Schwerer Schlag für die MV Werften. Der Genting Konzern hat angekündigt, die Begleichung der Rechnungen und Kreditforderungen auszusetzen. Inzwischen wird auch die Einstellung des Bauprogramms der Kreuzfahrtschiffe der Global-Klasse nicht mehr ausgeschlossen. Den letzten Rettungsanker für die Werften-Gruppe soll die Bundesregierung bringen.
„Das Ziel der Landesregierung ist unverändert, dass die MV Werften unter den Rettungsschirm des Bundes kommen. Daran arbeiten alle Beteiligten intensiv weiter“, teilten das Wirtschafts- und das Finanzministerium von Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin mit. Ein Antrag auf Gewährung der Bundeshilfen wurde bereits eingereicht. Ob dieser Rettungsschirm für die Werft überhaupt noch eine Rettung ist, wird inzwischen auch angezweifelt.
Gründe sind der fehlende Bedarf für die Global-Schiffe und die katastrophale finanzielle Situation der Genting-Gruppe.
Am 17. August haben die beiden Genting-Gesellschaften Dream Global One Limited und Dream Global Two Limited fällige Kreditgebühren in Höhe von insgesamt rund 3,7 Millionen EUR für die Finanzierung der beiden in Wismar und Warnemünde in den Docks liegenden Kreuzfahrtschiffe der „Global“-Klasse nicht zahlen können. Daraufhin brach der Aktienkurs von Genting Hongkong komplett ein. Die Aktie stürzte auf niedrigstes Niveau.
Die Aussetzung der Zahlung erfolgte in einer Börsenmitteilung mit Hinweis auf die Gesamtverschuldung der Gruppe, die am 31. Juli die Marke von 3,37 Milliarden US-Dollar erreicht hat. Das Unternehmen beabsichtige, alle Finanzgläubiger des Konzerns zu einer virtuellen Sitzung einzuladen. Auf dieser Gläubigerversammlung will die Unternehmensführung um Tan Sri Lim Kok Thay in der kommenden Woche Informationen über den aktuellen Stand des Konzerns offen legen.
Unternehmensgründer und Hauptaktionär Tan Sri Lim Kok Thay hat fast seinen gesamten Anteil seiner Aktien als Sicherheit für Kredite abgetreten. Der Unternehmer hielt zuletzt 76 Prozent der an dem umkämpften Kreuzfahrtunternehmen Genting Hong Kong Ltd.
Es wird erwartet, dass der Bau der beiden großen Kreuzfahrtschiffe der „Global“-Klasse in Deutschland komplett eingestellt wird. Seit März ruht der Bau bereits.
Der Verkauf oder die Schließung von Werftkapazitäten steht ebenfalls im Raum. MV Werften beschäftigen 3100 Mitarbeiter. Rund 600 Zulieferer sind am Bau der Schiffe beteiligt. Für Mecklenburg-Vorpommern wäre der Rückzug von Genting eine wirtschaftliche Katastrophe.
Zu den Perspektiven gehört die Umstellung des Werftbetriebs auf andere Passagierschiffe, die auch unter Corona-Bedingungen im Markt eine Perspektive haben. Den Schiffen der „Global“-Klasse wird angesichts der bis 9500 Passagiere keine wirtschaftliche Perspektive unter Pandemie-Bedingungen eingeräumt. Bei der Suche nach einer Perspektive für die MV Werften sind auch die Betriebsräte und die Gewerkschaft IG Metall eingebunden. Dort will man aber auch die angespannte Lage nicht kommentieren.
Inzwischen gibt es auch erste Gerüchte, die einen Rückbau des ersten Global-Schiffes und eine Verschrottung der Sektionen des zweiten Global-Schiffes erwarten. Die 342 Meter lange Global Dream liegt seit November in Wismar im Baudock. Sie war zuvor vom Baudock in Warnemünde nach Wismar gebracht worden.
Sollten die Werften unter den Rettungsschirm des Bundes kommen, könnte mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds 570 Millionen Euro zur Begleichung der Außenstände fließen. Das Land und der Bund haben den Bau der Global-Schiffe mit Bürgschaften über 750 Millionen Euro abgesichert. FB
Was wird aus der „World Dream“?
Wie geht es mit dem Genting-Schiff World Dream weiter? Seit April liegt das Kreuzfahrtschiff der Genting-Marke Dream Cruises in Rotterdam. Eine Perspektive gibt es aber vorerst auch für dieses Schiff nicht. Die 335 Meter lange World Dream hatte im Februar die Kreuzfahrten ab Hongkong einstellen müssen, nachdem an Bord Passagiere positiv auf das Corona-Virus getestet worden waren. Darauf wurde das Schiff kurzzeitig unter Quarantäne gestellt. Nach einer Grundreinigung erfolgte im März die überraschende Verlegung des Schiffes via Suez-Kanal nach Europa, wo die World Dream bei der Damen Werft in Rotterdam eine zweiwöchige Routine-Dockung vollzog. Seit Mitte April lag das Schiff im Waalhaven in Rotterdam auf. Ende Juli wechselte die World Dream aus Kostengründen aus dem Hafen auf einen Ankerplatz vor Scheveningen. Alle Reisen für die World Dream wurden bis Februar 2021 abgesagt. Das 2017 von der Meyer Werft abgelieferte Schiff wurde speziell für asiatischen Markt entwickelt. Nach der Liegezeit in Rotterdam sind am Rumpf bereits erste Veränderungen erkennbar. Der mit chinesischen Schriftzeichen auf dem Rumpf aufgetragene Namen des Schiffes wurde inzwischen entfernt. Die ein Jahr ältere Schwester Genting Dream war bereits im Januar von Genting für 900 Millionen Dollar an ein chinesisches Konsortium verkauft und zurückgechartert worden. Durch die Umschuldung konnte im Januar die finanzielle Situation bei Genting verbessert werden. FB