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Golf als Krisengebiet

Der Persische Golf hat als Winterrevier eine schwere Zeit vor sich. Die Emirate, Katar und Bahrain sind durch den Krieg zwischen Israel und dem Iran ungewollt zur Krisenregion geworden. Nach AIDA hat auch Costa deshalb frühzeitig reagiert und die Wintersaison im Golf storniert. Angesichts der auch auf absehbare Zeit sehr angespannten Lage in der Region ist das Vertrauen in einen ungetrübten Winterurlaub geschwunden.

Der jüngste Konflikt schwelt seit einigen Tagen zwischen Somalia und der autonomen Republik Puntland am Golf von Aden. Ein Frachter mit Waffen aus der Türkei für Somalia war von Puntland aufgebracht worden. Noch fliegen dort zwar keine Raketen, aber die Spannungen werden in der Region einfach nicht weniger.

Die US Marine hat sich deshalb bereits im Juni auf eine weitere Eskalation vorbereitet und neben der Nimitz und Carl Vinson einen weiteren Flugzeugträger für schnelle Einsätze in Bereitschaft. Die Gerald R. Ford kreuzt seit Mitte Juli im zentralen Mittelmeer postiert.

Neben Somalia, Jemen und dem Iran hat auch der wieder angeheizte Konflikt zwischen Indien und Pakistan die Region am Indischen Ozean keineswegs stabiler gemacht. Deshalb waren die Entscheidungen der Reedereien AIDA Cruises und Costa Cruises gut nachvollziehbar. Noch gab es Chancen, neue Fahrpläne in sicherheitspolitisch stabilen Regionen zu postieren.

Die Costa Toscana wird nun im Winter im westlichen Mittelmeer bleiben und dort neue Reisen bekommen. Die AIDAprima wechselt von Hamburg nach Kiel statt nach Dubai. Wie gut die Ostsee auch im Winter funktionieren kann, haben die Reisen bei Hapag-Lloyd Cruises in den vergangenen Jahren gezeigt. Stockholm, Danzig und auch Kopenhagen sind im Winter durchaus attraktiv. Aber auch andere Reedereien blicken gerade mit Sorgen auf das Wintergeschäft in der Region.

Als Alternativen rücken Kanaren und Karibik neben Westeuropa und Ostsee in den Fokus. Für die Sonnenfreunde unter den Kreuzfahrern ist mit der Karibik ein sicheres und auch verlässliches Revier mit vielen Destinationen neben den Kanaren im Markt.

Wie erfolgreich Umroutungen angenommen werden, hat die Schweizer Reederei MSC gezeigt. Sie hat 2024 für die MSC Opera aus den bekannten Sicherheitsgründen die Fahrten im Roten Meer frühzeitig abgesagt. Die Umroutung zu den Kanaren war ein anscheinend ein Erfolg. In der kommenden Wintersaison wird der Fahrplan bei den Kanaren jetzt von der größeren MSC Musica übernommen.

Durch die Wahl von Fahrtgebieten in Westeuropa und der Karibik entfallen auch die extrem langen Transreisen rund um Afrika. Da der Suezkanal und das Rote Meer weiter ein Hochrisikogebiet sind, müssen die Schiffe die rund zwei Wochen längeren Reisen rund um Afrika wählen.

Für die Destinationen am Persischen Golf ist die Entwicklung bitter. Nachdem gerade die Emirate und Katar mit großem Aufwand in den Kreuzfahrt-Tourismus investiert hatten, bricht nun ein erheblicher Teil des Kreuzfahrtbereichs aus westlichen Staaten durch die Konflikte weg. Kompensiert wird dieser Wegfall durch Urlauber aus Russland.

Fast zwei Millionen russische Touristen besuchten nach offiziellen Angaben 2024 die Vereinigten Arabischen Emirate. Russland hat den Flugverkehr zu den Emiraten ausgebaut. So gibt es inzwischen 300 Linienverbindungen pro Woche Russland und den Emiraten. Das ist ein Anstieg um das 1,5-Fache im Vergleich zum Frühjahr 2024. Die Emirate haben keine Sanktionen gegen Russland eingeführt.  FB

Foto: Frank Behling