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Unbekanntes Mittelmeer

French Style und Destinationen, die nicht Mainstream sind. Michael Wolf checkte auf der LE LYRIAL ein.

Für viele Passagiere ist es ein Höhepunkt, ein lange erwarteter Moment: die Durchquerung des Kanals von Korinth. In dichten Gruppen stehen sie auf den vorderen Decks, ein Glas Champagner oder einen­ Cocktail in der Hand. Trotz der späten Stunde zeigt man Präsenz – eine solche Besonderheit will sich keiner entgehen lassen – und das bereits am ersten Abend der Reise.

Foto: enapress.com

Als die Küste auftaucht, kann sich niemand vorstellen, dass die winzige Öffnung in der Mitte der Felsen vor uns genug Platz für ein Schiff bieten sollte. Einige Lichter tauchen auf, der kleine Schlepper, der in der Dunkelheit auf die LE LYRIAL gewartet hatte, nimmt seinen Kunden „an die Leine“.

Langsam gleitet das Schiff auf die Küste zu. Wundersam öffnet sich der kleine Spalt in den Felsen, verschlingt die LE LYRIAL. Bordscheinwerfer tasten die Ufer rechts und links ab, die sich auf wenige Zentimeter nähern, verschreckt fliegen einige Vögel auf. Steil ragen die Felsen auf, scheinen sich über uns fast wieder zusammen­zufügen, zwischen ihnen glitzert hoch oben der griechische Sternenhimmel. Etliche Gäste schauen sich das Manöver auf der fast immer offenen Brücke an – ein geniales Schauspiel.

Vor unserem Schiff müht sich unüberhörbar der Schlepper – ­der Dieselmotor übertönt bisweilen die klassischen Weisen der Bordlautsprecher und Erklärungen des Lektors. Dichte Rauchschwaden aus dem Schornstein vor uns unterstreichen die schwere Arbeit des offensichtlich nicht ganz jungen Arbeitsschiffes – und hüllen die gesamte Vorderfront der LE LYRIAL bisweilen in einen schwarzen und nicht gerade nach edlem Parfum riechenden Nebel, durch den man wie Fetzen Teile der Kanalwände vorbeihuschen sieht.

Foto: enapress.com

An der guten Stimmung auf der LE LYRIAL ändert das nichts. Als die Küste nach dem Ende des Kanals hinter uns kleiner wird und Signalleuchten langsam am Horizont erlöschen, sind sich alle Gäste einig: Diese Kreuzfahrt beginnt bereits mit einem Highlight.

Schon zu Beginn der Fahrt hätte man die kleine LE LYRIAL im Kreis der großen Schiffe im Hafen von Piräus fast übersehen. Die langen Ströme der Passagiere, die von zahllosen Bussen ausgespuckt wurden, fließen aber heute in die Bäuche der Megaliner. Dazu vergleichsweise wenige Gäste gehen die kleine Gangway zum Schiff hinauf, die eher einer kleinen schnittigen Yacht ähnelt. Und so wird man heute auch an Bord empfangen: Obwohl viele Gäste individuell anreisen, steht ein hochkarätiges Empfangskomitee an der Reling bereit – Hoteldirektor Eric Noir (der im Übrigen vorzüglich Deutsch spricht) und Monsieur le Commandant Régis Daumesnil persönlich, sekundiert von den charmanten Damen und Herren des Showensembles, wie sich später zeigen wird….

… Lesen Sie weiter in der aktuellen AN BORD.