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Fiasko um das G7-Hotelschiff für italienische Polizisten

Polizeigewerkschaften bezeichnen Zustand der „Goddess of the Night“ als „unanständig“

Italienische Behörden mussten drastische Maßnahmen wegen des Kreuzfahrtschiffs Goddess of the Night (IMO 9239795) ergreifen, auf dem Polizisten während des aktuellen G7-Gipfels in Brindisi untergebracht waren. Die Gewerkschaften der Polizei berichten dabei von kaputten Toiletten, auslaufendem Abwasser oder auch zerrissen Matratzen in den Kabinen.

Präsident Biden und die weiteren teilnehmenden G7-Staats- und Regierungschefs werden ein Traumerlebnis in einer mittelalterlichen Stadt an der italienischen Küste erleben, doch viele der extra für diesen Gipfel zusammengezogenen Polizisten, die zur Absicherung des Gipfels angereist sind, werden wohl in den ersten Tagen an Bord des Hotelschiffes einen Albtraum erlebt haben.

Denn rund 2.000 Carabinieri wurden auf dem eigens für diesen Gipfel eingecharterten Kreuzfahrtschiff Goddess of the Night einquartiert. Doch das Schiff, die ehemalige Costa Magica, dass gerade erst einen Werftaufenthalt in der Türkei absolviert hat erweist sich für die Polizisten als absolut unzumutbar. So sollen sich auf dem Schiff „unbrauchbare Toiletten“ aufgrund von Abwasserlecks, „zerrissene Matratzen“ und mehrere Anzeichen einer Überschwemmung befinden, so die Gewerkschaft des italienischen Finanzministeriums, die nun eine schockierende Stellungnahme zu den Zuständen veröffentlichte. Zu den weiteren Beschwerden gehörten Bilder von mit braunem Wasser gefüllten Toiletten, fleckigen Teppichen, defekten Klimaanlagen, umgedrehten Matratzen, Abfällen auf dem Schiff und schimmeligem Brot – alles Teil eines Zustands auf dem Schiff, den die Gewerkschaften als „unanständig“ bezeichnen.

Mittlerweile haben die Behörden das 2004 bei Fincantieri erbaute Kreuzfahrschiff zur Beweissicherung beschlagnahmt, denn es steht der Verdacht des Vertragsbruchs und Betrugs im Raum. Denn der Zustand des Schiffs, das für sechs Millionen Euro für den Zeitraum des G7-Gipfels gechartert wurde, soll nicht annähernd den vereinbarten Bedingungen für die Anmietung entsprechen. 

Zudem kritisiert die Polizeigewerkschaft aber auch das italienische Innenministerium dafür, dass der Zustand des Kreuzfahrtschiffs bei der Anmietung im Vorfeld wohl nicht ausreichend in Augenschein genommen worden sei, sodass die Mängel erst nach dem Bezug durch die Polizisten auffielen.

Mittlerweile konnten die meisten Polizisten inzwischen in Hotels und ein kleiner Teil in einer Schule in Bari untergebracht werden. Zudem wurde kurzfristig das Fährschiff GNV Azzura eingchartert, auf das nun in Brindisi rund 600 Polizisten umziehen konnten. Doch auch hier gibt es schon kritische Stimmen der Polizeigewerkschaft, dass die Zustände auf dem 1981 in Schweden erbauten Fährschiff teils sogar noch schlechter sein sollen als auf der Goddess of the Night.

Die neue Kreuzfahrtreederei Neonyx Cruises der griechischen Reederei Seajets wollte mit dem Kreuzfahrtschiff ab Mitte Juli im östlichen Mittelmeer mit einer einzigartigen Mischung aus Party, Luxus und unvergleichlicher Unterhaltung starten. Das 2023 von Seajets erworbene Schiff wurde kürzlich in der türkischen Çanakkale İÇDAŞ-Werft umgerüstet, teilte Neonyx mit. Im Vorfeld der Aufnahmen der regulären Reisen bot sich für die Reederei die lukrative Vercharterung des 272 Meter langen Schiffes, auf dem bis zu diesem Wochenende bis zu 2.600 Polizisten untergebracht werden sollten. In wie weit nach den aktuellen Vorkommnissen das Schiff Mitte Juli als Party-Kreuzfahrtschiff nun an den Start gehen wird, ist derzeit ungewiss. ChrEck

Foto: Neonyx Cruises