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MIR-Studie: Kreuzfahrtschiffe und Fähren gehören zu den besonders gefragten Neubauten

Weltweit planen Reedereien und Werften umfangreiche Investitionen in Effizienz, KI und Flottenmodernisierung. Das ist das Resümee der aktuellen Studie des SMM Maritime Industry Report (MIR) zum globalen Stimmungsbarometer der maritimen Wirtschaft. Ein Jahr vor der Weltleitmesse SMM in Hamburg zeigt sich die Branche zuversichtlich und investitionsfreudig.

Wo sehen Reedereien, Werften und Zulieferunternehmen Chancen – und wo Herausforderungen? Diese Fragen hat die Hamburg Messe und Congress (HMC) gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen mindline zum fünften Mal untersucht, wobei sich 1500 Führungskräfte aus der Branche an der diesjährigen Umfrage beteiligten.

„Die Wachstumsdynamik der Branche ist ungebrochen – das ist ein starkes Signal in bewegten Zeiten“, sagt Claus Ulrich Selbach, Vice President Exhibitions Maritime & Energy bei der HMC. Mit 50,5 Punkten erreicht der Maritime Industry Score – er misst die Differenz zwischen positiven und negativen Markterwartungen – einen deutlich positiven Wert (Skala: –100 bis +100). Trotz eines leichten Rückgangs gegenüber 2023 bleibt das Gesamtniveau hoch.

Erstmals zeigt die Studie, welche Herausforderungen Unternehmen am meisten beschäftigen. Ganz oben: Fachkräftemangel, hohe Energiekosten und zunehmende regulatorische Anforderungen.

„Diese Themen greift die SMM 2026 (1. bis 4. September) gezielt auf“, sagt Christoph Lücke, Direktor SMM. Der Maritime Career Market bringt Talente und Unternehmen zusammen. Zahlreiche Aussteller präsentieren Lösungen zur Effizienzsteigerung und Energieeinsparung. Klassifikationsgesellschaften und Softwareanbieter unterstützen dabei, gesetzliche Umwelt- und Klimavorgaben wirtschaftlich und praxisnah umzusetzen. 

Investitionsbereitschaft auf Rekordniveau

Nachhaltigkeit bleibt ein Top-Thema. Sechs von zehn Befragten erwarten steigenden Druck, ihre Flotten energieeffizient zu modernisieren. Besonders gefragt sind datengetriebene Lösungen – ihre Relevanz ist gegenüber der letzten Befragung um 13 Prozentpunkte gestiegen. Auch Künstliche Intelligenz gewinnt an Bedeutung und wird auf der SMM 2026 erneut ein zentrales Thema. 

Gleichzeitig planen Unternehmen umfangreiche Investitionen in neue Hardware: 48 Prozent der Reedereien wollen bis 2026 „wahrscheinlich“ oder „sehr wahrscheinlich“ neue Schiffe ordern – ein neuer Höchstwert im MIR. Besonders gefragt sind neben Containerschiffen (plus zehn Prozentpunkte gegenüber 2023) RoRo-Fähren und Passagierfähren sowie Kreuzfahrtschiffe.

Das gilt inzwischen auch für Marineschiffe – das komplette Spektrum von U-Booten und Kampfschiffen über Patrouillenboote bis zu Versorgungsschiffen.„Die veränderte weltpolitische Lage mit zahlreichen Konflikten und direkten Auswirkungen auf die maritime Welt macht sich hier deutlich bemerkbar“, kommentiert Dr. Klaus Borgschulte, SMM-Beiratsvorsitzender und Werftmanager.

Neben Nachhaltigkeit rücken bei den Zulieferern After-Sales-Service und Produktlebensdauer stärker in den Fokus. „Qualität wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor“, beobachtet Hauke Schlegel, Geschäftsführer bei VDMA Marine Equipment and Systems. Ein Grund dafür sind immer strengere gesetzliche Vorgaben. „Reedereien können sich Ausfälle nicht mehr leisten – besonders bei nicht redundanten Systemen wie Abgasreinigung oder Ballastwasserbehandlung zählt maximale Zuverlässigkeit“, sagt Richard von Berlepsch, langjähriger Flottenchef von Hapag-Lloyd.

SMM-Direktor Christoph Lücke sieht darin die perfekte Basis für die kommende Weltleitmesse in Hamburg: „Die SMM 2026 versammelt die weltweiten Qualitätsführer der maritimen Industrie. Sie ist nicht nur Marktplatz für technologische Innovationen, sondern auch Plattform für Kooperation und Wissensaustausch, die die Branche entscheidend voranbringt.“ JPM

Foto: Jens Meyer