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„Wir werden unermüdlich sein“

Explora Journeys hat sein zweites Schiff, die EXPLORA II, in Dienst gestellt. Michael Wolf sprach mit Achille Staiano, Chief Commercial Officer von Explora Journeys.

Achille Staiano, COO Explora Journeys

Was sind heute Ihre Pläne und Ziele für Explora Journeys?

Wir glauben fest daran, dass wir mit dieser neuen Brand etwas Einzigartiges geschaffen haben. Etwas, was es zuvor nicht gab. Die Idee ist, dass wir in den nächsten 4 bis 5 Jahren stark wachsen müssen. 2028 werden wir sechs Schiffe haben, die bereits bestellt sind. Zwei sind schon in Bau. Es geht jetzt darum, dieses neue Produkt auf den Markt zu bringen; dafür zu sorgen, dass alle es kennen.

Wir haben Explora Journeys mit der gleichen Leidenschaft entworfen, die wir für das Meer haben. Aus diesem Grund haben wir den „Ocean State of Mind“ eingebracht.

Das ist wie ein Spiegel der Seele – das Meer bietet uns eine Art Frieden.

Wir haben dieses Produkt aus der Sichtweise des Eigners konzipiert. Die Fragen waren: Welche Orte besuchen die Gäste gern, wenn sie in den Urlaub gehen und auf welche Art? Wie erreichen wir das?

Der „Ocean State of Mind“ ist ein Weg zum völlig neuen Design der Schiffe.

Sie haben die Dimension eines grösseren Schiffes mit dem Design einer Superyacht. Es gibt keine Kabinen, sondern nur Suiten von 35 bis 280qm. Der durchschnittliche Platz pro Gast ist einer der höchsten in der Branche, und das alles in einer Luxus-Umgebung mit einem Service, der die Gäste 24 Stunden am Tag massgeschneidert umsorgt. Dazu bieten wir das beste kulinarische Erlebnis auf See, das beste Internet.

Was konnten Sie seit der Indienststellung des ersten Schiffes lernen?

Ich habe in den 30 Jahren, die ich in der Cargo-Branche und im Kreuzfahrtbereich und nun im Luxusbereich tätig bin, noch nie ein solches Feedback gesehen – von Partnern, den Medien, den Gästen, von Behörden, oder einfach Leuten, die an Bord waren.

Die erste Reaktion ist: Wow. Der NPS-Score (Net Promoter Score/Weiterempfehlungsrate) in Bezug auf den Service ist 80. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein All-inclusive-Produkt mit Champagner, bester Food-Qualität und mit enormem Platzangebot.

Wir machen kürzere Routen, 7-Nächte-Segmente, die kombinierbar sind. 7 + 7 + 7 oder 7 + 12 oder 7 + 11. Darum richten wir uns auch an unterschiedliche und andere Bevölkerungsgruppen. Die Manager, die das Geld haben, aber nicht den Luxus von Zeit, können den perfekten Urlaub mit ihren Familien und ihren kleinen Kindern an Bord verbringen. Ganz automatisch schaffen wir nicht nur ein internationales Umfeld, sondern auch unterschiedliche Demografien mit auch jüngerem Publikum. An Hand der Bewertungen und des Zuhörens können wir dann das Fine tuning machen.

In welchen Bereichen findet diese Feinabstimmung beispielsweise statt?

An den minimalen Details, die wir sehen und korrigieren müssen.

Zum Beispiel war das Entertainment, das wir mit dem „Soft Approach“ entwickelt haben, nicht wirklich in jedem einzelnen Aspekt abgestimmt. Die Leute mochten es, aber sie waren auf der Suche nach etwas mehr. Nicht dem traditionellen Entertainment, das jeder andere auch hat. Wir werden hier noch lernen.

Es soll noch mehr interaktive Musik geben, softe Musik in verschiedenster Qualität und Lounges. Live-Musik, Live-Sänger/innen von grosser Qualität an den Pools und Bars.

Mehr Lounge-Feeling statt Theater?

Genau. Wir haben kein Theater. Wir haben die Explora Lounge, so dass die Menschen in Kontakt miteinander sind bei Tanzmusik.

Haben Sie ein paar Verbesserungen am 2. Schiff vorgenommen sowohl im Hardware- als auch Software-Bereich?

Die ersten beiden Schiffe sind ziemlich ähnlich. Manchmal verbessern wir Details, die nicht für alle sichtbar sind. Aber die Nummer 2 ist sehr ähnlich und wird jetzt in Dienst gestellt.

Ab dem dritten Schiff wird es dann grössere Änderungen geben. Das dritte Schiff ist etwas grösser, die Anzahl der Residences wird vergrössert, dafür gibt es weniger kleinere Suiten.

Korridore und öffentliche Bereiche werden sich verändern in einigen Aspekten. Wir sind dabei, den Zugang zu den Aufzügen zu verbessern und einige Dinge um die Pools herum.

Technischer Art ebenfalls?

Ja. Wir werden immer die neueste verfügbare Version anpassen. Speziell im Bereich Nachhaltigkeit. Wir machen alles, was möglich ist für ein nachhaltiges Umfeld.

Unser Ziel als MSC-Gruppe ist die Zero-Emission für 2050.

Schon die erste Fahrt mit der MSC EURIBIA konnte ohne Emissionen durchgeführt werden.

Wir haben auch die beste Wasseraufbereitung, verwenden LED-Beleuchtung an Bord und eine Silikonbeschichtung des Schiffsrumpfs.

Wir sind schon jetzt bereits dabei, den Unterschied zu definieren.

Wir verwenden für Explora das Wort „Kreuzfahrt“ nicht. Das ist der Grund, warum wir Journeys heissen. Eine „Journey“ ist nicht eine einfache Reise. „Journey“ bedeutet eine Erfahrung, eine Vision, ein Traum.

Bevor Sie das Produkt kreierten, haben Sie Marktforschung zu den Quellmärkten betrieben. Sind es die Quellmärkte, die Sie erwartet haben?

Einige Quellmärkte sind mehr bereit für diese Art von Produkt. Im Moment sind die USA und Kanada, Deutschland, UK, die Schweiz und dann der Rest Europas die wichtigsten Kunden.

Wir haben eine Vielzahl neuer Märkte und Nationalitäten und einigen internationalen kulturellen Austausch an Bord. Das ist wunderbar. Wir bekommen Menschen aus Singapur, Vietnam, auch Ost-Europa wächst.

Je mehr Menschen mit diesem Produkt in Berührung kommen, desto mehr folgen ihnen nach.

Denken Sie die Zahl von 6 Schiffen ist eine gute Flottengrösse? Andere Luxusreedereien wie RCYC wollen 10-12 Schiffe bauen.

Jeder hat seine eigene Strategie und ich kann mich nicht zur Strategie der anderen äussern.

Sie haben aber die gleiche Hospitality-Idee dahinter.

Wahrscheinlich. Aber die maritime Umwelt ist ein wichtiger Faktor. Wir mischen uns nicht in Dinge ein, die wir nicht kennen. Wir kennen das Maritime. Das machen wir zu unserem eigenen Konzept. Wir haben erstaunliche Suiten, grössere Schiffe, und wir wollen eine andere Art von Produkt anbieten.

Ob sechs im Moment die richtige Zahl ist, kann ich nicht sagen, aber wie ich uns kenne, können wir umso mehr erreichen, je mehr wir wachsen und je mehr wir sehen, wie wir Explora Journeys in der Zukunft gestalten. Unser langfristiger Wachstumsplan geht bis 2028. Was danach kommen wird, weiss ich noch nicht.

Sie sind bereits eine ganze Weile für MSC tätig – von der Container- und Frachtersparte über MSC Cruises zu Explora Journeys. Welches war Ihr Lieblingsbereich?

Ab und zu braucht man ein wenig frischen Wind, neue Stimulationen.

MSC gibt einem die Passion und die Möglichkeiten dafür. Ich mag alle drei Bereiche. Aber auch wenn es jetzt 20 Jahre her ist – Fracht ist immer ein sehr spezielles Geschäft.

Die meisten Menschen wissen nicht, dass 98 Prozent aller Rohstoffe auf dem Wasser bewegt werden.

Die Menschen kennen die drei Buchstaben MSC nicht im Fracht- und Containerbereich. Nur die im direkten Umfeld arbeiten wissen es. Jeder kennt DHL, BMW usw., aber niemand kennt die Macht der Marke MSC im Frachtbereich – wir verbinden die Welt mit unseren Frachtern.

Explora Journeys wollte auf Gäste fokussieren, die Land-Luxus und Safaris buchen, um sie als Erstkreuzfahrer auf die Schiffe zu holen. Denken Sie, nach 12 Monaten ist der Deal geglückt?

Nein, es benötigt viel Zeit. Aber es beginnt schon sehr gut. Ich habe bereits von vielen Leuten gehört, die sagten, dass sie noch nie so eine Art von Urlaub gemacht hätten. Sie haben die Möglichkeit gesehen, unglaubliche Qualität zu bekommen, gleichzeitig verschiedene Teile der Welt zu entdecken, mit anderen Menschen zu interagieren.

Kann man jetzt schon sehen, woher Ihre Gäste zu Explora Journeys kommen – etwa von MSC oder anderen Kreuzfahrtgesellschaften…?

5-7 Prozent kommen vom MSC Yacht Club. Sie wollten Luxus ausprobieren. Aber dort ist es ein anderes Modell, ein Schiff-im-Schiff-Umfeld. Es gibt zwar Privatsphäre, aber man kann gleichzeitig die Vorzüge des grossen Schiffes mit seinen 6.000 Gästen geniessen. Die Gäste, die vom MSC Yacht Club zu uns kamen, waren auf jeden Fall sehr glücklich.

Ansonsten haben wir viele Newcomer, etwa 20 Prozent unserer Gäste sind Erstkreuzfahrer.

Natürlich gibt es auch viele Gäste, die von anderen Mitbewerbern kommen. Der Nachteil: Sie vergleichen uns mit den Erfahrungen, die sie kennen. Wir möchten aber nicht verglichen werden, weil wir anders sind. Wir müssen sie von den Unterschieden, von den Leistungen, vom Wert überzeugen.

Erstkreuzfahrer, Menschen die von anderen Erfahrungen zum Beispiel an Land zu uns gelangen, kommen mit einem frischen Blick an Bord. Sie werden dich nicht für das beurteilen, was sie schon kennen.

Wir schaffen hier etwas so Neues, mit so viel Qualität, dass die Leute sofort den Standard verstehen, über den wir sprechen.

Aber es ist immer einfacher neue Passagiere zu haben, die den Kreuzfahrtbereich noch nicht kennen.

Ich denke, es ist einfacher, sie zu überzeugen. Wir müssen dafür sorgen, dass der Anteil an Kreuzfahrten im Allgemeinen in Nordamerika, dem grössten Markt, bei 5 Prozent liegt. 2 Prozent der Marktanteile in Europa.

Das Wachstum auf dem Kreuzfahrtmarkt in der heutigen Zeit ist im Grunde genommen auf den Massenmarkt ausgerichtet. Das ist der Grund, warum wir bei und es nicht Kreuzfahrten nennen, sondern Journeys. Da sonst die Menschen, die neu im Bereich Kreuzfahrten sind, Angst haben. Sie wollen nicht in der Masse einer Menschenmenge sein.

Was ist die Agenda für die nächsten zwei Schiffe?

Wir müssen sie füllen. Wir müssen den besten Service auf See haben. Wir müssen so viele wie möglich neue Märkte erschliessen und Demografien.

Wir werden unermüdlich sein. Deshalb legen wir sehr viel Wert auf die Kommunikation mit Verbrauchern, Medien und auch unseren Vertriebspartnern.

Und Nummer 3?

Kommt 2026.

Teaser aus dem Printheft AN BORD 4/24: Explora II – Drohnen-Show & Film-Musik

Fotos: enapress.com