Die Perspektiven für 2023 haben bei der größten norwegischen Fährreederei zu ersten Maßnahmen geführt. Wie das Unternehmen in Oslo bekanntgab, werden zwei der sieben Schiffe die Flotte noch im November verlassen und verkauft.
Die Passagier- und Autofähre Color Viking soll von der Route Sandefjord-Strömstad abgezogen werden. Von der Kiel-Oslo-Route wird die Frachtfähre Color Carrier abgezogen. Beide Schiffe sollen kurzfristig verkauft werden. Die Reederei erhofft sich dadurch für 2023 ein um mindestens fünf Millionen Euro besseres Ergebnis.
Gründe für die Entscheidung sind die derzeit schlechten Wirtschaftsprognosen für 2023, die unverändert hohen Energiekosten für Treibstoff und Landstrom sowie Änderungen bei der Besteuerung von den an Bord der Fähren verkauften Tabakwaren.
Da Norwegen nicht zur EU gehört, ist auf den Schiffen der Reederei der Verkauf von Alkohol und Tabak steuerbegünstigt möglich. Dieses Geschäft macht einen großen Teil des An-Bord-Verkaufs aus. Besonders die Kurzstrecke zwischen Sandefjord und Strömstad in Schweden wird durch Einnahmen aus dem Verkauf von Tabakwaren und Spirituosen finanziert. Für norwegische Staatsbürger wurde der pro Fahrt erlaubte steuerfreie Tabakeinkauf halbiert. Bislang durften Norweger 400 Zigaretten oder 500 Gramm Tabak pro Fahrt einführen.
Mit der Reduzierung auf 200 Zigaretten gleicht sich Norwegen an die Zollbestimmungen der EU an, wo bereits jetzt 200 Zigaretten aus Nicht-EU-Staaten eingeführt werden dürfen. Beim Tabak wird die erlaubte steuerfreie Menge auf 250 Gramm reduziert.
„Color Viking fährt seit mehr als 20 Jahren eine ganzjährige, tägliche Route zwischen Norwegen und Schweden, aber aufgrund hoher Energiekosten und geschwächter Rahmenbedingungen ist es leider nicht mehr finanziell tragbar, dieses Schiff auf der Route zu betreiben“, sagt sie Geschäftsführer Trond Kleivdal.
In Zukunft wird auf dieser Route für die Reederei die moderne Fähre Color Hybrid allein fahren. Das 2019 in Dienst gestellte Schiff ist eine der modernsten Fähren Nordeuropas.
Ein weiterer Grund für die Entscheidung ist neue Subventionsregelung für norwegische Seeleute. Für 2023 soll es laut Reederei eine weitere Abschwächung der Regelung geben. Damit sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb der Fähren unter norwegischer Flagge schlechter geworden.
Color Line wird auch den Betrieb des Frachters Color Carrier auf der Route Kiel-Oslo einstellen. Der Betrieb ist aufgrund stark steigender Treibstoffkosten und gestiegener Besatzungskosten bei gleichzeitig schwächeren Rahmenbedingungen wirtschaftlich nicht mehr tragbar, so die Reederei.
„Dies sind anspruchsvolle, aber notwendige Entscheidungen zur Straffung. Wir beginnen jetzt mit einem Prozess mit dem Ziel, die Zahl der Entlassungen zu minimieren, unter anderem durch die Versetzung auf andere Schiffe der Flotte sowie durch das Angebot freiwilliger Programme“, sagt Kleivdal.
Die Color Viking wird am 20. November stillgelegt. Die Color Carrier hat am 14. November ihre letzte Fahrt. Auf der Route Oslo-Kiel wird Color Line das Angebot für Frachttransporte mit den Schwesterschiffen Color Fantasy und Color Magic fortsetzen, die sich mit einer guten Transportbilanz ebenfalls in einem positiven Trend befinden. „Wir haben beim Passagierverkehr eine positive Entwicklung“, so Dirk Hundertmark, Geschäftsführer von Color Line in Kiel. FB