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Expedition in eine neue Ära: Der neue CEO Gebhard Rainer über die Zukunft von HX

Till Bartels sprach mit Gebhard Rainer, der Chief Executive Officer von HX Expeditions.

Gebhard Rainer, Chief Executive Officer von HX Expeditions

Vor einem Jahr haben Sie das Ruder bei HX übernommen. Was haben Sie bereits erreichen können?

Durch die Trennung von Hurtigruten und HX gab es intern viel Umstellungen und natürlich Unruhe. Doch in den vergangenen Monaten haben wir das gesamte Team stabilisieren können. Wir haben ein klares Ziel und eine klare Strategie für die Firma.

Worauf legen Sie bei HX den Fokus?

Auf drei Säulen, die für uns wichtig sind: Nachhaltigkeit, Wissenschaft und Bildung. Und wir haben auch erfolgreich Neuinvestoren an Bord gebracht, die Geduld und auch die finanziellen Mittel haben, um HX zum Erfolg zu führen.

Im deutschen Sprachraum nennt sich die Reederei „HX – Hurtiguten Expeditions“. Werden Sie den Zusatz noch länger beibehalten?

Nein, in Deutschland genauso wie in England, wo wir diesen Zusatz noch haben, planen wir, bis zum Jahresende auf Hurtigruten im Namen zu verzichten.

Nach außen wird die Firmentrennung durch die neue Bemalung der Flotte sichtbar. Haben alle Schiffe schon das neue Farbschema erhalten?

Ja, alle unsere fünf Schiffe haben den sandfarbenen Streifen. Nur bei der „Nansen“ und „Amundsen“ ist der Rumpf noch schwarz, weil beide noch nicht im Trockendock waren, was nächstes Jahr passieren wird. Dann wird der Rumpf ebenfalls indigoblau sein wie bereits bei der „Fram“, der „Spitsbergen“ und „Santa Cruz II“.

Traditionell fuhren die ersten Expeditionsschiffe wie die „Lindblad Explorer“ aber mit einem signalroten Anstrich in die Polarregionen…

… wir möchten ein neues Zeichen aus zwei Gründen setzen: Erstens, um uns von Hurtigruten abzusetzen. Und zweitens ist es uns wichtig, mit Farben aufzutreten, die beruhigender auf die Umwelt und auf das Tierleben in den Gebieten wirken, in denen wir unterwegs sind.

Was wurde beim Werftaufenthalt neben dem neuen Anstrich bei der „Fram“ und der „Spitsbergen“ verändert?

Bei der „Spitsbergen“ haben wir ein neues Science Center und ein neues Restaurant installiert sowie die öffentlichen Bereiche inklusive Bar renoviert. Auf der „Fram“ wurden die Suiten überarbeitet und die Badezimmer neu gestaltet, die öffentlichen Bereiche aufgefrischt, also mit neuen Teppichen und Bestuhlung versehen. Für die „Fram“ kam es im Trockendock in Panama wegen des Klimas zu einer schwierigen Situation. Wir hatten über 40 Grad, und die Klimaanlage war ausgefallen. Mit nur zwei Tagen Verspätung gelang es uns jedoch, sie wie geplant nach Island zu überführen.

FRAM

Haben diese beiden älteren HX-Schiffe auch Akku-Packs erhalten?

Nein, es sind noch keine Hybridschiffe. Eine Umstellung würde einen größeren Umbau erfordern. Aber wir haben die Effizienz beim Verbrauch von Marinediesel erhöht.

Sie bringen als neuer CEO gute Kenntnisse des nordamerikanischen Marktes mit. Soll das Publikum bei HX internationaler werden?

Absolut, ja. Der amerikanische Markt hat für uns das größte Potenzial und bietet uns das Wachstum, das wir brauchen. Wir arbeiten daran, dass dort die Marke HX durch unsere Sales-Teams und die richtigen Agenturen populärer wird.

Nach Angaben der international Association of Antarctica Tour Operators sind Sie mit der „Amundsen“ und „Nansen“ bereits Marktführer in der Region…

… aber wir sind dabei die verschiedenen Routen und die Reisedauer in der Antarktis zu optimieren. Der amerikanische Markt ist eher auf kürzere Reisen ausgerichtet, auch aufgrund der geringeren Urlaubstage im Vergleich zum europäischen Markt. Wir sehen uns jetzt die Saison 2026/27 an, wie wir auch zehntägige Reisen in den Fahrplan einbauen können, ohne über die Falklandinseln oder Südgeorgien in die Antarktis zu fahren.

Schauen wir nach Norden: In Grönland führt HX in dieser Saison erstmals den Passagierwechsel in Nuuk durch. Profitieren Sie auch von den neuen Linienflügen aus New York zum neuen Flughafen von Nuuk?

Ja, wir haben auf den Flügen von United Airlines ein kleines, aber ausverkauftes Kontingent. Durch Donald Trump hat Grönland ungewollt mehr Aufmerksamkeit bekommen. Aber einen größeren Ansturm an Touristen kann Grönland nicht aufnehmen – die Infrastruktur muss vorsichtig ausgebaut werden. Eine weitere Herausforderung ist das Wetter. Die südliche Westküste von Grönland ist notorisch für Nebel bekannt. Ab und zu kann es zu logistischen Herausforderungen durch gestrichene Flüge kommen.

ROALD AMUNDSEN

Was planen Sie bei HX an neuen Routen und Reisezielen?

Bei den Destinationen werden wir jedes Jahr Anpassungen und kleinere Routenänderungen vornehmen. So fahren wir in diesem Sommer in Grönland und Alaska soweit nördlich wie möglich. In Spitzbergen hat sich durch Regulierungen vieles verändert, wo man jetzt nur noch 43 Anlandungsstellen zur Verfügung hat – im letzten Jahr waren es über 200. Und das arktische Kanada mit der Nordwest-Passage öffnet sich neu, leider durch den Klimawandel. In Alaska haben wir mit unseren kleinen Schiffen ein Alleinstellungsmerkmal. Wir fahren dorthin, wo die Amerikaner mit ihren großen Schiffen nicht hinfahren können.

Und in der Antarktis…

…verändern wir die Anlandungen, steuern neue Buchten an. Prinzipiell bleiben die Großdestinationen so wie sie sind, da liegt der Fokus auf Optimierung. Wir versuchen jedes Jahr hier neue Erlebnisse zu kreieren.

Vor Kurzem hatte HX zu zwei Live-Webinaren zum Thema Arktis eingeladen – eine Idee von Ihnen?

Die waren sehr erfolgreich und sind ein guter Weg, um einen direkten Kontakt mit Kunden und Reiseberatern herzustellen. Im Tourismus geht es um Menschen, da ist der persönliche Kontakt sehr wichtig. Das ist etwas, was ich in 40 Jahren Hotellerie gelernt habe.

Ihre Kunden erhalten in hoher Frequenz E-Mails mit Rabatt- und Preisangeboten – passt das zur Marke HX?

Das sehe ich auch kritisch, und da wird es Änderungen geben. Natürlich braucht zu gewissen Zeitpunkten auch Angebote, um Reisen besser auszulasten. Aber es muss wesentlich strategischer sein. Die Wertigkeit unseres Angebots müssen wir besser vermitteln. Ziel unseres Teams sollte es sein, dass wir circa viermal im Jahr spezielle Angebote machen – wie zum Beispiel am Black Friday.

Zu welchen Zielen registrieren Sie eine große Nachfrage?

Grönland entwickelt sich sehr, sehr gut für uns. Auch bei Spitzbergen-Reisen ist die Auslastung sehr gut. Noch Luft nach oben haben wir bei Winterfahrten in den Norden Norwegens. Wir verkaufen für Anfang und Ende 2026 spezielle Nordlicht-Reisen. Wegen der besonders hohen Sonnenaktivität in der kommenden Saison sind die Nordlichter so stark, dass wir sie garantieren können. Prinzipiell sind wir sehr zufrieden mit der Auslastung. Es geht in die richtige Richtung, und wir sind auf dem richtigen Weg.

Fotos: HX – Hurtigruten Expeditions