Grand Bahama Shipyard investiert 600 Millionen Dollar in neue Schwimmdocks
- MSC Cruises wird neben Carnival und Royal Caribbean weiterer Partner der Werft
- Initiator zur Gründung des Werftbetriebes war vor 25 Jahren die Lloyd Werft Bremerhaven
Neben der Regierung der Bahamas sowie den beiden amerikanischen Kreuzfahrtgesellschaften Carnival Corporation und Royal Caribbean ist nun mit MSC Cruises ein weiterer Partner an der Grand Bahama Shipyard Ltd. (GBSL) beteiligt. Damit unterstützt die Reederei MSC die Bemühungen des Joint Ventures, die Kapazitäten der Werft als Reparaturwerkstatt für Kreuzfahrt- und Handelsschiffe in der Karibik zu erweitern. Schon jetzt werden dort jährlich rund 100 Kreuzfahrt- und Handelsschiffe gewartet.
Hierzu gehört nach jahrelanger Planung der Erwerb von zwei neuen Schwimmdocks, die die Werft in Kürze übernehmen wird und Teil des laufenden 600-Millionen-Dollar-Umbauprojektes ist. Das erste Dock „East End“ ist 357 Meter lang und 76 Meter breit und kann 93.500 Tonnen heben. Es wird mit vier Kränen und Steuerungssystemen ausgestattet sein und soll bis November auf den Bahamas eintreffen, und bis Januar 2026 in Betrieb genommen werden.
Das zweite, wesentlich größere Schwimmdock namens „Lucayan“ ist für eine Hubkapazität von 125.000 Tonnen ausgelegt – und wird damit eines der weltweit größten Schwimmdocks sein. Es wird im Laufe des Jahres 2026 in Betrieb gehen. Die beiden Docks werden es der Werft ermöglichen, die gesamte Bandbreite der im Betrieb befindlichen und im Bau befindlichen Kreuzfahrtschiffe sowie einen Großteil der weltweiten Handelsschiffflotte zu bedienen, die in der Vergangenheit für Wartungsarbeiten nach Europa reisen mussten.
„Wir stehen kurz davor, unsere Position als führender Kreuzfahrtschiff-Reparaturbetrieb der Weltklasse wiederherzustellen. Die Investition unserer Aktionäre wird die Wirtschaft von Grand Bahama deutlich stärken und direkte und indirekte Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen“, sagte Dave Skentelbery, CEO der Werft.
Der Werftbetrieb, rund 100 Seemeilen von Miami entfernt, wurde vor 25 Jahren als Teil eines größeren Plans zur Entwicklung eines maritimen Zentrums auf der Insel gegründet. Ziel war es Kreuzfahrtschiffen, die von den Basishäfen in Florida zu Karibikkreuzfahrten eingesetzt werden, außerhalb der Saison einen lokalen Wartungsplatz vor der US-Ostküste zu bieten. Initiator für diesen Werftstandort war die Lloyd Werft Bremerhaven, die dafür im September 2000 die Lloyd Werft Grand Bahama Ltd., zusammen mit der Carnival Corp. und Royal Caribbean gründete, wie sich der damalige Geschäftsführer der Lloyd Werft, Werner Lüken noch heute erinnert: Geplant waren Investitionen von über 70 Millionen Euro und die Schaffung von 400 Arbeitsplätzen. „Wir haben da mitten auf der grünen Wiese einen neuen Werftbetrieb gebaut“, erinnert sich Lüken. Zu der Zeit war der britische Finanzinvestor Bridgepoint Capital mit einem Anteil von 70 Prozent an der Lloyd Werft beteiligt, die gerade die Insolvenz mit dem Bremer Vulkan überstanden hatte.
“Unser erster Auftrag für die Werft war die Beschaffung eines Schwimmdocks, dass wir in Kamtschatka, auf der russischen Pazifikküste, erwerben konnten. Dieses war jedoch zu kurz, so dass hierfür bei einem chinesischen Werftbetrieb eine 30 Meter Verlängerungssektion in Auftrag gegeben worden ist. Das Dock und die Verlängerungssektion sollten dann zu den Bahamas überführt werden, aber nicht durch den Panama-Kanal, sondern über die damals noch nicht häufig befahrene Nord-West-Passage“, so Lüken. Hierfür stand nur ein kurzes Zeitfenster im August zur Verfügung, doch die Passage konnte ohne große Probleme gemeistert werden. Doch als es in den Atlantik ging, traf ein Hurrikan auf den Schleppzug und die mitgeführte Verlängerungssektion strandete in Höhe von Neufundland, erläutert Lüken. Die Verlängerungssektion konnte anschließend wieder an den Haken genommen werden und der Schleppzug konnte schlussendlich die Werft erreichen. Dort wurde dann in Eigenregie das Schwimmdock auf 280 Meter verlängert, das übrigens noch heute, mit einer Hebekapazität von 27.000 Tonnen, dort noch immer eingesetzt wird. Zahlreiche Kunden hatten zu der Zeit schon bei der Werft angeklopft, „Wir hatten volle Auftragsbücher“, erinnert sich Lüken noch heute an die für ihn sehr schöne Zeit in der Karibik. Schon vor Inbetriebnahme des karibischen Werftablegers waren schon zwei Dutzend Mitarbeiter von den Bahamas auf der Lloyd Werft in Bremerhaven zur Ausbildung als Schweißer, Schlosser oder Elektriker tätig, zudem waren einige Dutzend Mitarbeiter der Werft im Projektteam für den Aufbau der Werft auf den Bahamas.
Das Projekt auf den Bahamas lief sehr gut an, im September 2000 wurde mit der Island Venture ex Kazakhstan dann auch schon das erste Kreuzfahrtschiff gedockt. Doch der Finanzinvestor Bridgepoint Capital stellte sich dann quer, als es darum ging, eine Millionen Dollar zur Aufstockung des Kapitals der neuen Werft einzubringen. „Bridgepoint traute uns das wohl nicht zu, dass wir das schaffen“, resümiert Lüken heute darüber. Somit zog sich schon nach einem Jahr die Lloyd Werft schweren Herzens aus dem Werftprojekt zurück und die Grand Bahama Port Authority übernahm die Mehrheitsbeteiligung der Lloyd Werft.
Der Bedarf war aber vorhanden, denn schon ein Jahr nach der Eröffnung kam im Jahr 2001 ein zweites Trockendock für Schiffe mit einer Hebefähigkeit von bis zu 50.000 Tonnen hinzu. Das größte Schwimmdock mit einer Hebefähigkeit von bis zu 82.5000 Tonnen wurde dann im Jahr 2009 in Betrieb genommen. Doch ereignete sich im Jahr 2019 ein schwerer Unfall, so dass dieses größere Trockendock seitdem nicht mehr einsetzbar war.
Pläne für den Ersatz und die Erweiterung der Werft wurden dann durch die weltweite Corona-Pandemie verzögert, bevor im Mai 2022 ein Auftrag an die chinesische Beihai Shipbuilding Co. erteilt wurde. Gebaut wurde das Schwimmdock „East End“ in China, und die Werft teilte kürzlich mit, dass in Kürze die Überführungsreise angetreten werden soll. Auf der Werft bereitet man sich derweil auf die Erweiterung der Kapazitäten vor, dazu gehört auch die Verlängerung der Kajen, wo die neuen Schwimmdocks platziert werden. Zudem wurden neben weiteren Auszubildenden auch Kranführer eingestellt, die an den Anlagen der neuen Docks beschäftigt werden sollen. ChrEck
Foto: GBS



