Dank einer anhaltenden Nachfrage ist die Kreuzfahrtindustrie wieder auf ihren jahrzehntelangen Expansionskurs zurückgekehrt: Mit 31,7 Millionen Kreuzfahrt-Passagieren hat das weltweite Gästeaufkommen im vergangenen Jahr die Zahlen vor der Pandemie 2019 um 7 Prozent bzw. fast zwei Mio. Passagiere übertroffen.
In seiner im Context der Seatrade Cruise Global in Miami am 9. April präsentierten Studie „State of the Cruise Industry 2024″ und dem erstmals vorgelegten „Oceans of Opportunities workforce skills report“ prognostiziert der internationale Branchenverband CLIA einen weiteren Anstieg der weltweiten Kreuzfahrtpassagiere in den nächsten vier Jahren. Er rechnet mit 35,7 Millionen Gästen im laufenden Jahr, 37,1 Millionen im Jahr 2025, 38,9 Millionen im Jahr 2026 und 39,4 Millionen im Jahr 2027. Dargestellt werden auch die damit verbundenen Karrierechancen für die Arbeitnehmer sowie die lokalen und globalen wirtschaftlichen Auswirkungen.
Größter Quellmarkt blieben auch im vergangenen Jahr die USA mit einem Rekordzuwachs von 19 Prozent oder 2,7 Mio. auf 16,9 Mio Passagiere, gefolgt von Europa mit 8,2 Millionen Gästen. Dabei behauptete Deutschland trotz eines Rückgangs um 3 Prozent auf 2,5 Mio. Gäste den 2. Platz vor dem Vereinigten Königreich auf Platz 3 der Weltrangliste, das von 2019 bis 2023 einen Anstieg des Kreuzfahrtpassagieraufkommens um 15 Prozent, d. h. von 1,9 Millionen auf 2,2 Millionen verzeichnete.
Eine im März durchgeführte Umfrage ergab, dass 82 Prozent der Personen, die bereits eine Kreuzfahrt gemacht haben, dies wieder tun würden, während 71 Prozent der internationalen Reisenden angaben, dass sie ihre erste Kreuzfahrt in Erwägung ziehen. Dabei räumten 73 Prozent der befragten Kreuzfahrer ein, dass Agenten einen „bedeutenden Einfluss“ auf ihre Entscheidung für eine Kreuzfahrt haben, wobei das „Wissen und die Erfahrung“ des Agenten der Hauptgrund dafür sind.
Interessant ist auch, dass die Zahl der Kreuzfahrt-Newcomer weiter zunimmt – 27 Prozent der Kreuzfahrtgäste der letzten zwei Jahre sind Kreuzfahrt-Neulinge, ein Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Zudem werden Kreuzfahrten als erste Wahl für Reisen mit mehreren Generationen gesehen – mehr als 30 Prozent der Familien reisen mit mindestens zwei Generationen und 28 Prozent der Kreuzfahrtreisenden sind mit drei bis fünf Generationen unterwegs.
Als Hauptgründe für eine Kreuzfahrt wurden die Möglichkeit, mehrere Reiseziele zu besuchen, und das gute Preis/Leistungs-Verhältnis genannt. Expeditionskreuzfahrten sind der am schnellsten wachsende Bereich, hier stieg die Zahl der Passagiere zwischen 2019 und 2023 um 71 Prozent an. Weiter auf dem Vormarsch sind auch barrierefreie Ausflüge – 45 Prozent der Passagiere haben bei ihrer letzten Kreuzfahrt eine barrierefreie Reise gebucht. 63 Prozent derjenigen, die eine Kreuzfahrt unternommen haben, geben an, dass sie für einen längeren Aufenthalt an ein Ziel zurückgekehrt sind, das sie zum ersten Mal mit einem Kreuzfahrtschiff besucht haben, was die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Destination noch verstärkt.
Die Studie prognostiziert, dass die weltweite Kreuzfahrtkapazität in den nächsten vier Jahren um mindestens 10 Prozent von 677.000 Betten im Jahr 2024 auf 745.000 Betten im Jahr 2028 ansteigen wird, da mindestens 56 weitere Schiffe im Wert von ca. 38 Milliarden Dollar in Dienst gestellt werden sollen. Dabei werde die Flotte kontinuierlich effizienter, da die Kreuzfahrtgesellschaften in Antriebstechnologien mit Umrüstungsmöglichkeiten für zukünftige alternative Kraftstoffe investieren und eine Reihe von Technologien und Innovationen nutzen, um ihre Nachhaltigskeitsinitiativen zur Erreichung des Netto-Null-Emissionziels für 2050 voranzutreiben.
„Die Kreuzfahrt ist nach wie vor einer der am schnellsten wachsenden und widerstandsfähigsten Tourismussektoren, er erholt sich schneller als die internationalen Touristenbewegungen und leistet einen wichtigen Beitrag zur lokalen und nationalen Wirtschaft. Im Jahr 2022 hat der Kreuzfahrttourismus 90 Prozent der wirtschaftlichen Auswirkungen im Vergleich zu 2019 generiert, obwohl das Passagieraufkommen in dem Jahr bei 70 Prozent des Niveaus von 2019 lag. In den letzten 50 Jahren hat der Kreuzfahrttourismus seine Führungsrolle im Bereich des geführten Tourismus unter Beweis gestellt und ist eine Branche, die viel Raum für weiteres verantwortungsbewusstes Wachstum hat, da der Kreuzfahrttourismus nur 2 Prozent des gesamten Reise- und Tourismussektors ausmacht“, sagt Kelly Craighead, Präsidentin und CEO von CLIA. Die Branche sei auch weiterhin führend in Sachen Umweltverträglichkeit und Verantwortung für die Reiseziele, wobei die Kreuzfahrtunternehmen Fortschritte in den Bereichen Technologie, Infrastruktur und Betrieb sowie bei der Ausbildung der Besatzung in umweltfreundlichen Fertigkeiten machen.
Sie sieht die Kreuzfahrt als „das beste Urlaubsangebot, das es gibt, mit unglaublichen Gästeerlebnissen, die von einer talentierten und engagierten multinationalen Belegschaft von fast 300.000 Seeleuten aus mehr als 150 Ländern geboten werden“. Mit den mindestens 56 neuen Schiffen, die zwischen 2024 und 2028 in Fahrt kommen sollen, böten sich in der Kreuzfahrtbranche, die sich einer beeindruckenden Mitarbeiterbindungsrate von über 80 Prozent rühmen kann, „enorme Karrieremöglichkeiten.“
Übrigens sind 94 Prozent der zur See fahrenden Frauen auf Kreuzfahrtschiffen tätig, während 40 Prozent der Führungspositionen in den Kreuzfahrtunternehmen mit Frauen besetzt sind. JPM