Links überspringen

Lichtzeichen in der Wüstenmetropole

Mit einer spektakulären Zeremonie ist am 13. November in der katarischen Metropole Doha das größte und auch innovativste Schiff der schweizerischen Kreuzfahrtreederei MSC Cruises auf den Namen MSC World Europa getauft worden. Jens Meyer berichtet von dem glanzvollen Event, das im Vorfeld der von kritischen Stimmen überschatteten FIFA-WM 2022 auch als leuchtendes Zeichen der Hoffnung und Öffnung gesehen werden kann.

Superlative sind ein Kernelement der Selbstdarstellung der aufstrebenden arabischen Golf-Staaten und so passte der Taufort vor der architektonisch imposanten Skyline der Hauptstadt Doha perfekt zu dem neuen Flaggschiff der drittgrößten Kreuzfahrtreederei Welt. Denn mit dem am 24. Oktober d. J. von seiner französischen Bauwerft als Typschiff einer neuen Schiffsklasse abgelieferten 215 863 BRZ-Neubau stellt das weltgrößte private, familiengeführte Kreuzfahrtunternehmen nach eigenen Angaben die „Zukunft der Kreuzfahrt“ vor. Hinzu kommt, dass mit der Taufe gleichzeitig auch das ebenfalls festlich illuminierte neue Grand Cruise Terminal eingeweiht wurde. Das von einem australischen Architekturbüro entworfene moderne Gebäude im arabischen Stil beherbergt neben einer Kunstgalerie auch das angeblich größte Aquarium im Mittleren Osten. An der Kaje des Terminals können gleichzeitig zwei große Kreuzfahrtschiffe sowie bis zu 12 000 Passagiere pro Tag abgefertigt werden.


Sheika Hind bint Hamad Al Thani taufte das jüngste Schiff der MSC Cruises-Flotte, die MSC WORLD EUROPA.
Foto: Jens Meyer

Als ein Zeichen dafür, dass in dem u.a. wegen seines mit westlichen Wertevorstellungen nicht vereinbaren Umgangs mit Menschenrechten in die Kritik geratenen Wüstenstaates Ansätze für eine mögliche Bewegung erkennbar werden, könnte die Tatsache gewertet werden, dass der Taufakt – auch für Insider überraschend – nicht von der mit dem Reedereigründer- und Eigner Gianluigi Aponte befreundeten Film-Ikone Sophia Loren als Stammtaufpatin vollzogen wurde, die in den vergangenen 20 Jahren nicht weniger als 17 Mal diese Aufgabe übernommen hatte.

Stattdessen durchtrennte mit Sheika Hind bint Hamad Al Thani, eine Halbschwester des Emirs von Katar und CEO der Qatar Foundation for Education, Science and Community Development, – assistiert von Kapitän Marco Massa und MSC-Gründersohn Diego Aponte – beherzt das blaue Taufband, und löste damit den Flaschenwurf und die verbundene Pyrotechnik aus. Die junge Frau, die u.a. ihr Studium am University College London mit einem Bachelor-Abschluss in Human Rights beendet und im September 2021 im Rahmen der ITU World Triathlon Series in Hamburg ihren ersten Triathlon-über die olympische Distanz absolviert hat, dürfte sicherlich als Hoffnungsträgerin gesehen werden.


Foto: Jens Meyer


Foto: Jens Meyer

Impressionen von Bord und aus Katar.


Während der Zeremonie wurde der Vorschiffsbereich des Täuflings zur Projektionsfläche für ein künstlerisches Videoprojekt, das durch vorwiegend abstrakte und fließende Muster und Farben mit optischen Täuschungen die Struktur der Schiffssilhouette zu variieren schien. Zu den Höhepunkten gehörte nach den Bühnenshows und einem ersten Auftritt von Matteo Bocelli als Solokünstler – sein erstes Soloalbum soll Anfang 2023 erscheinen – eine spektakuläre Show mit 600 Drohnen sowie ein Feuerwerk am Abendhimmel über der futuristischen Skyline der Metropole von Katar.

Die im Zuge des FIFA-World Cups in Partnerschaft mit Qatar Airways veranstalten Feierlichkeiten sieht die Reederei als Teil ihres umfassenden Engagements, das Wachstum des internationalen Tourismus in Katar sowie in der gesamten Golfregion zu unterstützen. Dabei geht es auch um die von Akbar Al Baker, CEO von Qatar Airways und Vorsitzender von Qatar Tourism, in seiner Rede erwähnte „Vision 2030“, eine Initiative mit dem Ziel, die Zahl der internationalen Touristen in Katar, bis zum Jahr 2030 zu verdreifachen. Er wies u.a. darauf hin, dass man mit dem neuen Grand Cruise Terminal eine hochmoderne Anlage eröffne, die Katar fest auf der Routenkarte für Kreuzfahrtschiffe verankere und Doha als einen der „modernsten Häfen der Welt“ positioniert.


Fotos: enapress.com


MSC Cruises zeigt dort schon jetzt mit drei Kreuzfahrtschiffen, dem Neubau MSC World Europa, der vor ihr am neuen Kreuzfahrtterminal liegenden MSC Poesia und der am 19. November für einen Monat eingetroffenen MSC Opera Flagge, die als Hotelschiffe für Gäste des FIFA Word Cups vom Supreme Committee & Legacy von Katar in Voll- bzw. Teilcharter genommen wurden.

Wenn Schiffe schon seit Jahrhunderten anerkannte Brücken zwischen Menschen und Kulturen sind und Tourismus sowie der (See-)Handel den gegenseitigen Austausch und Respekt fördern, dann dürfte MSC Cruises mit dem Ansatz, auf Kooperation statt auf Konfrontation, Isolation und Belehrung setzen, nicht den falschen Kurs zu steuern.


Drohnenshow bei der Taufzeremonie.


Seine erste Saison wird das neue Flaggschiff der Reederei denn auch im Nahen Osten verbringen und 7-Nächte-Kreuzfahrten nach Dubai, Abu Dhabi, Sir Bani Yas Island in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Dammam in Saudi-Arabien und Doha in Katar anbieten. Während für Schiffe der Wettbewerber die von Katar zur Fußballweltmeisterschaft verhängte Hafensperre für Doha bis zum 15. Januar 2023 verlängert wurde, darf die MSC World Europa ihre Saison bereits am 20. Dezember mit einer 4-Nächte-Kreuzfahrt von Doha in Katar nach Dubai in den Vereinigten Arabischen Emirate beginnen. Am 25. März 2023 verlässt die MSC World Europa Dubai und verbringt den Sommer 2023 im Mittelmeer, wo sie auf 7-Nächte-Kreuzfahrten die italienischen Häfen Genua, Neapel und Messina sowie Valletta auf Malta, Barcelona in Spanien und Marseille in Frankreich anlaufen wird.


Weitere Beiträge zur MSC WORLD EUROPA: Taufe in Katar (vom 14. November 2022) und Impressionen von der Übergabe des Schiffes von der Bauwerft an MSC Cruises (vom 24. Oktober 2022).