Statt wie üblich als Reisejournalist an Bord eines Kreuzfahrtschiffes zu gehen, gab es für Maik Günther die Möglichkeit, als „Containment-Scout“ des Gesundheitsamtes den Behörden in Pandemiezeiten bei der Arbeit auf Mein Schiff 3 zu helfen. Sein Protokoll.
Mitte März 2020: Die Bundesregierung beschliesst umfassende Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus in Deutschland. Geschäfte müssen bundesweit schließen, Einreisesperren für Menschen aus Nachbarländern werden verhängt, der Tourismus kommt zum Erliegen und meine Tätigkeit als Reisejournalist erweist sich als äußerst schwierig.
Dann höre ich, das bundesweit sogenannte „Containment-Scouts“ gesucht werden, also Menschen, die sich unterstützend bei den örtlichen Gesundheitsämtern um die Kontaktverfolgung bei Corona-Infizierten kümmern. Recherche gehört zum kleinen Einmaleins eines jeden Journalisten. Im zugeteilten Gesundheitsamt in Oldenburg ist die Lage indes ruhig. Eine Handvoll Infizierte weist die Statistik für die Huntestadt noch auf, einige Dutzend sind in Quarantäne und gelegentlich melden sich ein paar Reiserückkehrer.
Nach wenigen Tagen kontaktiert mich der Leiter des örtlichen Gesundheitsamtes. Das übergeordnete Niedersächsische Landesgesundheitsamt fragt an, ob Interesse bestünde, den Landkreis Cuxhaven zu unterstützen? Dort hätte vor wenigen Tagen das Kreuzfahrtschiff Mein Schiff 3 im Hafen festgemacht. An Bord würden sich auf CoViD-19 positiv getestete Crew-Mitglieder befinden. Allerorts würden die Alarmglocken schlagen. Ich darf Teil eines Teams werden, dass sich um die Bewältigung dieser Situation kümmert.
Einen Tag nach meiner Zusage bin ich auch schon in Cuxhaven, untergebracht im „Havenhostel“, nur wenige hundert Meter von der Pier entfernt, wo die Mein Schiff 3 seit dem 28. April festgemacht hat. Anfangs sind noch rund 2.900 Crew-Mitglieder an Bord. Wenige Wochen zuvor gab es vor Teneriffa und in der Deutschen Bucht ein Aufeinandertreffen einiger Schiffe der TUI Cruises Flotte. Von all diesen Schiffen wurden Crew-Mitglieder auf die Mein Schiff 3 gebracht. Marcus Puttich, im normalen Arbeitsleben Leiter der Abteilung Port & Ground Operations bei TUI Cruises und aktuell einer von drei Krisenstabsleitern im Unternehmen, erläutert diesen Crew-Transfer: „Bereits Anfang April gab es die große Herausforderung, dass viele Häfen in unseren Fahrgebieten auf der ganzen Welt geschlossen wurden. Zudem haben auch zahlreiche Herkunftsländer unserer Crewmitglieder ihre Einreisebeschränkungen verschärft, ihre Häfen und Flughäfen geschlossen. Eine sichere Rückführung unserer Besatzungsmitglieder aus mehr als 60 Nationen war zwischenzeitlich nahezu ausgeschlossen. Die Logistik für eine solche Aktion ist immens. Sie benötigt engen Austausch mit den örtlichen Behörden, den Botschaften der Länder, aber auch dem Auswärtigen Amt.“ …
… Lesen Sie weiter in der aktuellen Ausgabe von AN BORD.
Fotos: Maik Günther