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„Star Clippers wird das Schiff nicht übernehmen“

Das Arbitrage-Verfahren zwischen der monegassischen Reederei Star Clippers und der kroatischen Werft Brodosplit ist von einem holländischen Gericht jetzt entschieden worden. Dabei wurden die Ansprüche der Werft gegenüber der Reederei in vollem Umfang zurückgewiesen.

Mikael Krafft, Foto: enapress.com

Die Werft hatte in den letzten Jahren offensichtlich entsprechende Konten pfänden lassen und versucht, die Royal Clipper in die Kette legen zu lassen. Krafft verwies gegenüber „an Bord“ auf ein Statement von Star Clippers. Darin wurde klargestellt, dass von der Reederei jetzt alle Massnahmen umgesetzt werden, um Schadenersatz von der Werft zu erhalten. Insider gehen dabei von Millionenbeträgen aus.

Dieser Schiedsspruch kann nicht mehr angefochten werden. Damit scheint klar zu sein, dass das Schiff endgültig nicht für Star Clippers unter dem Namen Flying Clipper in Fahrt kommen wird, sondern für den britischen Anbieter Tradewind Voyages unter dem Namen Golden Horizon. Tradewind ist eine Tochterfirma der kroatischen Unternehmensgruppe DIV, Mutterfirma der Bauwerft. Die Jungfernfahrt ist wegen Covid-Restriktionen vom 1. Mai auf den 1. Juli verschoben worden, wie Tradewind Voyages-CEO Stuart McQuaker gegenüber „an Bord“ bestätigte. MW

Ein Schiff der Superlative

Bei der Golden Horizon handelt es sich bekanntlich um eine vor sechs Jahren von der monegassischen Reederei Star Clippers bestellte und von dem renommierten polnischen Schiffskonstrukteur Zygmunt Choren entworfene moderne Replik des 1911 im französischen Bordeaux als seinerzeit größten Windjammer erstellten Frachtseglers France II. Das mit zweijähriger Verspätung gegenüber dem Kontrakttermin im Sommer 2019 von der zur kroatischen DIV-Gruppe gehörenden und in Split ansässigen Werft Brodosplit als Bau-Nr. 483 fertiggestellte Schiff, das der ursprüngliche Auftraggeber als Flying Clipper unter Malta-Flagge als sein neues Flaggschiff in Dienst stellen wollte, wurde nach Differenzen der Beteiligten über die Kontrakterfüllung und Verzögerungen nicht abgenommen. Dabei ging es um Terminverschiebungen wegen verspäteter Zulieferungen von Masten, Rigg, Segeln und technischen Dokumentationen sowie finanzielle Transaktionen in Zusammenhang mit der Finanzierung des Schiffes einschl. der dafür gewährten 12-Mio. EUR-Staatsgarantie. Weil der Werftkontrakt unter niederländischen Recht geschlossen worden war, wurde vor einem niederländischen Schiedsgericht ein Arbitrageverfahren eingeleitet, das jetzt (Ende März 2021) zum Abschluss gekommen ist. Der im Besitz der DIV-Gruppe verbliebene und für eine ihr nahestehende Eigentumsgesellschaft (XBAHTS Hero Shipping Inc.) registrierte 8770-BRZ-Neubau, der aufgrund einer juristischen Verfügung zwischenzeitlich weder verkauft werden noch den Namen Flying Clipper führen durfte, blieb deshalb nach kurzen Erprobungstrips unter kroatischer Flagge zunächst am Ausrüstungskai der Werft liegen, wo es derzeit für die Anlieferung in eine Charter des von der DIV-Gruppe gegründeten und seit Januar letzten Jahres mit Sitz im britischen Hadleigh, Suffolk, tätigen Veranstalters Tradewind Voyages UK Ltd. vorbereitet wird. Das von dem früheren Saga Cruises-COO Stuart McQuaker als CEO geführte Start-up will den Neubau bekanntlich als Golden Horizon ab Juli d. J. zunächst mit Reisen in britischen Gewässern in Fahrt bringen und hofft, bis 2027 noch drei weitere jeweils ca. 10 m längere Segelkreuzer in Dienst stellen zu können. Die Verantwortung für das Crewing des Großseglers wurde der renommierten Management-Firma V. Ships Leisure übertragen. Sie ist für das international zu rekrutierende Personal sowohl für den Decks- und Maschinenbereich als auch die Besetzung der Positionen im Hotelbereich zuständig. Brennstart für die 162,22 m lange, 18,50 m breite und max. 6,40 m tiefgehende Fünfmastbark (IMO-Nr. 9793545) war bereits am 9.12.2015, der Stapellauf erfolgte am 10.6.2017 und die Fertigstellung im Sommer 2019. Der weltgrößte Rahsegler-Neubau mit Eisklasse für das Befahren polarer Gewässer kann in 140 Außenkabinen 272 Gäste unterbringen. Das mit 159 internationalen Crew-Mitgliedern zu besetzende Schiff wird vom Tradewind Voyages-Team am 22. Juni zur Übernahme in Portsmouth erwartet. Es kann 42 Segel mit 6347 qm Fläche an fünf Masten an den Wind bringen und verfügt u. a. über ein großes Teakdeck, ein über drei Decks reichendes Restaurant, drei Bars und drei Pools sowie eine auf 50 cm über den Wasserspiegel absenkbare und ausziehbare Wassersportmarina am Heck. Einer der drei Pools verfügt über einen Glasboden, der das Sonnenlicht in das darunter liegende Atrium funkeln lässt, während der größte Pool der mit einer Tiefe von 5,5 m über zwei Decks reicht, über Glaswände verfügt, durch Tauchschüler bei ihren Übungen beobachtet werden können. Die redundante dieselektrische Maschinenanlage des u.a. mit Bugstrahler, Doppelruderanlage und doppelter Brücke ausgestatteten Neubaus besteht aus vier Caterpillar-Dieseln – 2x Typ 3516C à 2250 ekW und 2 x 3512C à 1700 ekW – die auf Generatoren arbeiten. Der Antrieb erfolgt über zwei Verstellpropeller, die für eine Geschwindigkeit von 16 kn sollen sollen, unter Segel sollen bei günstigen bis zu 20 kn möglich sein. JPM