„Villa Vie Odyssey“ wird im Trockendock von Belfast überholt
Das Kreuzfahrtschiff Villa Vie Odyssey (IMO: 9000699) des Reederei Start-Up Villa Vie Residences konnte jetzt in Belfast im Trockendock von Harland & Wolff für die demnächst anstehende dreieinhalbjährige Weltkreuzfahrt trockengestellt werden.
Nach derzeitiger Planung soll das 1993 erbaute Kreuzfahrtschiff, die ehemalige Braemar von Fred Olsen Cruises, nun erst am 21. Mai das Dock verlassen und am 30. Mai von Belfast die Reise antreten. Ursprünglich war der Starttermin für den 15. Mai in Southampton geplant. Für mehrere Millionen US-Dollar soll das ehemalige Kreuzfahrtschiff Braemar nun zum Residenzkreuzfahrtschiff Villa Vie Odyssey umgebaut werden. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie war das Schiff nicht mehr im Einsatz und lag mehrere Jahre in Edinburgh beschäftigungslos auf.
„Wir freuen uns über unsere neuesten Errungenschaften und die bevorstehende Eröffnung der Villa Vie Odyssey sowie über die Verbesserungen, die wir vornehmen, um allen unseren Bewohnern ein außergewöhnliches Erlebnis zu bieten“, erklärte jetzt Mikael Petterson, Chief Executive Officer von Villa Vie Residences. „Die Verzögerung der ersten Abfahrt ist eine notwendige betriebliche Anpassung, die darauf abzielt, die höchsten Service- und Sicherheitsstandards aufrechtzuerhalten.“
Für die gebuchten Reisendenden wurde eine spezielle Hotline eingerichtet, über die sie alle Bedenken und Anfragen im Zusammenhang mit der verschobenen Abreise erhalten können. Darüber hinaus übernimmt Villa Vie alle Umbuchungsgebühren, die den Passagieren aufgrund des neuen Abreisedatums für die Langzeitweltreise entstehen.
Die Projektidee ist nicht neu, denn mit dem Schiff The World gibt es ein vergleichbares Residenzkreuzfahrtschiff, auf dem die Bewohner ihre Kabinen gekauft haben. Ein anderes ähnliches Projekt wie das von Villa Vie Residences scheiterte im Herbst. Die türkische Miray Cruises wollte mit dem aufgelegten Projekt Life at Sea Cruises mit der ehemaligen AIDAaura eine 3-jährige Kreuzfahrt durchführen. Doch die Übergabe des Schiffes im November an der Columbuskaje in Bremerhaven musste kurz vor dem geplanten Beginn abgesagt werden, sehr zum Ärger der bereits gebuchten Gäste, da man offensichtlich den Kaufpreis für das Schiff nicht aufbringen konnte.
Doch im Gegensatz zu Life at Sea Cruises besitzt Villa Vie Residences schon das passende Kreuzfahrtschiff. Dieses soll nun Ende Mai zur Weltreise auslaufen und dabei 425 Häfen in 147 Ländern besuchen. Dabei wird das Schiff vom 16. bis zum 17. Juni 2024 am Cruise Center Baakenhöft in Hamburg als einzigen deutschen Hafen im Rahmen der Weltreise ansteuern. Lange Liegezeiten in den Häfen sollen den Gästen viel Zeit zum Entdecken der Kreuzfahrtziele bieten.
Mikael Petterson erklärte kürzlich, dass die Villa Vie Odyssey einen intimen, neuen Kreuzfahrt-Lebensstil bietet, der dabei Teile der Welt erreicht, die von größeren Schiffen nicht angefahren werden können, die aber oft im Zentrum des Reiseziels liegen. Durch den niedrigen Tiefgang des Schiffes können somit auch Binnengewässer und Flüsse befahren werden. Aufgrund der Schiffsbreite von nur 22,5 Meter war zum Beispiel die ehemalige Braemar im Oktober 2019 das bislang größte Kreuzfahrtschiff, dass den Kanal von Korinth mit einer Breite an der engsten Stelle von nur 24 Meter befahren hat.
Die eigentliche Weltreise soll am 6. Dezember 2027 in West Palm Beach in den USA enden, wird im Oktober 2026 aber für einen mehrwöchigen Werftaufenthalt in Singapur unterbrochen. Lange Liegezeiten in den Häfen sollen viel Zeit zum Entdecken der Kreuzfahrtziele bieten.
Insgesamt 485 Kabinen stehen den Gästen an Bord zur Verfügung, und diese können für die 1.301-tägige Weltreise nicht nur gemietet, sondern auch gekauft werden. Die günstigste innen liegende Kabine ist für etwa 90.000 Euro zu haben, hinzu kommen 1.600 Euro monatliche Kosten pro Person bei Doppelbelegung. 227.000 Euro werden für eine luxuriöse Kabine mit Balkon veranschlagt, plus monatliche Gebühren von 3.650 Euro pro Person bei Doppelbelegung. Wer kauft, bekommt die Rechte an der Kabine für 15 Jahre und erhält Rabatte auf weiteren Schiffen. Ab 89 US-Dollar pro Tag und Person liegt der Preis zur Miete einer Innenkabine. Außenkabinen sind ab 119 US-Dollar zu haben und eine Balkonkabine liegt bei 199 US-Dollar. Rund 80 Prozent der verfügbaren Kabinen sind mittlerweile verkauft, wie das Unternehmen kürzlich mitteilte.
Sowohl für den technischen Betrieb als auch den Hotelbetrieb hat Villa Vie Residences Columbia Blue, ein Unternehmen von Columbus Cruise Services aus Hamburg beauftragt, das damit seine 35-jährige Erfahrung im Management von Hunderten von Schiffen weltweit einbringen wird. Das gesamte Hotelmanagement wurde an Seachefs übertragen.
Das Start-Up Villa Vie Residences wurde von ehemaligen Mitgliedern des Führungsteams von Life at Sea gegründet, die bei der Auflösung des ursprünglichen Teams im Mai 2023 ausgeschieden sind. CEO Mikael Petterson, war auch schon der damalige frühere Geschäftsführer von Life at Sea. Petterson nennt das neue Konzept „ganz anders“ als das Angebot seiner früheren Kollegen, mit einem kleineren Schiff und kürzeren Aufenthalten an Bord, die nach dem Prinzip „Pay as you go“ bezahlt werden. Die Preise unterscheiden sich dabei nicht allzu sehr von den damaligen Einführungsangeboten von Life at Sea, doch gibt es nun mehrere Optionen.
Die Villa Vie Odyssey wurde ursprünglich als Crown Majesty für die Commodore Cruise Line in Spanien erbaut und war bei der Ablieferung 163,8 Meter lang. 2001 erwarb die Reederei Fred Olsen Cruises das Schiff und setzte es seitdem als Braemar für ein vorwiegend englisches Publikum ein.
Im Mai 2008 wurde das Kreuzfahrtschiff im Trockendock ELBE 17 bei Blohm + Voss Repair GmbH um eine 31,20 Meter lange Mittelsektion verlängert. Mit dieser rund 2.250 Tonnen schweren Mitschiffssektion, die seinerzeit bei der Bremerhavener Schichau Seebeckwerft im Unterauftrag von Blohm + Voss Repair gefertigt wurde, erhöhte sich die Passagierkapazität des dann 195 Meter langen Kreuzfahrtschiffes auf rund 950 Passagiere. In den folgenden Jahren besuchte das Schiff auch immer wieder deutsche Häfen und steuerte mehrfach auch Bremen an und machte dort an der Getreideumschlaganlage in Gröpelingen fest. ChrEck
Fotos: Villa Vie, Christian Eckardt, Jens Meyer, Frank Behling