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„Die Überlebenskünstler“

Für viele ist es wie eine Gratwanderung von Kompromissen, ein Anpassungsprozess zum Überleben in Putins Autokratie. Ob das aus Überzeugung, Phlegma, Überlebenswillen oder dem Wunsch geschieht, vom System zu profitieren, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Der US Journalist Joshua Yaffa beleuchtet in seinem Buch bis ins kleinste Detail die Portraits einiger russischer Bürger, vom Programmdirektor des größten russischen Fernsehkanals, über einen Pfarrer bis zur Menschenrechtsaktivistin, einer Ärztin, einem Unternehmer oder einem Künstler. Er beschreibt, wie sie ihre eigenen Karrieren aufgebaut und den politischen Gegebenheiten angepasst haben. Manchmal aus freiem Willen, manchmal unter Androhung von Gewalt. Dabei unterstützen sie gleichzeitig den Staat – ob gewollt oder nicht. Yaffa zeichnet dabei ein klares Bild des Systems Putin.

Die amerikanische Erstausgabe trug den Titel „Between two fires“, was die Zwickmühle, in der sich viele der beschriebenen Protagonisten dieses Buches befinden, gut auf den Punkt bringt.

Eine hochinteressante Lektüre, um das heutige russische System zu verstehen.

Der Autor Joshua Yaffa, der aus San Diego in Kalifornien stammt, lebt heute hauptsächlich in Moskau, arbeitet hier seit 2016 als Korrespondent für den New Yorker. Darüber hinaus schreibt er für den Economist, das New York Times Magazine, den National Geographic oder die Bloomberg Businessweek.
Für seine journalistische Arbeit in Russland wurde Yaffa zum Fellow des Think-Tank New America ernannt, erhielt den Berlin-Preis der American Academy. Als Gastwissenschaftler unterrichtete er mehrere Jahre an der Journalistenschule am Harriman Institute der Columbia University.

„Die Überlebenskünstler. Menschen in Putins Russland zwischen Wahrheit, Selbstbetrug und Kompromissen“ von Joshua Yaffa, ISBN: 9783430210607, Preis: 24,99 Euro, Verlag: Econ, www.ullstein-buchverlage.de