Scandlines stellt neue Elektrofähre in Dienst
Die deutsch-dänische Fährreederei Scandlines hat die neue Elektrofähre The Baltic Whale in die Ostsee überführt. Am 20. Oktober machte der Neubau nach seiner Überführungsfahrt im Fährhafen Rödbyhavn auf Lolland fest. Nach einer Ausrüstungs- und Testphase soll die neue Fähre noch 2025 in Dienst gestellt und getauft werden, wie die Reederei auf Anfrage mitteilte.
Die 147 Meter lange Fähre wurde als Ersatz für die beiden Frachtfähren Holger Danske und Kronprins Frederik bei der Cemre Shipyard in der Türkei 2021 bestellt. Das Schiff wurde dann Ende 2022 unter dem Namen Futura auf Kiel gelegt und nach der Erprobung im September abgenommen. Bei der Übergabe wurde die Fähre dann auf Wunsch der Reedereiführung in The Baltic Whale umgetauft.
Mit einem Investitionsvolumen von über 100 Millionen Euro will Scandlines sich auf die Zeit vorbereiten, wenn ab 2030 der Tunnel im Fehmarnbelt seinen Betrieb aufnimmt. Die neue Fähre kostete laut Reederei rund 80 Millionen Euro und ist das Herzstück des Zukunftsprogramms. Weitere 20 Millionen Euro flossen in den Umbau der Fähranleger in Puttgarden und Rödbyhavn für die Aufladung der Batterien der Fähre.
Wenn der Tunnel eröffnet wird, will das Unternehmen durch die Nutzung von Elektroantrieben eine günstigere und emissionsfreie Alternative mit ihren Fähren anbieten. Die Reederei setzt auch bei den Ticketpreisen auf Angebote unterhalb der Tunnel-Maut.
Die The Baltic Whale wird von elektrischen Ruderpropellern angetrieben. Der Strom soll dann aus Windenergieanlagen an Land stammen. Spezielle Anschlüsse für die Schnellladung in den Fähranlegern wurden in Puttgarden und Rödbyhavn installiert. Die Batterie-Pakete mit einer Leistung von zehn Megawattstunden sollen so in weniger als 17 Minuten aufgeladen werden. Die Batteriepakete stammen in diesem Fall vom Schweizer Herstellers Leclanché. Es soll die bislang größte Lithium-Ionen-Batterieinstallation auf einer Fähre sein. Ein ähnliches Paket mit der Leistung hat Aida auch auf der AIDAprima installiert. Es stammt von dem kanadischen Annbieter Corvus und wurde in Norwegen gefertigt.
Das Batterie-Racksystem BESS auf der The Baltic Whale ist modular, skalierbar und verfügt über ein integriertes Kühl- und aktives Sicherheitssystem. Laut Leclanché bieten die flüssigkeitsgekühlten Batteriesysteme zahlreiche Vorteile gegenüber luftgekühlten Batterien, darunter verbesserte Sicherheit, schnelleres Laden, längere Lebensdauer, geringerer Platzbedarf und geringerer Energieverbrauch.
„Mit unserer neuen emissionsfreien Fähre machen wir einen weiteren großen Schritt in Richtung einer grüneren Zukunft des Fährverkehrs. Wir kombinieren nachhaltige Technologie mit hoher Kapazität und effizientem Betrieb – zum Vorteil der Umwelt und unserer Kunden“, erklärt Rasmus Nielsen, Manager für die Schiffsflotte und Verwaltung bei Scandlines.


Ganz ohne Dieselmotoren geht es natürlich nicht. An Bord der 147 Meter langen Fähre sind drei große MTU-Dieselgeneratoren eingebaut, die als Generatoren die elektrischen Fahrmotoren antreiben können. Mit diesen Motoren hat The Baltic Whale auch die 3700 Seemeilen lange Überführung von der türkischen Bauwerft in Yalova über Algeciras und Brest nach Rödbyhavn bewältigt.
In ihrem Heimathafen Rödbyhavn wurde die neue Fähre am Montag von den Mitarbeitern der Reederei begrüßt. Zunächst wird die Fähre dort jetzt noch ausgerüstet.
Wenn die Vorbereitungen für den Testbetrieb abgeschlossen sind, sollen in den kommenden Tagen Tests im Fehmarnbelt mit dem Neubau beginnen. Geplant ist, das Anlegen und Ablegen an den Rampen sowie das Anschließen der Ladetechnik zu üben.
Der 147 Meter lange und 25 Meter breite Rumpf ist so geformt, dass er genau in die Fährbetten der vier Vogelflugfähren passt, für die es in Puttgarden und Rödbyhavn jeweils zwei Anleger gibt. Die Passagierkapazität liegt bei 140 Personen. Auf den Decks sollen bis zu 66 Lastwagen befördert werden. Die The Baltic Whale wird aber vorerst nur für Lkw-Fahrer reserviert. Reisende sollen weiter die vier Doppelendfähren Prins Richard, Prinsesse Benedikte, Deutschland und Schleswig-Holstein nutzen.
Parallel zum Neubau lässt Scandlines die bestehenden Fähren weiter elektrifizieren. So liegt die Deutschland derzeit zum Umbau in Klaipeda. Dort werden weitere Batterien eingebaut. Dafür werden zwei Dieselmotoren ausgebaut. Auch die Deutschland soll ab November im Batteriebetrieb fahren. Danach ist für die Schleswig-Holstein ein Umbau vorgesehen. FB
Fotos: Frank Behling



