Start im Januar 2023 mit drei deutschen Partnern

EU-Förderung für SeaClear-Folgeprojekt zur Abfallbekämpfung auf See

Allein die europäischen Meere nehmen – neben anderen Abfällen – jährlich fast eine halbe Milliarde Tonnen Plastik auf. Da die Abfallbeseitigung durch Taucher für die dazu eingesetzten Menschen gefährlich und aus wirtschaftlicher Sicht auch nicht machbar ist, bieten Robotersysteme einen akzeptablen Ansatz, um die Meeresverschmutzung als eines der weltweit gravierendsten Umweltprobleme zu minimieren.

Im Anschluss an das Projekt SeaClear 1.0, bei dem sich das erste autonome Robotersystem zur Suche, Identifizierung und Sammlung von Abfall auf dem Meeresboden in der Praxis bereits bewährt hat, will jetzt ein Konsortium europäischer Wissenschaftler ein neues System entwickeln, um Abfall von der Oberfläche und von tieferen Regionen im Mittelmeer einzusammeln.


Quelle: Fraunhofer CML

Für dieses Folgeprojekt haben die Beteiligten des Horizon 2020 SeaClear-Projekts inzwischen ihr Konsortium erweitert und neue Finanzierung gesichert. Mit dem neuen Projekt SeaClear 2.0 wollen sie das Robotersystem weiterentwickeln und das Problem von Abfall im Meer ganzheitlich angehen. Dabei geht es nicht nur um technische Innovationen, sondern darum, modernste Technologien in einen umfassenden Ansatz integrieren mit dem Ziel, die Menschen an der Suche nach Lösungen für die Meeresverschmutzung durch Abfall zu beteiligen, den Wert der Abfallstoffe zu steigern und zur wissenschaftlich basierten politischen Entscheidungsfindung beizutragen.

Die von der EU mitfinanzierte neue Initiative baut auf dem Erfolg von SeaClear1.0 auf und setzt eine Flotte intelligenter Roboter ein, um Müll aufzuspüren und zu beseitigen. Dazu nutzt das System die Zusammenarbeit zwischen fliegenden Drohnen, Tauchrobotern, autonomen Booten (USV) und speziellen automatischen Greifern. Durch künstliche Intelligenz können Roboter eigenständig Abfall identifizieren, auffinden und einsammeln. Das auszubauende Robotik-System zum automatisierten Aufsammeln von Müll im Meer soll tiefer tauchen, schwerere Teile heben und auch an der Oberfläche Müll selbst in engen und flachen Gebieten aufnehmen können. Das Projekt fängt mit verbesserter Sensorik durch hochauflösendes Sonar sowie weitere Sensoren für Mikroplastik und elektromagnetische Sensoren an. Ein intelligenter, manövrierfähiger Greifer wird entwickelt, der größere Abfallstücke wie Reifen, Fahrräder oder Rohre aufheben kann. Die Wissenschaftler werden einen neuen Tender entwickeln, der den größeren, schwereren Abfall transportieren kann. Er soll mit verstellbaren Zwischenwänden ausgestattet sein, um flexibel einteilbare Kammern für unterschiedliche Arten von Müll zur Verfügung zu stellen.


Parallel stehen auch gesellschaftliche Maßnahmen im Fokus, um die Mengen an Müll zu reduzieren, die Menschen im Meer entsorgen. Um die Bevölkerung einzubinden, wird SeaClear2.0 Maßnahmen wie geographisches Storytelling, eine gamifizierte App zur Abfallmeldung, Aufräumaktionen, Ausstellungen, Wettbewerbe und Kunstinstallationen einsetzen.

Zudem will das SeaClear-Team auch bessere Lösungen für das Sortieren und Recycling von Abfällen empfehlen, um den Wert des aufgesammelten Mülls zu steigern. Die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene wird auch darauf zielen, politische Vorschläge zu entwickeln, um Lücken in den bestehenden Regelungen zu schließen. Das verbesserte System wird in drei Großversuchen präsentiert und in drei Pilotversuchen im Mittelmeer getestet. Darüber hinaus finanziert das Projekt fünf Teilprojekte, um Einzelaspekte des Systems und des Ansatzes in weiteren Mittelmeerregionen zu validieren.

Das SeaClear2.0-Projekt wird am 1. Januar 2023 beginnen und hat eine Laufzeit von vier Jahren. Die Auftaktveranstaltung findet 14. Februar 2023 im niederländischen Delft statt. Das Projekt wird durch das Horizon Europe-Programm der Europäischen Union finanziell unterstützt.

Das Gesamtbudget beträgt 9.086.305 EUR, wovon 7.971.863,50 EUR von der EU kommen. Das Konsortium besteht aus 13 Partnern in neun Ländern, darunter das in Hamburg ansässige Fraunhofer CML und die Hamburg Port Authority (HPA) sowie die TU München, wobei der Projektkoordination durch die Technische Universität Delft erfolgt. Mit im Boot sind auch die Regionale Entwicklungsagentur Dunea (Kroatien), Isotech (Zypern), M.Danchor (Israel), Subsea Tech (Frankreich), Técnicas y Obras Subacuáticas (TECNOSUB) (Spanien), die Universität Dubrovnik (Kroatien), die Technische Universität Cluj-Napoca (Rumänien), Veolia (Frankreich) und Venice Lagoon Plastic Free (Italien). JPM