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Kiel präsentiert Zahlen: Was hat eine Hafenstadt von der Kreuzfahrt?

Der Seehafen Kiel hat fast 90 Millionen Euro in den vergangenen Jahren in den Ausbau der Infrastruktur für Kreuzfahrtschiffe investiert. Neue Terminals, Landstromanschlüsse und Kaianlagen wurden gebaut. Da ist es nur natürlich, das bei einer Hafengesellschaft mit einer Stadt als Gesellschafter nach den Auswirkungen des Geschäfts gefragt wird. 

Der Seehafen Kiel hat deshalb im vergangenen Jahr eine Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung der Kreuzfahrt für eine Stadt in Auftrag gegeben. Das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) nahm diesen Auftrag an und hat zwischen Juli und September 2023 nach der Ankunft in den Terminals 1092 Passagiere und 396 Crewmitglieder befragt.

„Wir haben dabei bewusst den Zeitpunkt bei der Rückkehr zum Schiff gewählt, da die Menschen dann Zeit hatten und uns gern Auskunft gaben“, so Dirk Schmücker, Leiter des NIT.

Heraus kam, dass allein die Landeshauptstadt durch die Passagiere und die Schiffscrew insgesamt Umsätze von 29 Millionen Euro pro Jahr generiert. 95 Prozent der Gesamtumsätze entfallen dabei auf die Passagierausgaben und fünf Prozent auf die Crew. Während die Ausgaben der Crew allein auf Tagesausgaben in Kiel beim Landgang zurückzuführen sind, setzen sich die Ausgaben der Passagiere neben Einkäufen (36 Prozent) auch aus Parkplatzbuchungen (32 Prozent) und Hotelübernachtungen (32 Prozent) zusammen.  

Die Überraschung war aber die Rückkehrquote. Fast die Hälfte der Kreuzfahrtpassagiere wollen in den nächsten drei Jahren wieder Kiel besuchen. „Wenn 48 Prozent der Passagiere angeben, in den kommenden drei Jahren nach Kiel zurückkehren zu wollen, ist das ein wichtiges Signal für unsere Stadt. Mit unseren Plänen für eine attraktivere Innenstadt und Kiellinie wollen wir diese Rückkehrbereitschaft noch weiter steigern. Denn Kiel ist immer einen Besuch wert“, sagt Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. „Dieser Wert hat auch uns überrascht. Der ist außergewöhnlich hoch“, so Schmücker, der ähnliche Umfragen auch in anderen Hafenstädten bereits gemacht hat.

Kreuzfahrtpassagiere in Kiel. Foto: Frank Behling

„Die hohe Zufriedenheit der Gäste und der Crew zeigen, dass wir vieles richtig machen“, so Seehafen Geschäftsführer Claus. 

So erzielen die Hotels in Kiel mit inzwischen 155.000 Übernachtungen vor und nach der Seereise durch die weißen Riesen sehr gute Ergebnisse. 14 Prozent der Gesamtübernachtungen in der Hotellerie der Stadt entfällt inzwischen auf die Kreuzfahrt. 

Eine Überraschung ergab auch das Ausgabeverhalten im Vergleich zur Studie vor zehn Jahren. So sanken die Ausgaben der Passagiere von Reisewechselschiffen wie AIDA, TUI Cruises, Costa oder MSC gegenüber 2013 von 32,58 Euro auf 12,43 Euro.

„Das hat vermutlich seinen Grund darin, dass die Passagiere inzwischen eine feste Check-in-Zeit bekommen“, so Claus. 2013 war es noch so, dass meist die Passagiere bereits morgens am Terminal waren und dann zum Zeitvertreib noch man in die Stadt gingen und etwas einkauften. Mit der festen Einschiffungszeit kommen die Gäste jetzt punktgenau zum Terminal. Da die Reisewechselpassagiere inzwischen gut 80 Prozent der über eine 1,1 Millionen Passagiere ausmachten, haben sie auch mit 6,644 Millionen Euro den größten Anteil am Umsatz in der Stadt. Über drei Millionen Euro entfielen auf die Gastronomie in Kiel und 1,5 Millionen auf Einkäufe in der Stadt.  

Die Stopp-Over-Passagiere geben dagegen mehr Geld aus als 2013. Hier stiegen die Ausgaben pro Passagier von 23,33 Euro auf jetzt 24,53 Euro. Die Stopp-Over-Passagiere generierten insgesamt 2,55 Millionen Euro. Davon entfielen rund eine Million aus Einkäufe in der Stadt und 840000 Euro auf die Kieler Gastronomie. 

Die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben erzielten 2023 aber in Kiel Crewmitglieder beim Landgang. Die befragten Crew-Mitglieder gaben im Schnitt 57,08 Euro aus. Davon wurden 30,97 Euro in Geschäften in der Innenstadt ausgegeben. Crewmitglieder nutzten aber auch Sport- und Unterhaltungsangebote in Kiel oder Einkaufsmöglichkeiten im Kieler Umland. 

Sehr hoch war auch die Zufriedenheit mit der Abfertigung. 89 Prozent der Passagiere an, mit den Kieler Hafenanlagen zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Auch die Innenstadtlage der Liegeplätze und das Tempo beim Check-in bekamen gute Noten. 

Bei der An- und Abreise ist weiter der eigenen Wagen (51 Prozent) das liebste Transportmittel. Über ein Drittel der Reisewechselpassagiere (34 Prozent) reisen aber mit der Bahn an. Der Hauptgrund, auf die Bahn zu verzichten, lag demnach bei der fehlenden Zuverlässigkeit. „Wir wünschen uns natürlich mehr durchgehende ICE-Verbindungen im Sommer und sind dafür mit der Bahn in einem Dialog“, so Claus. Die Gäste, die mit der Bahn anreisten, waren aber dennoch insgesamt zufrieden mit der Qualität der Anreise. Etwa 22 Prozent der Passagiere reisen bereits einen Tag vor dem Beginn der Kreuzfahrt an. FB