt wird, wird mit dem Schiffstunnel nichts passieren. Jetzt oder nie. Es ist eine schicksalshafte Zeit für den Schiffstunnel“, erklärte Frank Willy Djuvik von der Entwicklungsgesellschaft Måløy Vekst im August 2025. Anfang September haben 450 Unternehmen dem Parlament eine Petition übergeben, in der sie den Bau des Tunnels fordern.

Die Arbeiten an dem Tunnelprojekt sind schon weit vorgeschritten. Mehrere Gutachten zur Realisierbarkeit wurden erstellt, Landverkäufe wurden in die Wege geleitet. Für den Kauf der Gesteinsmassen, die beim Bau aus dem Berg gesprengt werden sollten, immerhin 5,4 Millionen Kubikmeter, haben sich zahlreiche Firmen und Kommunen interessiert.

2023 hatten die Regierung und das Storting den Bau des Schiffstunnels in Stad schon einmal auf Eis gelegt. Damals lag die Kostenschätzung bereits bei über sieben Milliarden NOK. Nachdem die Küstenverwaltung die Kosten des Projekts überprüft hat und die Regierung dem Parlament aktuelle Zahlen im Zusammenhang mit dem Staatshaushalt für 2024 vorlegen konnte, durften Vorbereitungsarbeiten für den Schiffstunnel fortgesetzt werden. Jetzt werden dieKosten auf 9,4 Milliarden NOK geschätzt. Ob die Nichtberücksichtigung im Haushalt 2026 das endgültige Aus des Schiffstunnels bedeutet, ist noch unklar. Die regierende Arbeiterpartei verfügt nicht über eine Mehrheit im norwegischen Parlament und ist auf die Unterstützung der MDG, der Roten Partei, der Zentrumspartei und der Sozialistischen Linkspartei angewiesen, um den Haushalt im Parlament zu verabschieden.

Zur Überraschung der Befürworter des Tunnels hatte die Reederei Hurtigruten 2018 in einem Schreiben an das Verkehrsministerium, die Küstenverwaltung und die Projektorganisation mitgeteilt, dass sie den Schiffstunnel nicht nutzen will. Gegenüber dem Medienunternehmen E24 sagte der Pressechef: „Ziel eines Stad-Tunnels ist es, die Fahrzeit zu verkürzen, Schadstoffe und das Unfallrisiko zu reduzieren. Für Hurtigruten führt die Benutzung des Tunnels zum Gegenteil. In den letzten 15 Jahren haben die Hurtigruten-Schiffe die Passage, die als Problem betrachtet wird, 12.000 Mal ohne Probleme passiert. Weniger als eine Handvoll Mal im Jahr haben schlechte Wetterbedingungen dazu geführt, dass die Passage nicht genutzt werden konnte. Auch wird der Tourismuseffekt überschätzt. Wenn wir die Fahrpläne nicht drastisch ändern, werden wir früh am Morgen den Tunnel passieren – und es wird nur für ein paar Interessierte, die dafür auf Schlaf verzichten, ein Erlebnis sein.“ JPM

Stad-Schiffstunnel Rendering: Plomp/Snøhetta