China will mehr Kreuzfahrtschiffe bauen
Die chinesische Staatswerft CSSC soll in Zukunft verstärkt den Fokus auf Kreuzfahrtschiffe, Spezialschiffen für den Tiefseebergbau und Schiffen mit Atomantrieb legen. Die China State Shipbuilding Corp. (CSSC) ist mit einem Marktanteil von etwa 30 Prozent am chinesischen Schiffbau der weltweit größte Schiffbaukonzern.
Der Plan von CSSC zur Entwicklung spezialisierter Schiffe entspricht dem Bestreben der chinesischen Regierung, das Land zu der dominierenden Schiffbaunation in der Welt zu machen. Der stellvertretende CSSC-Präsident Ma Yunxiang erklärte am Montag auf einer Fachmesse in China, dass sich das Unternehmen weiter in die zukünftigen Wachstumsmärkte bewegen werde. Die wachsende Fähigkeit des Unternehmens beim Bau von Kreuzfahrtschiffen siegele sich im Bau der Adora Flora City wieder. Das zweite in China selbst gebaute Kreuzfahrtschiff setze Maßstäbe und verbessere die Fähigkeiten zum schnellen Bau von weiteren Kreuzfahrtschiffen.
„Wir sind überzeugt, dass eine leistungsstarke globale Werft nicht nur konventionelle Handelsschiffe bauen kann“, fügte Ma hinzu. „CSSC wird die Adora Flora City voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres ausliefern“, kündigte Ma an. Der Entwurf der Adora Flora City stammt aus Italien von Fincantieri. Dort waren die Schwesterschiffe Costa Venezia und Costa Firenze 2019 und 2021 gebaut worden. Die Pläne gingen danach im Rahmen eines Joint Ventures der US-amerikanischen Carnival Cruise Corporation an CSSC. Bei Fincantieri wird dieser Schiffsentwurf nicht mehr gebaut, da er gerade bei den Umwelttechnologien mit den modernen Schiffsentwürfen nicht mehr kompatibel ist. In China sollte mit dem Joint Venture Adora Cruises eine neue Marke für Asien aufgebaut werden. 2023 stieg aber Carnival aus und verkaufte die Anteile an Adora Cruises.
CSSC äußerte sich im Vorfeld der Marintec China, der weltweit größten maritimen Konferenz und Ausstellung, die jetzt in Shanghai stattfindet. Bei der Marintec China werden in diesem Jahr 2200 Aussteller auf 110000 Quadratmetern erwartet. Der Zuspruch aus der Schifffahrtswelt ist dabei enorm: 80518 Fachbesucher haben sich laut Messegesellschaft angemeldet. Ein Anstieg laut Messe-Gesellschaft um 12 Prozent bei den Fachbesuchern. Die Messe geht vom 5. bis 8. Dezember im Shanghai New International Expo Centre.
Während der Messe will CSSC seine neuesten Entwicklungen beim Bau umweltfreundlicher und intelligenterer Schiffe hervorheben. China verfüge inzwischen über die Werftkapazitäten zum Bau von jährlich etwa 65 Millionen Tonnen Tragfähigkeit. Die chinesischen Werften werden in diesem Jahr voraussichtlich einen Marktanteil von 65 Prozent am globalen Schiffbaumarkt erreichen, sagte Gong Kangkang, Leiter des internationalen Organisationskomitees der Marintec.
Der Schiffbau zählt zu den zehn Kerntechnologien der Pekinger Industriestrategie „Made in China 2025“. Ziel dieser Strategie ist es, China zu helfen, in wichtigen Industriezweigen wie Robotik, Halbleiterchips und Elektrofahrzeugen die Position von globalen Marktführern zu erreichen.
Ein Beispiel ist hier die Kreuzfahrt. Die neu gebaute Werft Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding, eine Tochtergesellschaft von CSSC, lieferte 2023 nach vierjähriger Bauzeit das erste in China selbstgebaute Kreuzfahrtschiff ab. Die Adora Magic City ist dabei ein Pilotprojekt für die Lernfähigkeit. Laut Waigaoqiao benötigte der Bau der 323 Meter langen Adora Magic City 20-mal so viele Arbeitsstunden wie der eines Massengutfrachters der Capesize-Klasse, der größten Frachtschiffklasse. Ma Yunxiang erklärte, das zweite Kreuzfahrtschiff der Serie werde die Fähigkeiten der Werft weiter verbessern. Die Adora Flora City soll in kürze mit der Erprobung beginnen. CSSC baut für die weitere Optimierung eine lokale Lieferkette auf, um Aufträge für weitere große Luxuskreuzfahrtschiffe zu erhalten.
Im Jahr 2023 stammten nur 40 Prozent der in der Adora Magic City verbauten Teile von chinesischen Unternehmen, erklärte Zhou Xi, stellvertretender Geschäftsführer von Waigaoqiao. Der Großteil der Ausrüstung komme entweder aus Europa oder aus den USA.
Ähnlich sieht es beim nächsten Vorzeigeprojekt aus. Das Tiefseebohrschiff Mengxiang wurde Ende 2024 ausgeliefert. Das Schiff kann bei extremen Windbedingungen im Pazifik auch Bohrungen und Tiefseebergbau in 11000 Meter Wassertiefe ausführen. Außerdem kündigte die Werft an, dass die Technologien von CSSC zum Bau atomgetriebener Containerschiffe ebenfalls auf der Marintec China präsentiert würden. Gerade mit Blick auf den CO2-Ausstoß gibt es immer mehr Pläne zum Bau von atomar angetriebenen Handelsschiffen. Zuletzt hatte es immer wieder Meldungen über Schiffe mit Kapazitäten von 20000 bis 24000 Standardcontainern an, die durch Reaktoren statt Zweitaktmotoren mit Diesel oder LNG betrieben werden können. FB
Animation: Adora Cruises



