
Zum Verkauf gestellt: American Queen Voyages hat Betrieb eingestellt
Die US-Reederei American Queen Voyages (AQV) alle künftigen Reisen abgesagt und den Betrieb ihrer Schiffe eingestellt. In einer Mitteilung an die Mitarbeiter an Bord ihrer Schiffe und am Hauptsitz in Fort Lauderdale wird deren Kündigung zum 20. Februar 2024 mit „unglücklichen Geschäftsumständen und der Unmöglichkeit begründet, genügend Kapital für die Fortführung der Aktivitäten zu wirtschaftlich angemessenen Konditionen zu erlangen“. Lt. der AQV-Kundeninformationshotline sollten betroffene Gäste und Kunden damit rechnen können, dass auf Antrag Zahlungen für stornierte Kreuzfahrten vollständig erstattet werden. Bekanntlich steht dafür der für von amerikanischen Häfen aus tätige Kreuzfahrtunternehmen obligatorische Federal Maritime Commission (FMC)-Fund zur Verfügung.

Zur AQV-Flotte gehören vier Flusskreuzer, die auch auf dem deutschsprachigen Markt angebotene American Queen als größter Schaufelraddampfer, die American Countess und American Duchess, die auf dem Mississippi fuhren, und die American Empress, die auf an den Flüssen Columbia und Snake eingesetzt wurde. Hinzu kommen die beiden Küstenschiffe, Ocean Voyager und Ocean Navigator, auf den Großen Seen. Sie waren nach dem Abschluss der Saison 2023 aufgelegt und zum Verkauf gestellt worden. Zusätzlich hatte AQV ab 2022 auch das eisgängige Expeditionskreuzfahrtschiff Ocean Victory von der amerikanisch-dänischen SunStone-Gruppe für Expeditionskreuzfahrten in den Sommersaisons in Alaska eingechartert.

Aus dem involvierten Umfeld gibt es bereits Interessenten für einige der Schiffe: Dazu gehört die Private-Equity-Firma Crestview Partners, die vor einigen Jahren die AQV-Muttergesellschaft Hornblower Group erwarb. Der Kreuzfahrtteil des Unternehmens hatte Schwierigkeiten, sich von der Pandemie zu erholen, und es gab häufige Managementwechsel. Crestview hatte den Unternehmer und AQV-Gründer John Waggoner herausgekauft, der 2012 die aufgelegte American Queen von der US Maritime Administration (MARAD) erworben und damit eine Ikone auf die US-Flüsse zurückbrachte und auch später die American Empress, den größten größte Flusskreuzer westlich des Mississippi, von MARAD erwarb. Anschließend ließ er die American Duchess und die American Countess aus den Kaskos früherer Casino-Schiffe erstellen. 2019 kaufte das Unternehmen die beiden Küstenkreuzfahrtschiffe Ocean Voyager und Ocean Navigator von Victory Cruise Lines und expandierte über die Flüsse hinaus. Die Situation wird noch dadurch erschwert, dass inzwischen bekannt wurde, dass die Investment-Firma Strategic Value Partners eine Mehrheitsbeteiligung an der Hornblower-Gruppe übernehmen will, was Hornblower 121 Mio. Dollar in die Kassen spülen würde. Teil der Vereinbarung ist allerdings der Verkauf von AQV oder zumindest das Herunterfahren der Aktivitäten der Reederei. JPM