Neues von der MEIN SCHIFF FLOW
Werftbesuch Mein Schiff Flow auf der Fincantieri-Werft in Monfalcone bei Triest: Es braucht schon einiges an Vorstellungsvermögen, um bei einem Rundgang auf der seit 2023 in Bau befindlichen Mein Schiff Flow jetzt schon zu erkennen, wo gerade der Spa-Bereich, die finnische Sauna, die Shopping Area oder das Theater, das große Atrium mit der Rezeption, großer Treppe und Bars entstehen. Bei guten Willen sind die Ränge im großen Theater zu sehen, einige Bars mit Anschlüssen für Wasser und Elektrizität sind auch angedeutet. Doch statt eines Barkeepers sind unzählige Arbeiter aus aller Herren Länder am Werkeln. Im Schiffsbauch installieren Techniker den innovativen gas-elektrischen Antrieb, einen Dual-Fuel-Motor der sowohl mit LNG-Erdgas als auch mit Methanol betrieben werden kann. Aktuell sind an die 3.400 Menschen unterschiedlichster Gewerke auf der Werft allein mit dem Bau der Mein Schiff Flow beschäftigt. Dabei, sagt Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises stolz, seien bereits 70 Prozent des Bauvolumens geschafft. Dem laienhafte Blick der Besucher erschließt sich das kaum bei der Vielzahl an Kabeln, Leitungen und sonstigen technischen Versorgungskanälen die aus Wänden und Böden hängen. Immerhin ist schon eine halb fertige Standard-Kabine mit Balkon zu besichtigen.


Natürlich hilft auch ein Blick auf Fotos des seit April 2025 in Dienst befindlichen Schwesterschiffs Mein Schiff Relax. Die beiden Schiffe sind die ersten einer neuen Schiffsklasse, der InTUItion-Klasse, die als Weiterentwicklung zur Mein Schiff 1 – 7-Flotte stößt. Größer sind die beiden neuen Schiffe: 333 Meter lang, 19 Decks, 2.016 Kabinen bieten Platz für bis zu 3.984 Passagiere. 85 Prozent davon sind Balkonkabinen, 150 davon sind Suiten und Juniorsuiten und fünf Prozent sind Single-Kabinen, die es mit und ohne Balkon gibt. Zum Vergleich: Die Mein Schiff 7, 2024 in Dienst gestellt, hat 16 Decks und fasst maximal 2896 Passagiere. Und weil CEO Meier ein Profi ist, nennt sie noch ein paar mehr Zahlen, um die neue Schiffsklasse zu beschreiben: Fun Facts nennt man das auf Neudeutsch, aber sie bleiben gut haften: 4.500 Restaurant-Plätze – so viele Gäste könnten künftig also theoretisch gleichzeitig speisen -, 2.200 Barsitze – so viele könnten zugleich einen Drink nehmen.
Wem das groß vorkommt dem erklärt Wybcke Meier: „Unsere Schiffe zählen immer noch zur Kategorie der Mid-Size-Ships“, – also zu Schiffen der mittleren Größenkategorie. Und die Passenger-Space-Ratio, also der Platz pro Passagier in Quadratmetern, liege unverändert bei 11,5. Verglichen mit der Icon of the Seas, dem derzeit nach Passagierzahlen größten Kreuzfahrtschiff der Welt, das maximal Platz für 7.600 Passagiere hat, mag das stimmen. Aber was die Länge angeht, da nehmen sich die beiden Schiffe nicht viel – die Icon mit ihren 365 Metern und die Mein Schiff Flow mit 333 Metern. Ab einer gewissen Schiffsgröße geht es auch darum, noch Häfen zu finden, deren Infrastruktur das Anlegen von großen Schiffen erlauben.


Die Philosophie an Bord der neuen Schiffsklasse ist es natürlich, ein gutes Gefühl zu verkaufen. Auch die neuen Schiffe sollen Wohlfühlschiffe sein. TUI Cruises setzt darauf, dass die Gäste an Bord „Die Elemente spüren“, wie Wybcke Meier es ausdrückt. Näher am Wassersoll man sein an Bord, Wind und Wellen spüren. Das ermöglichen viele Außenbereiche, Barfußdecks, Outdoor und Pool Decks, Outdoor Bars oder die Agora, ein Freibereich, der einem griechischen Marktplatz nachempfunden ist. Oder bodentiefe Fenster, die etwa im Sur-Mer-Bistro Meerblick beim Dinieren bieten. Lichter ist es nun im Atrium im Zentrum der neuen Schiffsklasse, wo die bodentiefen Fenster von Deck 5 bis Deck 3 reichen und man dem Klatschen der Wellen gegen die Fensterfront zusehen kann. „Das war technisch keine Kleinigkeit. Wir brauchten dafür Spezial-Fensterglas, das die Festigkeit von Stahl hat und zugleich eine ausreichende Elastizität bietet“, erläutert Kuzey Alexander Esener, Director Communications bei TUI Cruises.
Ist die neue Schiffsklasse also nur für die warmen Gewässer konzipiert? Nein, antwortet Wybcke Meier, man wolle im Gegenteil mit einem der neuen Schiffe im nächsten Sommer ab Kiel nach Skandinavien fahren. Fakt sei aber auch, dass beispielsweise die skandinavischen Gäste, eine Zielgruppe mit hohem Wachstumspotenzial, lieber nach Teneriffa reisten als in der eigenen Heimat. Wichtigster Quellmarkt bleiben die deutschsprachigen Länder, doch man öffnet sich für den gesamten europäischen Markt, warum auch nicht, schließlich werden alle Durchsagen auf Deutsch und Englisch gemacht, die Bordsprache Deutsch ist also kein Hindernis.
Willkommen sind auch Familien, „auch wenn wir uns nie als Familienschiffe vermarktet haben, stellen wir fest, dass besonders im August viele Familien an Bord kommen“, sagt Wybcke Meier. Und die Single-Kabinen seien stets lange im Voraus ausgebucht. Deswegen gibt es nun beispielsweise im großen Speiserestaurant Atlantik im Zentrum eine raumgreifende stylische Bar, an der Gäste auch mal nur eine Kleinigkeit essen können. Das werde besonders gut von Alleinreisenden angenommen, die allein keine Tisch besetzen oder ein ganzes Menü essen möchten. Doch wer will, kann sich sämtliche Mahlzeiten vom Frühstück bis zum Abendessen am Tisch servieren lassen. Es gibt an Bord fünf Inklusive- sowie fünf Zuzahlrestaurants.

Was ist denn nun anders als auf den Vorläuferinnen der Mein-Schiff-Flotte? „Vieles erkennen Stammgäste auch von den ihnen vertrauten Schiffen wieder“, sagt Wybcke Meier, etwa die Namen von Bars und Treffpunkten. Ein großer Erfolg sei die Taverna Dionysos, auch das skandinavische Høfde, benannt nach dem gleichnamigen Restaurant bei Blåvand in Dänemark, auch die Osteria mit italienischer Küche auf dem Oberdeck seien sehr gut angenommen worden.
Neu ist auch, dass sich die Captain’s Bar auf Deck 12 direkt über der Brücke befindet. Vor allem Stammgäste sehen die Unterschiede zwischen den beiden Schiffsklassen. Die Mein Schiff Relax und die Mein Schiff Flow Weiterentwicklungen der vorhandenen Schiffe der Flotte. Leichte Änderungen habe man bei der Farbgebung und beim Design gemacht. Auch das Prinzip der „Neighbourhoods“ auf TUI Cruises-Schiffen, das man allerdings schon von den großen Schiffen der Icon-Klasse kennt, die wie TUI Cruises ebenfalls zur Royal Caribbean Gruppe gehören. Mit Neighbourhoods, eigentlich Stadtviertel, sind Bereiche gemeint, die einem bestimmten Design unterliegen, und die auf angelegten Wegen miteinander verbunden sind. Intuitiv solle man das Schiff erfahren, zugleich sollen durch die verschiedenen Bereiche, die mal lebhaft, mal ruhig, mal drinnen und mal draußen sind, die Passagiermassen entzerren, sodass nie der Eindruck von zu vielen Menschen an einem Ort entsteht.
Das Grande Finale des Bauprojekts steht nun bevor, schon nächsten Sommer soll die Mein Schiff Flow in Dienst gestellt werden. „Wir sind im Plan“, sagt Wybcke Meier, und der Verkauf laufe sehr gut. Ab August soll das neue Schiff ab/bis Palma im westlichen Mittelmeer auf neun- bis elftägigen Reisen unterwegs sein. Im Moment mag man es kaum glauben, aber 70 Prozent des Baus sind ja bereits geschafft, der Rest dient vor allem der schönen Optik.
Ingrid Brunner
Animationen/Fotos: TUI Cruises, Ingrid Brunner (4)







