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Arabische Impressionen

In Saudi-Arabien öffnet sich westlichen Touristen eine neue Welt. Nicht langsam, sondern mit atemberaubender Geschwindigkeit. Wenn bisher nur wenige Besucher aus Europa die inzwischen weit geöffneten touristischen Tore des Königreiches durchschreiten, seine Gastfreundschaft genießen und die neuen Freizeitvergnügungen mit den Saudis teilen, dann liegt es oft an Vorbehalten. Eine dieser neuen Freizeiteinrichtungen ist Aroya Cruises. Oliver Schmidt hat sie ausprobiert.

Irgendwie ist es ein stolzes Bild, an das sich Jeddah gerade gewöhnt. Zweimal pro Woche fährt das neue, erste saudi-arabische Kreuzfahrtschiff AROYA am Tower vorbei in den Hafen. Man kann es schon von oben sehen, während der Kurzstreckenflieger aus Riad im Landeanflug seine Kreise zieht. Auf dem einstündigen Flug wurde übrigens eine wohlschmeckende, frische Steinofenpizza serviert, das ist selten geworden. Noch seltener ist auch die Erfahrung, dass zu Beginn des Fluges über das Bordfernsehen allerlei Vorschläge für ein geeignetes Reisegebet gemacht werden.

Anders als die einst von Beduinen bewohnten Emirate haben Saudi-Arabiens urbane Ansiedlungen eine Altstadt. Gerade wird sie in Jeddah von öffentlicher Hand renoviert. Filigran restauriert oder ersetzt wird das hochwertige Schnitzwerk der Holzbalkone, deren kunstvolle Verkleidungen den Frauen dienten, die das Haus hüteten. So konnten sie am Fenster sitzen und hinausschauen, ohne selbst gesehen zu werden, und sparten sich damit den Schleier. Auch heute noch sind 80% der Frauen in den Straßen voll verschleiert, wobei es dafür offiziell kein Gesetz mehr gibt. Regeln und Traditionen, die aus den Familien kommen, fallen hingegen nicht so schnell. Verblüfft sieht der Besucher, dass es in den für Fußgänger reservierten Bereichen der Altstadt zu jeder Treppe Rampen gibt, obwohl Rollatoren oder Rollstühle nirgends auftauchen. Des Saudis liebstes Fortbewegungsmittel ist neben seinem Auto ein Golfcart. Die leisen, umweltneutralen Wägelchen mit Elektromotor stehen in Freilichtmuseen für ältere Mitbürger ebenso bereit, wie man sie für eine Tour durch die Altstadt anheuern kann. Natürlich mit Fahrer. Das gehört zum Prestige. Auch der Geschäftsmann, der seinen Luxusklassewagen auf der Straße selbst steuert, erntet erstaunte Blicke. Was hat er nur?

Im „Headquarters“-Tower an Jeddahs Corniche residieren zwei bekannte Gesichter: Der frühere AIDA- und A-Rosa-Chef Lars Clasen als CEO von Cruise Saudi und der erst 2024 hinzugekommene Hamburger Costa-Manager Dr. Jörg Rudolph als Präsident von Aroya Cruises. Sie krönen ihre Karriere mit einem Saudi-Vertrag, und helfen den Saudis bei einer langen Lernphase im Tourismus für ihre ehrgeizigen Projekte. Das in der Pandemie nach dessen Pleite vom Genting-Konzern erworbene Schiff WORLD DREAM mit seinen kleinen, dunklen, verbauten Räumen zu einer hellen, freundlichen Kreuzfahrt-Oase zu machen, war keine leichte Aufgabe. Obwohl es das erst 2018 bei der Meyer Werft in Papenburg gebaute Schiff zum Taschengeldpreis gab, hat das Projekt insgesamt eine Milliarde verschlungen.

Der arabische Traum“, das bedeutet das Kurzwort „Aroya“,­ und noch vor Kurzem hätte sich kaum ein Saudi träumen lassen, dass im Dezember 2024 das erste Kreuzfahrtschiff des Landes getauft würde – ausgestattet mit edelsten Materialien und 2.500 vorwiegend regionalen Kunstwerken….

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Fotos: Aroya Cruises, Oliver Schmidt