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Das Ende der „Radisson Diamond“

Sie war eine Sensation im Kreuzfahrtmarkt, jetzt ist sie eine Sensation für Influencer in China. Die Radisson Diamond war das erste Kreuzfahrtschiff mit Doppelrumpf in der SWATH-Bauweise. Genau diese Bauweise sorgt nun dafür, dass das Schiff zu einem festen Bestandteil der chinesischen Küste der Provinz Shandong wird. Die beiden Schwimmkörper des Rumpfes haben an der Südseite der Halbinsel Shandong am Gelben Meer nahe der Jinghai Bucht auf das Ufer geschoben. Eine Hoffnung auf eine Rückkehr des einzigartigen Kreuzfahrtschiffes in die Fahrt gibt es nicht.

Am 21. September 2022 wurde das Schiff vom starken Wind erfasst und auf dem Weg in eine Werft auf die Küste gedrückt. Damit endete die Karriere des vor 30 Jahren weltweit mit großer Beachtung gestarteten Kreuzfahrtschiffes. Eine Bergung war nicht möglich, da die Rümpfe inzwischen zwischen den Felsen festhängen.

Dafür tauchen immer mehr Videos von Influencern auf, die mit Kanus oder SUPs zwischen den Rümpfen durchfahren. Die Saipan Star, wie das Schiff zuletzt hieß, ist inzwischen eine Touristenattraktion geworden. Und das kann sie auch lange bleiben, da der in Finnland gebaute Rumpf sehr stabil ist.

1990 bestellte die Diamond Cruise Limited das Schiff nämlich bei der im Eisbrecherbau sehr erfahrenen finnischen Rauma Yards. Die Finnen hatten zuvor auf Wunsch der amerikanischen Kunden einen Entwurf erstellt, der Neben einem hohen Luxusstandard auch die Angst vor Seekrankheit nehmen sollte. Als Rumpf wurde das SWATH-Prinzip ausgewählt. Das Small Waterplane Area Twin Hull-Prinzip (SWATH) verlagert die Auftriebsfunktion in die unter Wasser liegenden Rumpfteile. Damit wird die Wellenbewegung weniger stark übernommen.

Dabei liegen in den beiden Rumpfteilen tief im Wasser auch die Antriebskomponenten, Ruder und Propeller. Dadurch wird zusätzlich ein sehr ruhiges Fahrgefühl in dem Bereich oberhalb der Wasserlinie erzielt.

Nachdem zuvor bereits Marine- und Forschungsschiffe nach diesem Prinzip gebaut wurden, war der Auftrag für ein Kreuzfahrer eine neue Zielgruppe. Mit Diamond Cruises wagte sich die amerikanische Radisson Hotels International in diesen Bereich vor.

Sie wollte zwei dieser Schiffe an den Start bringen. Die Radisson Diamond sollte 1992 im Mai in Fahrt kommen. Die Radisson Ruby ein Jahr später. Die Baukosten für diese Luxuskreuzfahrtschiffe belief sich auf 125 Millionen Dollar für das erste Schiff und 140 Millionen Dollar für den zweiten Neubau. Eine Option für ein drittes Schiff sollte 1992 eingelöst werden.

Die Schiffe waren knapp 20.000 BRZ groß und hatten 177 Suiten für 354 Passagiere. Nach der Taufe des Typschiffes am 28. Mai 1992 war aber bereits die Entscheidung gefallen, dass es sich nur um ein einzelnes Schiff handeln wird.

Die Radisson Diamond fuhr 13 Jahre lang für Radisson Seven Seas Cruises. Dabei hatte das Schiff einen festen Kundenkreis mit der Vorliebe für dieses Schiff. Die 130 Meter lange und 32 Meter breite Radisson Diamond war sehr stabil im Seegang und schaukelte kaum.

Der Nachteil der Bauweise war aber die mit 12,5 Knoten sehr langsame Geschwindigkeit. Eine Transatlantikreise dauerte nicht selten fast 14 Tage mit nur drei Hafenstopps. Deshalb blieb sie ein Unikat im Kreuzfahrtmarkt.

Deutlich bessere Perspektiven sahen Käufer für das Schiff in China. 2005 wechselte es aus der Kreuzfahrt ins Glücksspielgeschäft und wurde erst zur Omar Star, und kurz danach zur Asia Star. Verschiedene chinesische Reedereien betrieben das Schiff dann vor Hongkong. Zuletzt fuhr sie als China Star bis zur Corona-Pandemie. Der Neustart als Saipan Star nach der Pandemie blieb ein Projekt, dass durch die Strandung im Sturm 2022 vereitelt wurde.

Frank Behling

(Archiv-)Fotos: Frank Behling, enapress.com