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Taufe an der Überseebrücke in Hamburg: „Grasbrook“ komplettiert Hybrid-Fährschifftrio für HADAG

Ein knallgelber Zugang für die grüner werdende Fährenflotte der Hamburger Hochbahn-Tochter Hadag Seetouristik und Fährdienst AG: Am 14. Juli 2025 wurde der sich in den Farben und Logos des Sponsors, des bekannten Hamburger Kaffee-Lieferanten Darboven, an der Übersee-Brücke präsentierende jüngste Neubau des städtischen Fährenbetreibers auf den Namen Grasbrook getauft.

„Ich wünsche Dir und Deiner Besatzung allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“, sagte Taufpatin Monica Garbelli, Chefeinkäuferin der HADAG, bevor sie in Anwesenheit von rd. 140 Gästen die traditionelle Champagnerflasche durch Auslösen einer mechanischen Wurfeinrichtung an der Steuerbodseite des Bugs zerschellen ließ.

Ihr Täufling war aufgrund technischer Probleme durch die Lieferung von Ersatzkomponenten mit sechsmonatiger Verzögerung in Hamburg eingetroffen, wo die Übernahme durch die Auftraggeber am 22. Mai dieses Jahres erfolgt war. Wegen des extrem niedrigen Wasserstandes der Elbe war die Überführung von der Bauwerft in Tangermünde nach Lauenburg mit Hilfe des eigens dafür von der Werft erstellten Transportdocks „Jürgen“ erfolgt, das sich nach Angaben von SET Werft-Geschäftsführer Olaf Deter auch für künftige Neubau-Überführungen anbietet, nachdem man bisher bereits 10 Schiffe für den Einsatz in der Hansestadt geliefert habe. Er bedankte sich für das mit der Bestellung von insgesamt drei Hybrid-Fähren bewiesene Vertrauen und sei stolz, mit der Ablieferung des Täuflings als letztem Schiff des Trios zur Dekarbonisierung des Schiffsverkehrs im Hamburger Hafen betragen zu können.

Der als Werft-Nr. 214 geführte Täufling, dessen Brennstart im Oktober 2023 und dessen Stapellauf am 23. September 2024 erfolgte, komplettiert die bereits im Sommer 2022 bei der zur Heinrich Rönner-Gruppe gehörenden SET Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde mbH zur Lieferung bis Ende für einen Stückpreis von ca. 8,5 Mio. Euro bestellten Serie von insgesamt drei innovativen Hafenfährschiffneubauten für die HADAG, die mit der Taufe und Indienststellung des Typschiffes Neuland (Bau-Nr. 212) im September 2024 eingeleitet worden war. Ihr folgte die am 25. November des gleichen Jahres getaufte Finkenwerder (Bau-Nr. 213)

„Unsere Flottenstrategie ist klar, die Zukunft der Fähren im Hamburger Hafen ist emissionsarm, modern und ausgelegt auf ein wachsendes Fahrgastaufkommen. Die Taufe der dritten Hybrid-Fähre markiert für uns daher den erfolgreichen Abschluss eines wichtigen Schrittes in Richtung eines emissionsarmen Nahverkehrs auf der Elbe“, betonte Hadag-Vorstand Martin Lobmeyer und wies darauf hin, dass die Schiffe auf allen Linien ohne klare Zuordnung eingesetzt werden, man aber auch neue Strecken wie Grasbrook in das Netz integrieren wolle.

“Mit diesem umweltschonenden Trio nimmt die HADAG eine Vorbildfunktion auf ihrem Weg zur Klimaneutralität ein und sorgt als Teil der öffentlichen Personen-Nahverkehrs für noch mehr Attraktivität im Fahrplanangebot. Mit modernster Technik werden die CO2-Emissionen verringert. Gleichzeitig wird weniger Lärm erzeugt und durch das moderne Design mit mehr Multifunktionsflächen mehr Komfort für die Fahrgäste und Platz für Kinderwagen und Fahrräder geboten. Mit der der Grasbrook und den beiden Vorbauten Finkenwerder und Neuland machen wir den Nahverkehr auf der Elbe klimafreundlicher, komfortabler und barrierefreier. Durch die Mobilitätswende ersetzen wir fossile Brennstoffe im Verkehrssektor nach und nach durch umweltfreundliche Antriebe“, so Anjes Tjarks, Hamburger Senator für Verkehr und Mobilitätswende. Nach seinen Angaben handelt es sich bei dem neuen Plug-in-Hybridfähren-Trio um einen weiteren Schritt auf dem Weg zu voll-elektrischen Fähren, der bereits im 28. Haushaltplan für die Jahre 2025-2026 festgeschrieben sei.

Zum Plug-in-Hybrid-Antrieb (Danfoss Editron) des 33,40 m langen,8,30 m breiten und maximal 2 m tiefgehenden Täuflings der zur Verbesserung der Manövrierfähigkeit mit zwei je 110-kW-Festpropeller-Querstrahlern von Jastram ausgestattet wurde, gehören neben den 856,5 kWh LFP-Batterien von Lithium System AG und einem 478 kW-Dieselgenerator von Scania zwei 200 kW-Voith-Schneider-Propeller des Typs eVSP9. Damit soll der für den Ein-Mann-Betrieb im Hamburger Hafen zugelassene Neubau eine Geschwindigkeit von 12 kn erreichen Die Batteriekapazität reicht für einen halbtägigen Betrieb aus, danach ist der Einsatz des als Range Extendern dienenden Dieselgenerators oder eine landseitige Aufladung erforderlich.

Das innovatives Design des neuen Typs 2020 und seine gegenüber der als „Bügeleisen“ bekannten Vorgänger-Generation vergrößerte Länge senkt den Energiebedarf und schafft gleichzeitig mehr Raum für Multifunktionsflächen. So bieten die drei auf einen späteren Einsatz der Wasserstofftechnologie vorbereiteten Schiffe jeweils Platz für bis zu 250 Fahrgäste, davon 146 im Fahrgastraum auf dem Hauptdeck. Der Aussenbereich des Hauptdecks bietet mehr Platz für die Mitnahme von Fahrrädern und von Gästen mit Rollstühlen oder Gehhilfen. Entwickelt wurde das Konzept zusammen mit den Flensburger Schiffsdesignern naValue GmbH, die auch die Bauaufsicht wahrgenommen hat. JPM

Fotos: Jens Meyer