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Mit „Albatross“ auf Nachhaltigkeitskurs: Lloyd Werft präsentiert „grünes“ Yachtkonzept

Die bis zur Insolvenz zum malaysischen Genting-Konzern gehörende und Anfang März dieses Jahres von dem Bremerhavener Stahlbauunternehmer Rönner zusammen mit dem Bremer Bauunternehmer Kurt Zech übernommene Lloyd Werft Bremerhaven hat in Kooperation mit dem Designbüro Stay Star Design ein Green Yacht Konzept entwickelt und unter dem Projektnamen Albatross vorgestellt, mit dem man dem Klimawandel und dem rasanten Anstieg der Energiepreise sowie zunehmenden Sensibilität der Gesellschaft Rechnung tragen will.


Animation: via Lloyd Werft

Das Konzept für einen 125 m langen, 29 m breiten und 5,6 m tiefgehenden Hybrid-Katamaran mit einer Vermessung von 10 000 BRZ basiert auf der Nutzung der drei erneuerbaren Energieträger bzw. natürlich vorkommenden Ressourcen Wind, Sonne und das umgebende Meerwasser, auch bekannt als „freie Brennstoffe“. Ziel dabei ist es nach Angaben der Werft, den CO2-Fußabdruck und den Energieverbrauch um 40% zu reduzieren. Damit werde das Schiff sozialverträglicher, die Auswirkungen auf die Umwelt werden minimiert und die Betriebskosten erheblich gesenkt. Dies soll u.a. durch den Einsatz starrer Flügelsegel mit einer Fläche von 1000 qm erreicht werden, die sich bei Nichtgebrauch einklappen lassen und den Antrieb des Schiffes unterstützen. Die Segel könnten bei günstigem Wind eine freie Antriebsleistung von etwa 1200 kW erbringen und könnten allein für eine Geschwindigkeit von etwa 7 Knoten sorgen. Mit der Installation von 1150 Quadratmetern photovoltaischer Solarpaneele könnten 280 kW Spitzenleistung pro Stunde geerntet werden, was einem realen Durchschnitt von 120 kW pro Stunde über 24 Stunden entspricht. Durch den Einbau von fünf vertikalen Windturbinen auf dem Oberdeck kann das Schiff bei günstigen Bedingungen Tag und Nacht bis zu 50 kW Strom pro Stunde erzeugen.


Animation: via Lloyd Werft

Das Albatross-Konzept basiert auf der Aufteilung des Betriebs in einen Hafen-/Ankermodus und einen See-/Segelmodus. Im Anker-/Hafenbetrieb wird die Energie von sechs Methanol-Brennstoffzellen mit je 200 kW erzeugt, die von den Wind- und Solargeneratoren unterstützt werden. Eine 4-MW-Lithium-Ionen-Batteriespeicherinstallation soll es ermöglichen, rund um die Uhr Energie zu speichern. Das mit Stahlrumpf und Aufbauten aus Legierungen bzw. Verbundwerkstoffen zu erstellende Schiff nutzt ein Gleichstromnetz zur Steuerung und Versorgung aller Energieversorger und -verbraucher. Im Fahr-/Segelbetrieb wird der Antrieb durch vier Hauptmotoren mit je 1800 kW erzeugt, die paarweise mit zwei Getrieben gekoppelt sind, die ein PTO/PTI-Hybridsystem für einen 1000-kW-Generator/Motor enthalten und auf die beiden Verstellpropeller arbeiten.

Die Hauptmotoren werden mit konventionellem Marinegasöl betrieben, da es für längere Reisen kaum eine Alternative gibt, aber der Verbrauch wird durch den Einsatz der Starrflügelsegeltechnologie reduziert. Für den Einsatz in beiden Betriebsarten sind vier 400-kW-Rim-Querstrahler installiert. Je zwei im Bug und am Heck, um die Yacht sicher und leise in den Hafen oder aus dem Ankerplatz zu manövrieren. Die wirtschaftliche Geschwindigkeit soll bei 12, die maximale Geschwindigkeit bei 15 kn liegen.



Sollte Methanol-Kraftstoff auf dem Markt knapp werden oder aufgrund einer abgelegenen geografischen Position nicht verfügbar sein, kann die Energie über einen der beiden installierten 1000-kW-Wellengeneratoren erzeugt werden, die an jedem Getriebe des Hauptantriebs angebracht sind. Durch den Einsatz von sechs Box-Kühlern anstelle eines herkömmlichen Pumpenkühlsystems werden Hauptmotoren, Klimaanlagen, Brennstoffzellen und andere Geräte effizienter, da weniger elektrisch angetriebene Pumpen benötigt werden. Dadurch können etwa 70 kW elektrische Leistung pro Stunde eingespart werden. Darüber hinaus wurde eine umfassende Untersuchung aller Energieverbraucher durchgeführt, wobei durch die richtige Auswahl und Platzierung der Geräte leicht 90 kW pro Stunde eingespart werden können, was sich nur positiv auf den Komfort des Eigners oder der Gäste auswirkt und zu einer erheblichen Verringerung des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen führen soll.

Die im Innen- und Aussenbereich weitgehend aus nachhaltigen und pflegeleichten Materialien gestaltete Yacht verfügt über eine Swimmingpool-Plattform mit einem Infinity-Pool und einem Beach Club in der Nähe der Schwimmplattform. Im Inneren befinden sich ein großer Fitnessraum, ein Spa, mehrere Salons und Essbereiche für Veranstaltungen und zum Empfang der 14 Gäste an Bord. Alle Vorschläge für die Innenausstattung sind offen für alle Wünsche der Kunden.

„Mit dem richtigen Maß an Überlegung und Recherche ist alles möglich“, sagt Friedrich Norden, Head of Projects & Sales der Lloyd Werft.


Animation: via Lloyd Werft


Die Albatross ist für eine Besatzung von ca. 40 bis 46 Personen ausgelegt und verfügt über maximal 46 Kojen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Einzel- und Doppelkabinen. Insgesamt stehen für die Besatzung 1750 qm, für Eigner und Gäste 2050 qm Fläche zur Verfügung.

Das Konzept umfasst vier Tender und vier Jetskis in zwei separaten Tendergaragen, eine in jedem Schiffskörper. Mit Blick auf die Zukunft und unter Berücksichtigung von Effizienz, Emissionen, Beschränkungen in Jachthäfen und Lärmreduzierung wird die vorherrschende Antriebslösung elektrisch sein. Geplant sind ein 11 m-Kohlenstofffaser-Katamaran mit Elektroantrieb, ein 11m-Limousinen-/Sporttender mit Elektroantrieb, ein 8 m-Rip-Tender mit Elektroantrieb und ein konventioneller 8 m-Rip-Tender mit Dieselantrieb. Jede Tendergarage ist mit zwei Schnellladegeräten ausgestattet, die die Ladezeiten auf etwa 20 Minuten reduzieren. Die Garagen sind auch für jede andere Kombination von Tendern vorbereitet und ausgestattet, sei es mit Elektro- oder Dieselantrieb.

Beide Tendergaragen sind mit zwei Außenpforten mit einer Breite von jeweils 13 m und zwei Portalkränen ausgestattet. Da Tenderoperationen zu den zeitkritischsten und sicherheitsrelevantesten Vorgängen an Bord von Yachten gehören, nutzt Albatross die Vorteile des Katamaran-Designs. Zwischen den beiden Rümpfen befindet sich eine Wellenbrecheranlage. Eine robuste 9 x 6 Meter große Klappe, die hydraulisch ins Meer ausgefahren wird und einen Moonpool-Effekt erzeugt. Dadurch werden Wellengang und Seegangsgeräusche reduziert, um sicherzustellen, dass das Zuwasserlassen, Einsteigen und Einholen von Beibooten sicher und komfortabel erfolgen können. Das Hubschrauberdeck und der Landebereich sind für jede Größe und jeden Typ von Hubschraubern geeignet. Neben konventionellen, mit Flugbenzin betriebenen Hubschraubern sind auch Schnellladestationen für zukünftige elektrisch betriebene Hubschrauber installiert. JPM