Das jüngste Schiff der Excellence-Familie, die Excellence Pearl, begibt sich auf neue Gewässer. Die Reise führt von Nijmegen nach Brügge, an malerischen Landschaften und verlassenen Fabrikarealen vorbei. Kati Moser fuhr mit.
Kapitän André Harscher und seine Offiziere begrüßen jeden einzelnen Passagier an Bord der Excellence Pearl. Kaum sind die Kabinen bezogen, heißt es Leinen los. Das Abendessen wartet und auch die erste Schleuse. Bis Brügge werden wir an die vierzig passieren, mal muss das Schiff an Höhe gewinnen, mal verlieren. Verloren geht einem manchmal auch der Überblick über die eingeschlagenen Wasserstraßen. «Sie können jederzeit Fragen stellen und auf der Brücke fotografieren, nur nicht in der Nacht oder bei Nebel», sagt der Deutsche lachend. Die größte Herausforderung für die Excellence Pearl sind weder Untiefen noch Sandbänke, sondern entgegenkommende Lastkähne. Das elegante Schiff wird bestaunt, Spaziergänger bleiben stehen, Fahrradfahrer steigen vom Rad.
Die Excellence Pearl ist das neunte und jüngste Kind der Schweizer Reederei Swiss Excellence River Cruise. Sie ist eine Tochtergesellschaft der Badener Twerenbold Reisen Gruppe, wie auch die Reisebüro Mittelthurgau Fluss- und Kreuzfahrten AG. Seele des Unternehmens, nachdem Patron Werner Twerenbold 2015 plötzlich verstarb, ist Sohn Karim, 32, in der vierten Generation. Mutter Nazly kümmert sich mit ihrem ausgewiesenen guten Geschmack um Dekor und Interieur der Schiffe. Die Excellence Pearl kommt elegant daher, Pastellfarben dominieren. Der Umbau der ehemaligen Rembrandt dauerte acht Monate, das Interieur ist ganz neu, die Oberdeckkabinen haben alle französischen Balkone bekommen. Nun kann die neue Perle, mit 82 Metern Länge die kleinste der Excellence-Flotte, in außergewöhnlichen Flussregionen kreuzen.
Die Excellence Pearl kann bis zu 80 Passagiere an Bord nehmen, zusätzlich 25 Personen Besatzung – heuer aus elf Ländern. Die Bordsprache ist Deutsch, die Philosophie des Schiffes schweizerisch. Der Deutsche Robert Kratzer, 32, zuständig für die Menüs auf allen Excellence-Schiffen mit Ausnahme der Excellence Katharina, setzt auf hohe Qualität, Frische der Produkte sowie auf regionale Spezialitäten – hier in Belgien etwa auf Moules et frites. Die Mahlzeiten werden serviert unter den wachsamen Augen von Eva Varga, 29, Maître Restaurant und Bar-Managerin aus Ungarn.
Alle Probleme löst Wilhelm Bahrs, 61,seit über sechs Jahren für Excellence als Hotelmanager unterwegs, der pensionierte Ruedi Sägesser ist für das Gelingen der Ausflüge zuständig. Die Reise beginnt in den Niederlanden und führt durch Belgien, wobei kurz auch Frankreich gestreift wird. Sanfte Ufer mit Gänsefamilien hier, kahle Wände in den Kanälen dort. Bei Charleroi sieht es besonders abgewirtschaftet aus: Am Ufer reihen sich verlassene und ausrangierte Bauten aus der Zeit der bis in die Sechzigerjahre blühenden Stahlindustrie aneinander. Industriearchitektur nicht ohne einen gewissen Reiz, perfekte Kulissen für Endzeitfilme. Allgemeine Bewunderung erntet hingegen das futuristisch anmutende Schiffshebewerk von Strépy-Thieu, das 73 Meter Höhenunterschied in einem Zug überwindet! Wie geht das? Ganz einfach: Das Schiff gleitet in eine Art Badewanne und wird raufgezogen oder runtergelassen. «Meine Freundin versteht es nicht, wie ich ein Schiff millimetergenau führen und das Auto nicht mal einparken kann» meint Kapitän Harscher, 50, schmunzelnd.
Die Ausflüge sind auf die ganze Woche verteilt. Zu den Trouvaillen gehört Maastricht, eine der ältesten Städte der Niederlande, mit seinen bezaubernden Vierteln. Die belgischen Städte Mons und Tournai überraschen mit viel Charme. In Mons ist auch das Haus von van Gogh zu besichtigen, wo der Maler ein Jahr wohnte und zahlreiche Zeichnungen schuf, wie «Les bêcheurs», das ausgestellt ist. Ein Bijou ist Brügge mit seinen romantischen Grachten und Brücken, den engen Gassen, dem stattlichen Marktplatz. Im Stadtzentrum kann man die weltbekannte belgische Schokolade kosten und ein, zwei, drei Bierchen aus den über tausend einheimischen Sorten probieren.
Fotos: enapress.com, Marcus Gyger