Hamburg: Landstrom-Pflicht für Kreuzfahrtschiffe wird auf 2027 vorgezogen
Hamburg will schneller sein als die Europäische Union: Nach Angaben von Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) macht es die Hansestadt für Kreuzfahrtschiffe bereits im übernächsten Jahr zur Vorschrift, im Hafen Landstrom zu nutzen. In der EU gilt das erst drei Jahre später.
Die mit finanziellen Sanktionen bei Zuwiderhandlung verbundene Verpflichtung zur Landstromnutzung gilt dann für alle Schiffe, die technisch dazu in der Lage sind. In der Elbmetropole glaubt man, dass dieser Alleingang trotz der bereits durch die lange Revierfahrt, Lotskosten etc. für die Reeder vergleichsweise teuren Hamburg-Anläufe keine Wettbewerbs-Nachteile gegenüber deutschen oder anderen europäischen Alternativhäfen zur Folge haben wird.

Bereits seit 2017 gibt es am Cruise Center Altona eine Landstromanlage, die dafür ausgerüstete Schiffe während ihrer Liegezeit per Landstrom-Anschluss mit Energie versorgen, so dass die bordeigenen Generatoren abgeschaltet und Schadstoff-Emissionen vermieden werden können. Im vergangenen Jahr war auch am Cruise Center Steinwerder die Landstromversorgung in Betrieb genommen worden und im nächsten Jahr sollen auch die beiden in diesem Jahr am neuen Cruise Center HafenCity fertigzustellenden Landstromanlagen den Testbetrieb aufnehmen.
Bisher ist die Nutzung der Hamburger Landstromanlagen freiwillig, ab 2027 soll diese zur Pflicht werden. Dazu erklärte Wirtschaftssenatorin Leonhard gegenüber dem NDR 90,3: „Es ist auch wichtig für die Akzeptanz des Kreuzfahrtgeschäftes in der Gesamtstadt.“ Das Geschäft solle wachsen. Gerade deshalb sollten Schiffe diese Technologie auch nutzen.

Wenn Anbieter von Kreuzfahrten sich nicht an die neuen Regeln halten, drohen Sanktionen: Leonhard geht davon aus, dass dann sogenannte Ersatzzahlungen zu leisten sind. Die Befürchtung, dass Kreuzfahrtschiffe einen Bogen um Hamburg machen, wenn hier die Landstrompflicht früher gilt als EU-weit, hat die Hamburger Wirtschaftssenatorin nicht: Schon jetzt nutzten fast zwei Drittel aller Kreuzfahrtschiffe, die landstromfähig sind, das Angebot in Hamburg – und das ganz ohne Pflicht. Obwohl Landstrom immer noch wesentlich teurer ist, als die von den Schiffen mit Bordgeneratoren erzeugte elektrische Energie wurden allein im ersten Halbjahr 2025 bereits 3,4 Gigawattstunden von Land geliefert.
Wie Jens Meier, Chef der Hamburg Port Authority (HPA), gegenüber NDR 90,3 betonte, sei der Hamburger Hafen vor acht Jahren in Europa Vorreiter in Sachen Landstrom gewesen. Im kommenden Jahr sollen vor allem die beiden Anschlusspunkte in der Hafencity gründlich getestet werden, um den Betrieben 2027 ein funktionierendes System bieten zu können. Bis 2030 würden dann auch Container- und Binnenschiffe flächendeckend angeschlossen werden. Der Landstrom solle auch das Sprungbrett für einen vollelektrischen Antrieb und die emissionsfreie Schifffahrt sein.
Der Naturschutzbund (NABU) Hamburg begrüßte die Pläne zur vorgezogenen Landstrompflicht. Sie sei gut für die Natur, das Klima und die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Dies sei auch ein Erfolg der jahrelangen Arbeit der Umwelt- und Klimaschützerinnen und -schützer, so Hamburgs NABU-Chef Malte Siegert. JPM
Großes Foto: Seit 2024 in Betrieb: Landstromanlage am Cruise Terminal Steinwerder, Foto: Jens Meyer



