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Ins Herz von Schlesien

In den vorpommerschen Häfen ist sie während der Sommermonate ein bekannter Gast, die schneeweiße THURGAU SAXONIA. Peer Schmidt-Walther hat sie noch als SAXONIA oft in Stralsund erlebt. Im Frühjahr jedoch weicht sie von ihrem Fahrplan ab.

Dann nämlich geht die THURGAU SAXONIA auf einen geschichtsträchtigen Südost-Kurs.
In Berlin-Spandau startet der Tausendtonner. Weiter über die Havelseen-Kette, den Oder-Havel-Kanal, Eberswalde, das Schiffshebewerk Niederfinow nach Frankfurt/Oder. „Ich wäre zwar lieber ab Hohensaaten links herum Richtung Ostsee nach Stralsund gefahren, aber auch eine Oder-Fahrt hat ihre speziellen Reize“, weiß der Kapitän aus langjähriger Schiffer-Erfahrung auf dem deutsch-polnischen Strom.
Frischer Wind weht den zusteigenden Passagieren ins Gesicht. Oder-Kreuzfahrt-Pionier Magner hingegen freut sich auf sein heimatliches Revier.

Naturbelassenes Bauernweib
Als die THURGAU SAXONIA in den trägen Fluss dreht, ist das Zittern kaum zu spüren. „Wie ein sanfter Schauer“, meint eine Seniorin poetisch, „kriechen die Schwingungen aus dem Maschinenraum durch die Kabinen.“
Mit dreifacher Schrittgeschwindigkeit und 1000 PS gleitet die THURGAU SAXONIA zu Berg, wie die Flussaufwärts-Richtung in der Fachsprache heißt. Kilometer um Kilometer schlängelt sich das 82 Meter lange Vier-Sterne-Schiff auf dem windungsreichen Fluss mit seinen oft schilfgesäumten Ufern voran. Er hat für Auge und Kamera nur stille Sensationen zu bieten: Landschaft satt samt seltene Vögel wie Seeadler und Kraniche – Hauptunterhaltung für die 60 Passagiere. Hin und wieder äsen Rehe auf den Wiesen. Ortschaften werden selten passiert, so dass die Reiseleiterin wenig ansagen muss. Die für Abwechslung sorgende Frachtschifffahrt ist seit der Wende fast eingeschlafen.
„Unter den deutschen Flüssen ist die Oder wie ein Bauernweib unter Großen und Edlen“, schrieb einst ein schlesischer Dichter. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich an den weitgehend naturbelassenen Ufern nicht viel getan. Nachdenklichkeit erzeugen allerdings zerschossene Brücken- und Hausruinen, die manchmal hinter den ausgefransten Ufern über den Deich ragen. Buhnen – sie sollen die Strömung regulieren und das Fahrwasser ausreichend tief halten – sind auf polnischer Seite, wo alte Landkarten die preußische Provinz Schlesien verzeichnen, unter- und überspült….

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Fotos: Peer Schmidt-Walther, nicko cruises, Thurgau Travel, daimon77/istockphoto.com