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See-Erprobung war erfolgreich: „Douglas Mawson“ komplettiert Infinity-Septett für SunStone

Im September abgeliefert und in ganzjähriger Langzeitcharter von dem 1991 von Greg Mortimer gegründeten australischen Veranstalter Aurora Expeditions beschäftigt werden soll der nach dem legendären australischen Geologen und Polarforscher Sir Douglas Mawson benannte jüngste Neubau der SunStone Maritime Group A/S. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner am 26. Juni begonnenen sechstägigen See-Erprobung ist das Schiff zur Komplettierung und Endausrüstung an seine chinesische Bauwerft zurückgekehrt.

Bei dem als Bau-Nr. U11058126 geführten Neubau, der nach dem ersten Stahlschnitt im Dezember 2023 und der am 30. Mai 2024 erfolgten Kiellegung am 29. November letzten Jahres vom Stapel gelaufen war, handelt es sich um das letzte der sieben von SunStone beim China Merchants Heavy Industry (CMHI)-Werftbetrieb in Haimen bestellten Expeditionskreuzfahrtschiffen der Infinity-Klasse. Das Innendesign der auf dem Ulstein-Typ CX103 basierenden und mit umfangreicher technischer Ausrüstung sowie Komponentenzulieferungen aus Europa unter Berücksichtigung spezifischer Wünsche der Charterer realisierten Neubauten stammt von Tomas Tillberg (USA) und dem finnischen Innenausstatter Mäkinen.

An der in Zusammenarbeit mit der Nantong Maritime Safety Administration vom Yangtze gestarteten und vor der Küste von Hainan bis zum 2. Juli absolvierten Erprobung von Schlüsselsystemen wie Antrieb, Geschwindigkeit, Stoppstrecke, Drehkreis, Navigation und Sicherheit etc. nahmen 126 Experten teil, zu denen neben Vertretern von Bauwerft, Reederei und Klassifikationsgesellschaft etc. auch ein Service-Team von Ulstein (siehe Foto) gehörte. Nach Angaben von Ulstein wurden alle Spezifikationen und Parameter erfüllt bzw. übertroffen. Zufriedenheit auch beim Charterer: „Die See-Erprobung ist einer der wichtigsten Schritte, um ein Schiff zum Leben zu erwecken. Wir sind begeistert von den Ergebnissen und ich kann es kaum abwarten, unsere Expeditionsgäste zu Jungfernreise der Douglas Mason Ende des Jahres willkommen zu heißen“, schwärmt Aurora-CEO Michael Heath, der – wie die Eigner – von der Qualität der Infinity-Schiffe überzeugt ist, mit denen erstmals eine chinesische Werft in den Bau von Expeditionskreuzfahrtschiffen eingestiegen ist.

Neben einer Kapazität von 130 Passagieren in der Polarfahrt bzw. 154 Gästen beim Einsatz im üblichen Kreuzfahrtbereich und dem Platz für bis zu 102 Besatzungsmitglieder verfügt der mit 86 Kabinen ausgestattete 8.076-BRZ-Neubau (IMO 9992713) über fortschrittliche Sicherheitssysteme, energieeffiziente Betriebsabläufe und umweltfreundliche Technologien, die die Auswirkungen auf die Umwelt minimieren. Das mit dem X-Bow®-Design von Ulstein erbaute Schiff erfüllt die Vorschriften für die Eisklasse 1A sowie der Polarklasse 6/Polar Code Cat. B und soll damit einen sicheren und effizienten Betrieb in einigen der schwierigsten Fahrtgebiete der Welt ermöglichen.

Der 104 m lange, 18 m breite und auf 5,1 m Tiefgang 1250 t tragende Neubau verfügt über dynamische Positionierung (DP), Bugstrahlruder sowie Zero-Speed-Stabilisatoren und ist durch seine redundante Antriebsanlage mit zwei Maschinenräumen, zwei vierflügeligen Propellern und zwei Rudern für den Safe-Return to Port (SRtP) ausgerüstet. Die für TIER III ausgelegten und mit SCR-Katalysatoren ausgestatteten Motoren werden mit schwefelarmen MGO betrieben. Mit dem dieselelektrischen Antrieb soll eine maximale Geschwindigkeit von 15,5 kn erreicht werden. Zur Ausstattung gehören Wärmerückgewinnungs- und modernste Abwasser-Behandlungsanlagen sowie LED-Beleuchtung. Die Ventilation ist für einen 45-fachen Luftwechsel pro Stunde in den öffentlichen Räumen ausgelegt, wobei alle einzelnen Räume mit Frischluft versorgt werden und eine Rezirkulation vermieden wird. Für die Gäste stehen u.a. ein über zwei Decks reichendes Atrium und spektakuläre Bugfenster in Fahrtrichtung, ein beheizter Außenpool, zwei Jacuzzis, je zwei Bars und Restaurants, Lounges, eine Bibliothek, Wissenschaftszentrum, Theater/Lektionsraum, ein Fitnessraum sowie ein Gym und ein Spa zur Verfügung.

Nach ihrer Ablieferung im September soll die unter Bahamas-Flagge in Fahrt kommende Douglas Mawson, über deren Tauftermin, Taufpatin und Taufort noch keine Angaben gemacht wurden, noch vor der im Dezember stattfindenden offiziellen Jungfernreise eine Einführungsreise entlang der rauen Küste Tasmaniens absolvieren, an die sich die Eröffnung der Antarktis-Saison mit der „Mawsons’s Antarctic“-Reise anschließt, die den Spuren ihres Namensgebers folgt. Nach Beendigung der kompletten 2025/2026-Antarktissaison wird der für den Kalt- und Warmwasser-Einsatz ausgelegte Neubau Kurs auf Europa nehmen und im Mittelmeer, im Bereich der Britischen Inseln und in Europa Flagge zeigen. Sein Charterer Aurora Expeditions verfügt damit über insgesamt drei Einheiten dieses modernen und für den Betrieb mit Methanol und Batterien vorbereiteten Expeditionsschiffstyps: Nach dem 2019 in Dienst gestellten Typschiff Greg Mortimer beschäftigt er auch das 2022 gelieferte Schwesterschiff Sylvia Earle.

Rendering der "Boundless" Class

Auftragsvergabe für Typschiff der neuen  Boundless-Klasse noch in diesem Jahr erwartet

Wie berichtet, arbeitet man bei SunStone bereits seit rd. fünf Jahren an einer Nachfolge-Serie von bis zu zehn Einheiten – vier Festbestellungen und sechs Optionen – der größeren Boundless-Klasse, für deren Bau auch Erfahrungen und Schlüssel-Features der bewährten Infinity-Serie genutzt werden sollen. Bei dem in Zusammenarbeit mit dem dänischen Konstruktionsbüro OSK Ship Tech entwickelten Typ handelt es sich um ca. 125 m lange, 21 m breite und 5,20 m tiefgehende 15-kn-Schiffe mit einer Vermessung von ca. 13.000 BRZ, die in 100 bis 130 Kabinen (Standardgröße 23 qm) wischen 200 und 300 Gäste unterbringen können und über Betten für 137 Crew-Mitglieder verfügen. Sie sollen nicht nur – wie die 20 m kürzeren Schiffe der Infinity-Klasse – Biofuel verbrennen können sondern auch mit einer für die Nutzung von Ethanol und Methanol als Brennstoff vorbereiteten dieselektrischen/Hybrid-Maschinenanlage sowie Batteriepacks ausgerüstet werden. Die durch ihre Podantriebe besonders manöverierfähigen Neubauten sollen u.a. die Anforderungen für die PC6-Klasse erfüllen aber gleichzeitig auch für den Einsatz in warmen Regionen geeignet sein. Statt achtern – wie bei der Infinity-Klasse – soll der Außenpool mittschiffs auf dem Top-Deck angeordnet und mit einem verfahrbaren Glasdach ausgerüstet werden. Zudem ist ein Hangar für die Unterbringung von 20 Zodiacs sowie Wassersportausrüstungen wie Jet-Ski, Tauch- oder kleine Tenderboote vorgesehen.

Nach Angaben von Carsten Lund, seit 1. Juli CEO der dänischen SunStone Ships-Muttergesellschaft SunStone Maritime Group A/S, rechnet man damit, nach der kurzfristig zu erwartenden Unterzeichnung einer Absichtserklärung noch vor Ende dieses Jahres den Festauftrag für ein erstes Schiff der neuen Klasse vergeben zu können. Entscheidendes Kriterium für die Werftauswahl sei neben dem Preis und der Qualität die Einhaltung der Lieferfrist. Das sei auch im Interesse der potenziellen Charterer von Bedeutung, mit denen man zum Teil fast 20 Jahre kooperiere. JPM

Fotos: Nantong Maritime Safety Administration, Ulstein, OSK Ship Tech