In Anwesenheit des Gründers, Vorstandsvorsitzenden und Hauptaktionärs der norwegischen Havila-Gruppe, Per Sævik, hat Havila Voyages am 22. April mit dem 15520-BRZ-Neubau Havila Castor am Ausrüstungskai der türkischen Tersan-Werft in Yalova die zweite Einheit des dort für sie im Bau befindlichen Quartetts übernommen. Die Havila Castor soll nach ihrer Überführung ab 10. Mai auf der traditionellen Postschiff-Route Bergen – Kirkenes zum Einsatz kommen.
Havila Voyages –CEO Bent Martini sprach von einem „großen Tag“ für die Reederei und großer Freude nach einigen herausfordernden Ostertagen mit einer gestrichenen Rundreise für das bereits in Fahrt befindliche Typschiff Havila Capella.
„Es ist auch eine große Freude für die Tersan-Werft, die Begeisterung unseres Partners Havila Voyages zu teilen, und den Passagieren auf der historischen Route zwischen Bergen und Kirkenes einen Service von höchster Qualität zu bieten. Dank des Vertrauens von Havila Voyages in Tersan werden wir hart daran arbeiten, mit dem Bau des dritten und vierten Schiffes, Havila Polaris und Havila Pollux, fortzufahren.“, versprach Mehmet Gazioğlu, CEO der Tersan-Werft.
Die Havila Castor ist baugleich mit ihrem Schwesterschiff Havila Capella, das das Unternehmen im November 2021 übernommen hatte. So konnten einige Erfahrungen gesammelt werden, die in Zukunft nützlich sein werden. „Das Schiff, das wir heute übernommen haben, ist der Einsatzbereitschaft für die Küstenroute Bergen – Kirkenes viel näher als die Havila Capella bei ihrer Ablieferung. Obwohl die Zeit knapp ist, werden wir rechtzeitig für die erste Reise bereit sein“, so Martini. „Einige der Mitarbeiter, die an Bord der Havila Castor sein werden, haben die letzten Monate an Bord der Havila Capella verbracht, um das Schiff kennen zu lernen. Sie bringen gute Erkenntnisse für die Aufnahme des Betriebs mit.“
Die für 640 Gäste ausgelegte und über 179 Kabinen für 480 Personen verfügende Havila Castor hat einen Marktwert von rund 1,2 Mrd. NOK und wird mit Eigenkapital und einem Darlehen von 46 Mio. EUR von der Tersan-Werft und der Bank der Werft finanziert. Das Darlehen hat eine Laufzeit von drei Monaten. „Diese Lösung gibt uns Zeit, eine angemessene Refinanzierung des Schiffes zu finden, und bedeutet gleichzeitig, dass unser Unternehmen ab diesem Zeitpunkt Eigentümer des Schiffes ist“, erläuterte Martini.
Wie berichtet, konnte wegen der Russland-Sanktionen die ursprüngliche vorgesehene Finanzierung der Havila Castor durch eine davon betroffene Leasinggesellschaft (GTLK) nicht dargestellt werden und Havila Kystruten musste sich um eine alternative Finanzierungslösung bemühen. „Die Lösung bedeutet auch, dass GTLK keine Sicherheiten an der Havila Castor hat, und das Ergebnis ist, dass das Schiff ab dem heutigen Tag zu 100 Prozent unserer Reederei gehört“, so Martini.
Die Havila Castor befindet sich im Besitz der Gesellschaft HK Ship V AS – einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft von Havila Kystruten Operations AS. Derzeit sei Havila Voyages dabei, die Havila Castor und die beiden verbleibenden Schiffe, die später in diesem Jahr ausgeliefert werden, sowie die Havila Capella zu refinanzieren. „Die größte Herausforderung ist natürlich Havila Capella, da wir sie von GTLK Asia leasen, die jetzt sanktioniert ist. Wir arbeiten auch hier an Lösungen, um alle Verbindungen zu russischen und sanktionierten Unternehmen zu kappen“, sagt Martini. Als norwegisches Schiff sei der Versicherungsschutz für die Havila Castor gemäß den ursprünglich für die Flotte abgeschlossenen Versicherungsverträgen aufrechterhalten worden. „Die Havila Castor wird nun in der Türkei zollmässig abgefertigt, bevor sie ihre Überführungsreise nach Norwegen antritt. Auf dieser Reise wird eine 60-köpfige Besatzung hart arbeiten, um das Schiff für den Start der Route vorzubereiten. Wir erwarten, dass die Havila Castor um den 5. Mai in Bergen eintrifft, und werden dann alles daran setzen, dass sie wie geplant in Fahrt kommt“, so Martini.
Der Einstieg von Havila Voyages auf der klassischen Küstenroute zwischen Bergen und Kirkenes ist eine der größten Investitionen in den norwegischen Tourismus seit vielen Jahren, und die Resonanz ist bisher sehr gut. „Wir erleben, dass viele die schöne norwegische Küste erleben wollen, und Havila Castor hat gute Buchungszahlen für die Sommersaison. Die Buchungszahlen für Havila Capella sind ebenfalls sehr gut, und es ist für uns natürlich wichtig, dass sie bald wieder in Fahrt kommt“, sagt Martini.
Anfang April war das Typschiff Havila Capella während der Nor-Shipping-Fachmesse vor den Toren Oslos mit dem „Next Generation Ship Award“ ausgezeichnet worden. „Da die Schiffe identisch sind, verfügt Havila Castor über die gleichen Vorzüge wie Havila Capella. Das bedeutet unter anderem, dass die Schiffe die ersten sein werden, die emissionsfrei fahren können, während wir bereits jetzt umweltfreundlicher fahren, als es jemals an der norwegischen Küste der Fall war. Die Havila Castor ist eindeutig auch das Schiff der Zukunft“, ist Martini überzeugt.
Das Batteriepaket an Bord der Havila Castor wiegt 86 Tonnen und hat eine Leistung von 6,1 Megawatt. Das Schiff kann bis zu 4 Stunden mit dem geladenen Batteriestrom, der durch Wasserkraft generiert wird, völlig emissionsfrei fahren. Darüber hinaus wird das Schiff mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betrieben, wodurch die CO2-Emissionen um rund 25 % und die NOx-Emissionen um bis zu 90 % reduziert werden.
Die Schiffe sind außerdem für den Treibstoff der Zukunft gebaut. Flüssiges Biogas (LBG) kann grundsätzlich sofort verwendet und dem LNG-Tank beigemischt werden. Darüber hinaus sind die Systeme an Bord darauf vorbereitet, in Zukunft Wasserstoff oder Ammoniak als Kraftstoff zu nutzen. „Wir haben das klare Ziel, so bald wie möglich flüssiges Biogas zu nutzen. Das ist eine Frage der Kosten und nicht zuletzt der Verfügbarkeit. Wir sind bereit, einen Beitrag zu noch weniger Emissionen bei unseren Fahrten zu leisten“, so Martini.
Der Schiffsrumpf ist speziell für maximale Energieeffizienz ausgelegt, und die überschüssige Wärme aus dem Kühlwasser und dem Meer wird für die Heizung an Bord genutzt. Auf der Speisekarte stehen lokal hergestellte Gerichte von lokalen Erzeugern, und es wird alles unnötige Plastik vermieden. Wir übertreffen bereits jetzt die behördlichen Auflagen zur Emissionsreduzierung und haben uns für die Zukunft das Ziel gesetzt, mit null Emissionen zu fahren. JPM