Es ist nicht nur das neue Flaggschiff von P& O Cruises, sondern auch das größte bisher für den britischen Markt erbaute Kreuzfahrtschiff und das erste ausschließlich mit verflüssigtem Erdgas (LNG) zu betreibende Kreuzfahrtschiff unter britischer Flagge. Nur wenige Tage nach dem am 30. September an die britische Reederei Saga Cruises abgelieferten 58250-BRZ-Neubau Spirit of Adventure konnte die Papenburger Meyer Werft am 9. Oktober in Bremerhaven mit der deutlich größeren Iona den zweiten Neubau dieses Jahres – ebenfalls mit corona-bedingter Verspätung zur Ablieferung bringen. Ursprünglich war die Übergabe des 50. Kreuzfahrtschiff-Neubaus der Werft, die bereits 1995 mit der Oriana ihr erstes Schiff für P & O Cruises als seinerzeit modernstes und mit 69000 BRZ größtes bis dahin in Deutschland gebautes Kreuzfahrtschiff erstellt hatte, bereits für Mai dieses Jahres geplant und wurde dann mehrfach verschoben.
Die Indienststellung soll nunmehr im Februar nächsten Jahres erfolgen. Auch die ursprünglich ebenfalls in diesem Jahr geplante Ablieferung der Odyssey of the Seas (BRZ 169 000), mit der die Werft dann erstmals in ihrer mehr als 225jährigen Geschichte drei Einheiten mit zusammen mehr als 400 000 BRZ übergeben hätte, musste Pandemie-bedingt ins nächste Jahr verschoben werden. Trotz der Streckung des Bauprogramms – zunächst sollen jährlich nur zwei statt drei Schiffe pro Jahr fertiggestellt werden – können sich die rd. 3600 Mitarbeiter der frühestens ab 2022 mit neuen Aufträgen rechnenden Werft auf die mit der nächsten Gehaltsüberweisung im Oktober erfolgende Auszahlung ihres Urlaubsgeldes – rd. 14 Mio.-Euro – freuen, auf deren Aufschub bis zur Ablieferung der Iona sie sich in einer Betriebsvereinbarung verständigt hatten. Mit der Übergabe des Schiffes fließen der von der Corona-Pandemie gebeutelten und auf staatliche Hilfen hoffenden Werft die restlichen 80 Prozent des Kontraktpreises zu.
Die Iona ist das erste von zwei neuen Schiffen für die Marke P&O Cruises. Die Ablieferung des noch namenlosen zweiten Schiffes ist derzeit für Dezember 2022 geplant. Sechs weitere Schiffe für die Carnival Corporation (Miami/USA) sind bereits in Papenburg und bei Meyer Turku für andere Marken des Konzerns bestellt. Die Iona ist das zweite Schiff der LNG-betriebenen Helios-Klasse von Meyer Papenburg. Ende 2018 lieferte die Werft an AIDA Cruises die AIDAnova. Zwei weitere Neubauten folgen für AIDA und eine Einheit für P&O. Während Meyer Turku nach der im Dezember 2019 abgelieferten Costa Smeralda ebenfalls noch drei Helios-Schiffe – zwei für die Carnival Cruise Line und ein Schiff für Costa – zu liefern hat.
„Dies ist wirklich aus verschiedensten Gründen eine ganz besondere Ablieferung für uns. Nicht nur aufgrund der aktuellen Corona-Krise, sondern auch, weil wir vor genau 20 Jahren die Aurora an P&O Cruises übergeben haben. Die Iona ist ein außergewöhnliches Schiff, welches einen weiteren Meilenstein in unserer langen Partnerschaft mit P&O Cruises markiert“, sagt Geschäftsführer Jan Meyer.
„Die Ablieferung der Iona ist ein sehr positives Signal für die Zukunft der Kreuzfahrt“, konstatierte P& O Cruises-Präsident Paul Ludlow bei der Unterzeichnung des Übergabeprotokolls. Nunmehr konzentriere man sich auf die Vorbereitung des Neubaus für dessen neue Jungfernsaison mit Rundreisen vom Basishafen Southampton nach Nordeuropa, Spanien, Portugal und den Kanarischen Inseln.
Der am 6. September 2016 für rd. 950 Mio. Dollar als Bau-Nr. S 710 bestellte Neubau, für den der Brennstart am 25. April 2018 und am 29. Mai 2019 die Kiellegung durch Absenkung des 461 t schweren Kielblocks 1 B im Hallendock der Werft stattfand, war am 14. Februar dieses Jahres ausgedockt und am 18. März emsabwärts zur Erprobung und in die Nordsee überführt worden. Die anschliessende Endausrüstung fand in Bremerhaven statt. Wobei zwischenzeitlich auch Dockungen bei der Damen Werft in Rotterdam – zuletzt vom 28. September bis 3. Oktober – erledigt wurden. Das bei 344,5 m Länge, 42 m Breite und max. 8,80 m Tiefgang auf eine Vermessung von 184 700 BRZ kommende Schiff verfügt über 18 Decks und kann in 2614 Kabinen max. 5206 Gäste unterbringen. Zur Ausstattung gehören neben Bars und Lounges u. a. 12 Restaurants, vier Swimming-Pools und 16 Whirlpools. Architektonisches Highlight ist die rund 970 Quadratmeter große Glaskuppel SkyDome über dem sich über zwei Decks erstreckenden Grand Atrium. Die Kuppel wiegt 105 Tonnen und besteht aus 340 dreieckigen Gläsern. Die Hauptmaschinenanlage besteht aus vier Caterpillar-Dual-Fuel-Motoren des Typs16VM46DF mit einer Gesamtleistung von 61760 kW, die im Hafen und auf See zu 100 Prozent LNG betrieben werden können. Der Antrieb erfolgt über zwei ABB-Azipods mit je 18500 kW für 17 kn Dienstgeschwindigkeit. JPM